Meine Tochter Amy (German Edition)
er wolle wieder mit ihr zusammen sein. Danach hingen die beiden noch stundenlang am Telefon.
Amy bekam von dem Urlaub nichts mehr mit, weil sie ständig in ihrem Zimmer am Telefonieren war. Nicht mal zum Abendessen kam sie raus. „Hörst du verdammt noch mal auf zu telefonieren?“, rief ich. „Du machst uns verrückt.“
Also verließ sie ihr Zimmer und lief im Garten herum - telefonierte aber trotzdem ständig. Das ging immer so weiter – jeden einzelnen Tag des Urlaubs.
Als wir wieder zurück in England waren, waren Amy und Blake ein paar Wochen zusammen, dann trennten sie sich wieder. Und damit fing es an.
Um diese Zeit herum lernte Amy einen Typen namens Alex Clare kennen und hatte etwa ein Jahr lang ein sporadisches Techtelmechtel mit ihm. Alex war wirklich nett, ich verstand mich gut mit ihm. Wir liebten beide jüdisches Essen und waren oft mit Amy und Jane in Reubens koscherem Restaurant in der Baker Street im West End.
Alex zog bald danach bei Amy ein, und anfangs waren sie sehr glücklich. Sie sprachen sogar davon, zu heiraten. Amy liebte Hunde und Katzen, und sie legten sich einen niedlichen Hund namens Freddie zu, der sich jedoch aufführte wie ein Geisteskranker.
Als Amy und Alex eines Tages mit ihm spazieren gingen, lief Freddie weg. „Wahrscheinlich hat er genug von mir“, sagte Amy. „Ich kann ihm keinen Vorwurf machen!“ Er wurde nie wieder gefunden.
6
DER WEG IN DIE DUNKELHEIT
Wenn ich heute auf die Zeit zwischen der Promotionarbeit für Frank und dem Erscheinen von Back To Black zurückblicke, wird mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, was musikalisch und privat mit Amy passierte. Da es ihre Gewohnheit war, höchst autobiografische Songs zu schreiben, griff sie eher selten zur Gitarre, wenn sie gerade glücklich war. Es gab auch nicht allzu viele Gigs, was sie scheinbar nicht kümmerte. Ich fragte mich, ob je ein zweites Album erscheinen würde. Sie schien in der Luft zu hängen.
Auch bei 19 machte man sich Gedanken über das nächste Album. Sie wollten ja schon 2004 was machen, aber da Amys Schwerpunkt woanders lag, tat sich wenig. Gegen Ende 2005 lief ihr Vertrag aus, und ich hatte den Eindruck, dass sie und 19 einander überdrüssig wurden. Die 19-Leute hatten ein paar Treffen in Restaurants mit Island-Records-Boss Nick Gatfield und EMI-Chef Guy Moot arrangiert. Aber Amy war nicht hingegangen. Das waren wichtige Leute, viel wichtiger als Amy, und ihr Nichterscheinen blamierte 19; sie verloren langsam das Vertrauen in sie.
Amy wiederum war enttäuscht, dass in Amerika nichts von ihr erschienen war. Und sie war nicht zufrieden mit Frank . Als es um den Nachfolger ging, kamen diese Themen wieder auf den Tisch. Egal was für geschäftliche Probleme es ansonsten gab – Tatsache war, dass kein Geld reinkam, und ich begann mir Sorgen über Amys Finanzen zu machen. Jane und ich gingen zu einem Konzert in einer Kneipe in Ostlondon, wo die Luft zum Schneiden war (es gab noch kein Rauchverbot) und sie gerade mal 250 Pfund bekam (dass sie dort nur auftrat, um einem Freund einen Gefallen zu tun, wusste ich nicht).
Am nächsten Tag erklärte ich Amy, wenn nicht bald Geld reinkäme, müssten wir vielleicht die Wohnung verkaufen.
„Papa, das geht nicht“, sagte sie. „Keine Sorge, ich werde ein neues Album rausbringen.“
Sie meinte das ernst, aber davon war schon so lange die Rede, dass ich langsam daran zweifelte. Alles, was ich wusste, war, dass sie in Spanien ein paar Songs geschrieben hatte, aber wahrscheinlich nicht genug für ein Album. Keine Ahnung, an wie vielen anderen sie zuvor oder seitdem gearbeitet hatte. „Wie viele Songs hast du?“, fragte ich sie.
„Ich mache es, Papa“, antwortete Amy. „Ich mach’s, also mach dir keine Sorgen.“ Mehr sagte sie nicht. Sie sprach nie gerne über ihr Songwriting – besonders, wenn nichts voranging.
Ich sah Amy damals nicht so häufig wie gewöhnlich, aber wir telefonierten täglich. Ich führte das auf ihre Fixierung auf Blake zurück, und mir fiel auf, dass sie Alex Clare immer seltener erwähnte.
Letzten Endes war sie erwachsen, und mich ging das nichts an, also hielt ich den Mund.
Als es um eine Verlängerung von Amys Managementvertrag mit 19 ging, erklärte sie Nick Shymansky, sie sei sich nicht sicher, ob sie mit ihnen weitermachen wolle. Er wusste nicht, was er sagen sollte, weil er das Gefühl hatte, sie wolle zwar ihn weiter im Boot haben, 19 aber nicht. Mit Nick Godwyn hatte Amy so gut wie jeden Tag Probleme. Nick
Weitere Kostenlose Bücher