Meine Tochter Amy (German Edition)
das Ganze an Amys Schulen: Sie waren ganz froh, sie los zu sein.
19 zu verlassen war eine harte Entscheidung, aber sie erwies sich als richtig. Amys Liaison mit Raye Cosbert und Metropolis entwickelte sich in meinen Augen zu einer der erfolgreichsten Partnerschaften im ganzen Musikgeschäft.
Raye organisierte Meetings mit Lucian Grainge von Universal und Guy Moot von EMI. Seine Energie war genau das, was Amys Karriere brauchte – wie ein Tritt in den Hintern. Guy Moot wollte Amy schon länger mit dem talentierten jungen Produzenten, Arrangeur, Songwriter und DJ Mark Ronson zusammenbringen. Im März 2006, ein paar Monate nachdem sie bei Metropolis unterschrieben hatte, ermunterte er sie, Mark in New York zu treffen. Amy wusste wenig über ihn, als sie in sein Studio in der Mercer Street in Greenwich Village marschierte, und als sie ihn sah, sagte sie: „Oh, da ist der Toningenieur.“ Später erzählte sie ihm, sie habe ihn sich als älteren jüdischen Typen mit langem Bart vorgestellt.
Das Treffen hatte etwas von einem peinlichen ersten Date. Amy spielte Mark Songs von den Shangri-Las vor, auf deren Retrosound sie stand, und meinte, das sei die Art von Musik, die sie für ihr neues Album wolle. Da Mark nur ein paar von den Songs, von denen sie sprach, kannte, gab sie ihm einen Schnellkurs in Sixties-Girlgroup-Popmusik. So wie sie auch mir einen verpasst hatte, als ich über einen Stapel alter Vinylsingles stolperte – die Ronettes, Chiffons, Crystals -, die sie auf dem Camden Market erstanden hatte. Daher rührte auch ihre Begeisterung für Sixties-Make-up und die Bienenkorbfrisur.
Tags darauf trafen sie sich wieder. Inzwischen hatte Mark ein Pianoriff erfunden, das die Strophenharmonien von „Back To Black“ bildete. Unterlegt hatte er das Ganze mit einer Base Drum, einem Tamburin und „Tonnen von Hall“. Amy liebte es, es wurde der erste Song, den sie für das neue Album aufnahm.
Ein paar Tage später sollte Amy eigentlich heimfliegen, aber sie war so beschäftigt mit Mark, dass sie mich anrief, sie bleibe in New York, um mit ihm weiterzuarbeiten. Der Aufenthalt dauerte noch zwei Wochen und erwies sich als sehr fruchtbar, Amy und Mark schafften fünf oder sechs Songs. Sie spielte Mark etwas auf der Gitarre vor, schrieb die Akkorde nieder und ließ ihn die Arrangements erstellen.
Viele ihrer Songs drehten sich um Blake, was Mark nicht entging. Sie erklärte ihm, Songs darüber zu schreiben habe eine kathartische Wirkung und „Back To Black“ fasse zusammen, was passiert sei, als die Beziehung zerbrach: Blake sei zu seiner Ex zurückgegangen, Amy ins „Schwarze“, zu Alkohol und Leid. Es war einer ihrer überzeugendsten Songs, weil sie das alles am eigenen Leib erlebt hatte.
Mark und Amy inspirierten sich gegenseitig und brachten sich auf neue Ideen. Eines Tages machten sie einen Spaziergang, weil Amy ein Geschenk für Alex Clare kaufen wollte. Auf dem Rückweg erzählte sie Mark, wie es mit Blake gewesen war, dann ohne ihn, dann mit Alex. Sie erzählte von der Zeit bei mir nach dem Klinikbesuch, als alle wegen der Trinkerei auf sie losgegangen waren. „Weißt du, sie wollten, dass ich auf Entzug gehe, und ich sagte Nein, Nein, Nein.“
„Das hört sich geil an“, sagte Mark, „eine echte Hookline. Gehen wir zurück ins Studio und machen wir einen Song daraus.“
Natürlich hatte Amy die Zeile schon Ewigkeiten zuvor in einem ihrer Bücher notiert. Mir hatte sie erzählt, sie wolle einen Song über diesen Tag schreiben, und nun entstand daraus „Rehab“.
Amy hatte auch bereits an einer Melodie für die „Hookline“ gefeilt. Als sie sie Mark vorspielte, war’s anfangs ein langsamer Blues-Shuffle – wie ein klassischer Zwölftakter. Mark schlug vor, es im Stil der Sixties-Girlgroups zu versuchen, die ihr so gefielen. Und er meinte, es könnte spaßig klingen, beatlesmäßig klirrende e- und a-moll-Akkorde einzubauen. Für Amy war das ungewohnt und neu – die meisten ihrer Songs beruhten auf Jazzakkorden –, aber es funktionierte, und nach gerade mal drei Stunden war „Rehab“ fertig.
Wenn man Amy jeden Tag mit Stift und Papier hingesetzt hätte, wäre dabei kaum je ein Song zustande gekommen. Aber immer mal wieder kam es vor, dass ihr irgendetwas oder irgendwer eine Erleuchtung gab und sie etwas Brillantes schrieb. Zu jener Zeit passierte das ein ums andere Mal.
Die Sessions im Studio waren intensiv und anstrengend, vor allem für Mark, der manchmal Doppelschichten schob und dann
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