Meine Tochter Amy (German Edition)
wollte und im Radio hörte, dass es am Trafalgar Square einen Stau gab, ging ich einfach wieder heim. Ich hielt den Gedanken nicht aus, im Verkehr herumzustehen. Eine billige Ausrede – am Trafalgar Square herrscht immer Stau. Es stellte sich heraus, dass ich an Angstattacken litt.
Und dann musste auch noch Amys Firma unvorhergesehene Kosten tragen, da sich die Rechnungen für Amys und Blakes Therapien, Urlaub und Hotelaufenthalte stapelten. Wenn das so weiterging, würden wir kurzfristig in Zahlungsschwierigkeiten geraten, bis Amys nächster Tantiemenscheck eintraf. Natürlich konnte ich das Geld für Amys Arztkosten irgendwie auftreiben. Ich arbeitete im Taxi so oft es ging, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, und wenn es sein musste, würde ich mir Geld leihen. Meine Freunde ließen mich nie im Stich.
Amys Buchhalter legten mir eine Rechnung vom Causeway Retreat über 21 000 Pfund vor. Die wollte ich nicht zahlen. Ich war immer noch sauer, weil sie nicht verhindert hatten, dass Amy und Blake dort an Drogen kamen. Deswegen hatte ich mich beschwert, und sie hatten versprochen, mir zu antworten. Solange das nicht geschah, bliebe die Rechnung unbezahlt. (Das Causeway Retreat wurde 2010 auf Geheiß der Behörden geschlossen. Im November bekannte sich die Betreiberfirma Twenty 7 vor Gericht in Chelmsford schuldig, ein nicht lizenziertes Hospital betrieben zu haben, und musste 8000 Pfund Strafe sowie 30 000 Pfund Verhandlungskosten bezahlen. Bezirksrichter David Cooper sagte, die Qualitätsstandards der Firma „wären selbst für ein Land in der Dritten Welt wirklich peinlich“.)
An diesem Tag schrieb ich Schecks über 81 000 Pfund aus. Dem Megaerfolg von Back To Black zum Trotz blieben so bis zur Auszahlung der Tantiemen gerade mal 175 000 – kaum die Millionen, die Amy den Zeitungen zufolge machte. Aber man sagte mir, der nächste Scheck werde ein dicker sein.
Am Samstag, den 8. September stand nichts über Amy in der Presse, zum ersten Mal seit Wochen, deshalb hielt ich es sogar in meinem Tagebuch fest und verließ den Kiosk mit einem Lächeln.
Ein paar Tage darauf behauptete News of the World , Amy sei schwanger. Sie las die Berichte über sich nicht, und ich erzählte ihr nur von so lächerlichen Geschichten. Abends telefonierten wir also und lachten über den Quatsch mit der angeblichen Schwangerschaft. Dann sprachen wir über Alex, der den „Knowledge“-Test machen und Taxifahrer werden wollte – es war Amys Idee, sie hatte angeboten, ihm dafür Geld zu leihen. Sie redete so gut wie nie über Geld – aber dann hörte ich Blake im Hintergrund, wie er ihr Fragen einsagte.
Zum ersten Mal überhaupt fragte sie mich, wann die nächsten Tantiemen fällig seien. Ich sagte, wir hätten 750 000 Pfund von Universal zu erwarten. Sie legte die Hand auf den Hörer und gab das an Blake weiter.
„Papa, ich will eine Geschäftspartnerschaft mit Georgette gründen“, sagte sie dann. „Ich will für sie einen Friseursalon eröffnen.“
„Soll das ein Witz sein?“, fragte ich. „Nach allem, was diese Frau dir angetan hat?“
Immer noch hörte ich Blake im Hintergrund, und sie gab an mich weiter, was er ihr vorsagte. Moment mal, dachte ich, wer hat dieses Geld verdient? Du oder er? Du schuftest dich ab, während er offenbar plant, was er mit deinem Geld machen will. Danach sprachen wir nicht mehr lange. Auf keinen Fall würde ich Blake helfen, Amys Geld auszugeben, egal wofür.
„Amy geht mir auf die Nerven“, schrieb ich an dem Abend in mein Tagebuch. „Ich hab die Schnauze voll von ihr!“
9
SÜCHTIG
Ein paar Tage danach rief mich Amy an und fragte, ob es wahr wäre, dass ich versuchte ihr Geld unter meine Kontrolle zu bringen und Blake davon fernzuhalten. Ich war fassungslos. „Nein“, antwortete ich und erinnerte sie, dass die Firma zu hundert Prozent ihr gehörte und es lediglich meine Aufgabe war, die Dinge im Auge zu behalten, Schecks zu unterzeichnen und ihre Interessen zu wahren. Aber eines war klar: Wenn Amy was zustieße, wollte ich nicht, dass Blake oder Georgette an ihr Geld kamen.
„Amy hat gefragt, ob ich Blake liebe“, schrieb ich in mein Tagebuch. „Ist sie wahnsinnig? Ich log und bestätigte, dass ich ihn möge, aber in seiner Familie einfach zu viel falsch laufe.“ Mir fiel das alte Sprichwort ein: „Sei deinen Freunden nahe, aber deinen Feinden noch näher.“
Blake schien sich durch Amys enge Bindung an ihre Familie bedroht zu fühlen. Dass sie Zeit mit uns verbrachte,
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