Meine Tochter Amy (German Edition)
besonders wenn es um meine Kinder geht.
Amys alter Freund Tyler meint, Amy habe sich grundlegend geändert, als sie Blake kennenlernte. Tyler zufolge hat sie sich auf der Stelle in ihn verliebt, und von da an waren sie unzertrennlich. Er war der Mittelpunkt von Amys Welt, alles drehte sich um ihn. Tyler hat mir erzählt, bei seinem ersten Besuch in Amys Wohnung am Jeffrey’s Place habe Blake ihm beim Fernsehen eine Line Kokain angeboten – mit so etwas hatten Tyler und Amy sonst nichts am Hut. Amy war wie gesagt absolut gegen harte oder, wie sie sie nannte, „chemische“ Drogen. Während Blake also Koks nahm, blieb sie beim Kiffen (daher die Textzeile in „Back To Black“: „You love blow and I love puff“). Und sie trank weiterhin.
Später fand ich heraus, dass Blake mit Heroin herummachte, als er Amy kennenlernte. Tyler, der damals mit in der Wohnung am Jeffrey’s Place wohnte, musste sich wegen des passiven Heroinrauchens nach dem Aufwachen übergeben, aber er war sich nicht sicher, ob Blake das Zeug nahm, bis Amy es ihm bestätigte.
Nicht nur Tyler fiel auf, dass Amy sich veränderte. Nick Shymansky erinnert sich an einen Schlüsselmoment, als er Amy von einem Skiausflug anrief. Sie hörte sich „echt anders“ an. „Ich habe diesen Typen kennengelernt“, erzählte sie Nick. „Du wirst ihn mögen. Er heißt Blake, und wir sind wahnsinnig verliebt.“
Nick kehrte von seinem Skiausflug zurück und sah sofort, dass Amy während seiner Abwesenheit etwa zehn Kilo abgenommen hatte.
Sie fing auf einmal an, ihn frühmorgens betrunken anzurufen. Eines Nachts rief sie an und sagte, sie habe mit Blake gestritten und sei in einem Pub in Camden. Nick solle sie holen. Nick fühlte sich immer als Amys Beschützer, also ging er sie natürlich abholen. Es war das erste Mal seit Chris, dass Amy verliebt war, und Nick zufolge waren die ersten zwei oder drei Wochen fürchterlich. Alle sorgten sich um sie und befürchteten das Schlimmste.
Die turbulente Beziehung von Amy und Blake wurde immer wüster. Als hätte das mit den Drogen nicht gereicht, fand Amy heraus, dass Blake sie mit seiner Exfreundin betrog, was zu einer der ersten ihrer vielen Trennungen führte. Laut Tyler beendete Amy die Beziehung wegen Heroin und der anderen Frau. Bis dahin waren Amy und Blake jeden Tag zusammen gewesen. Auf einmal waren sie es nicht mehr.
Sie litt sehr unter der Trennung. Nicht lange danach gingen Amy und ich am Primrose Hill spazieren – sie liebte das, und damals erkannten sie kaum Leute, und wir wurden nicht von Fans belagert. An diesem Nachmittag ging es ihr sichtlich schlecht.
„Ich will wirklich mit ihm zusammen sein, Papa, aber ich kann nicht“, sagte sie. „Nicht, solange er seine Ex trifft.“
Ich wusste nicht, ob ich sie ermuntern oder realistisch sein sollte. Schließlich wusste ich damals kaum was über Blake. „Du weißt, was das Beste ist, Liebling. Ich unterstütze dich, egal wie du dich entscheidest.“
Sie drückte meine Hand. „Es liegt an mir, oder, Papa? Ich suche mir immer die falschen Jungs aus, nicht wahr?“
„Ich sag dir was“, begann ich, weil ich was tun wollte, irgendwas, damit es ihr besser ging. „Jane und ich fahren nach Spanien in Urlaub. Willst du mitkommen?“ Ich dachte nicht, dass sie einwilligen würde, aber zu meiner Erleichterung sagte sie Ja.
Wir wohnten bei Janes Vater Ted in Alicante. Ein hübsches altes, abgelegenes Bauernhaus mit Pool. Wir waren schon einmal dort gewesen und hatten einen Riesenspaß gehabt. Damals waren wir in ein nahe gelegenes Jazz-café gegangen, und Amy hatte mit der Band gesungen. Ich dachte, im Urlaub könne sie Blake vergessen und ohne große Ablenkungen Songs schreiben.
Leider hatte sie ihre Gitarre vergessen. Also fuhren wir in das Dorf Gata de Gorgos und kauften ihr eine, in der fantastischen Werkstatt der Brüder Paco und Luis Broseta – wir waren stundenlang dort. Amy probierte sicher Hunderte Gitarren aus, bevor sie sich für ein echt schönes, kleines Exemplar entschied, das perfekt für jemanden ihrer Größe schien.
Nach der Rückkehr ging Amy in ihr Zimmer und komponierte. Ich hörte, wie sie spielte und Pausen machte, um was aufzuschreiben. Sie kam nie mit der Gitarre aus ihrem Zimmer, um uns was vorzuspielen, es blieb alles geheim. Das ging eine Weile so, dann herrschte plötzlich Stille. Nach etwa einer Stunde ging ich in ihr Zimmer – sie telefonierte mit Blake. Als sie fertig war, kam sie raus und teilte mir freudig mit,
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