Meine Tochter Amy (German Edition)

gestohlen zu haben, was Juliette nie tun würde. Es gab einen fürchterlichen Streit, und ich ging auf Blake los – zum ersten Mal in Amys Gegenwart.
    Tags darauf flogen Amy und Blake nach St. Lucia. Amy simste, sie seien gut angekommen, und ich muss gestehen, ein Teil von mir war erleichtert. Ich war nicht so töricht zu denken, die Probleme seien vorüber, aber zumindest waren sie weiter entfernt. Ich musste die letzten paar Wochen vergessen und Zeit mit meiner Frau verbringen, die ich in dem ganzen Trubel vernachlässigt hatte. Um den ganzen Ärger besser zu verarbeiten, schrieb ich alles, was ich erlebt und empfunden hatte, in mein Tagebuch. Eine andere Zuflucht blieb mir nicht.
    Am folgenden Dienstag gaben die Civils Radio 5 Live ein Interview und forderten die Hörer auf, keine Platten mehr von Amy zu kaufen, da sie sonst eine Drogensüchtige unterstützen würden. Giles beschuldigte ihr Label, Amy bis aufs Blut auszuquetschen, und unterstellte, wir, Amys Familie, seien aus Eigennutz daran beteiligt.
    Die Dinge gerieten außer Kontrolle. Ich dachte, ich könne Amy nur schützen, indem ich die Wahrheit sagte, anstatt die Leute den Lügen von Fremden auszusetzen. Also beschloss ich, mich zu Wort zu melden, und erklärte noch am selben Tag Victoria Derbyshire auf Radio 5 Live, wie schlimm alles geworden war, seit Amy und Blake verheiratet waren: dass ich von den Civils keinerlei Unterstützung bei meinen Bemühungen bekam, Amy und Blake zu helfen, und dass sie, wenn sie zu dem Treffen im Matrix-Studio gekommen wären, anstatt in eine Kneipe zu gehen, selbst gesehen hätten, wie besorgt und verständnisvoll die Leute von Amys Label waren.
    In den nächsten Tagen gab ich viele Interviews, um klarzustellen, wie die Dinge lagen. Wahrscheinlich Zeitverschwendung, aber immerhin fühlte ich mich etwas besser.
    Am 31. August erhielt ich eine SMS von Blake:
Übrigens, wenn das jemanden beruhigt, wir sind auf einer Insel, wo man nicht an Heroin kommt – hab ich wo gelesen, schau nach! In dem noblen Resort hier hat man uns noch nicht mal einen Joint angeboten. Keine Sorge, wir begnügen uns mit leckeren Cocktails. Alles Liebe, Blake & Amy .
    „Was für ein Haufen Mist!“, schrieb ich in mein Tagebuch.
    Tags darauf die nächste SMS:
Es geht uns gut, Papa, Telefonieren etwas kompliziert hier, SMS geht. Liebe dich total, tausend Küsse. Sag, dass du mich liebst .
    Sie kam von Amys Telefon, aber ich wusste, dass Blake sie geschickt hatte – Amy hätte sich mir gegenüber nie so ausgedrückt. Um Trost und Frieden zu finden, besuchte ich nachmittags den jüdischen Friedhof in Rainham, Essex, wo mein Vater, meine Großeltern und mein Onkel begraben sind.
    Leider rissen die schlechten Nachrichten nicht ab, im Gegenteil. Am 2. September druckte die News Of The World schockierende Bilder von Amy, die offenbar Einstiche an ihren Armen zeigten. Das ließ vermuten, dass sie nun auf Spritzen umgestiegen war.
    Am Boden zerstört, rief ich Dr. Ettlinger an. Er versicherte mir, dass die Narben von den Schnitten herrührten, die sich Amy zugefügt hatte, und dass sie definitiv keine Nadeleinstiche seien. Für den Augenblick war ich erleichtert – mochten die Leute ruhig denken, meine geliebte Tochter hänge an der Nadel, aber zumindest war es nicht wahr. Damit wäre ich nicht fertiggeworden.
    Am selben Tag brachte die Mail on Sunday eine Story über die Civils. Ich hasste es, jeden Morgen die Kioske mit Amys Gesicht auf den Titelseiten der Zeitungen tapeziert zu sehen. Es war wie ein Leben im Glashaus, die Welt hackte auf jedem Fetzen von Amys Leben herum.
    Aber dieser Artikel munterte mich etwas auf. Im Mai 2007, ein paar Tage nach Amys und Blakes Hochzeit, waren Georgette und Giles im Grantham Magistrates’ Court in Lincolnshire wegen ungebührlichen Benehmens, Beleidigung und Störung der öffentlichen Ordnung verurteilt worden. Die Mail on Sunday berichtete:
Die beiden wurden für schuldig befunden und zu einem Jahr offenem Strafvollzug verurteilt, nachdem Rektor Giles und seine Frau Georgette in eine heftige Auseinandersetzung auf dem Fußballplatz einer Dorfschule verwickelt wurden .
Das Gericht erfuhr, dass die Civils den Assistenztrainer ihrer örtlichen Jugendmannschaft, Neil Swaby, und seine Frau Jane bedroht hatten. Mr. und Mrs. Civil stürmten an die Seitenlinie und beschimpften Mr. Swaby, weil er ihren jüngsten Sohn zurechtgewiesen hatte. Dann schlug ihm Georgette ihre Autoschlüssel ins Gesicht. Zur Mail on Sunday sagte