Meine Tochter Amy (German Edition)
Mr. Swaby: „Das Problem ist, dass Giles und Georgette immer allen anderen die Schuld geben.“
Nichts davon überraschte mich – ich wusste, dass sie gemeine Leute waren, und jetzt wusste das auch jeder, der die Mail on Sunday las –, aber ich begann mich zu fragen, wozu sie noch fähig wären. Leider sollte ich das nur zu bald herausfinden.
Am 3. September kehrten Amy und Blake von St. Lucia zurück. Ich konnte es nicht erwarten, Amy zu sehen, und war zugleich nervös. Ich traf die beiden im Blakes Hotel in Kensington im Londoner Südwesten. Amy sah gut aus, nur etwas mager. Ich nahm mir vor, sie deswegen anzusprechen – noch etwas, was mich beunruhigte. Mir wurde klar, dass sie in letzter Zeit nicht wie gewohnt aß, was ich auf die Drogen zurückführte. Blake wiederum lallte und stand neben sich; offenbar hatte er was genommen.
Sie zusammen zu sehen raubte mir alle Illusionen, dass sich viel geändert hatte. Der Kampf ging nahtlos weiter. Ich hatte nur einen Gedanken: Ich musste etwas tun, was auch immer, um meine Tochter wieder hinzubiegen. Meine bisherigen Anstrengungen waren vergeblich geblieben, also musste ich es anders versuchen, auch wenn das bedeutete, nett zu Blake zu sein und Amy zu erzählen, ich hätte meine Meinung über ihn geändert.
Als Georgette eintraf, vereinbarten wir einen Waffenstillstand. Daraufhin und weil Amy und Blake noch in Urlaubslaune waren, führten wir ein vernünftigeres Gespräch. Amy und Blake sagten, sie wollten clean werden. Ich war erfreut, dass sie sich zu einer Tagestherapie bereit erklärten. Sie dauerte nicht mal einen Tag.
Abends ließen wir Blake im Hotel, während ich Amy zur Untersuchung in Dr. Ettlingers Praxis am Upper Devonshire Place im West End brachte. Unterwegs erhielt ich eine SMS von Blake:
Ich kann dir nicht sagen, wie dankbar ich dir bin, dass du mit meiner Mutter Frieden geschlossen hast. Das ist gut und bedeutet mir viel .
Dein zweiter Sohn, Blake x
Fünf Minuten später kam die nächste:
Ich werde immer mein Bestes für Amy tun, du hast mein Wort. Sie ist mein Ein und Alles. Blake x .
Ich zeigte Amy die Nachrichten. „Okay, geben wir ihm noch eine Chance“, log ich. „Anscheinend ist er wirklich ein netter Kerl.“
Dr. Ettlinger untersuchte Amy und sagte, sie sei okay, betonte aber noch einmal, sie dürfe keinerlei Drogen nehmen, um nicht wieder einen Anfall zu erleiden. Zudem sei sie sehr dünn und müsse zunehmen. Als wir rauskamen, wimmelte es von Paparazzi.
„Papa, woher wussten die, dass ich hier bin?“, fragte Amy. Ich schüttelte den Kopf: keine Ahnung.
In gerade mal zwei Monten war so viel passiert. Keiner von uns konnte Amy helfen – nichts, was wir versuchten, schien zu funktionieren. Raye und ich dachten, das Beste für sie wäre, wieder an die Arbeit zu gehen, um sie aus dem Trott der letzten paar Wochen herauszureißen. Dass sie neue Songs geschrieben hatte, war unwahrscheinlich. Daher hatte es keinen Zweck, auf ein neues Album zu drängen. Sie liebte es allerdings, eine Gitarre in der Hand zu haben und mit der Band zu spielen. Die Musiker nahmen keine Drogen, deshalb fand ich es gut, wenn sie mit ihnen zusammen war und eine Weile weg von Blake.
Einige Zeit zuvor war Back To Black für einen Mercury Music Prize nominiert worden, und am 4. September begleitete ich Amy zu der Verleihung im Grosvenor House in der Park Lane. Sie unterlag den Klaxons, war aber in bester Verfassung und klang fantastisch, als sie „Love Is A Losing Game“ sang, nur zur Akustikgitarre, und alle – auch mich – daran erinnerte, wie großartig ihre Stimme war. Die Drogen hatten daran zum Glück nichts geändert. Das Publikum war hingerissen von ihr, und für ein paar Minuten vergaß ich all den Horror der letzten Zeit.
Sie kam zurück an unseren Tisch, und ich umarmte sie. Dass sie nicht gewonnen hatte, war egal. Ihr Gesichtsausdruck beim Singen, die stille Begeisterung der Fans, das wog alles auf. Als ich sie an dem Abend auf der Bühne sah, war sie wieder mein kleines Mädchen, besessen von nichts als ihrer unfassbaren Musik. Es war so viel Liebe für sie im Raum. Das machte mir Mut: Sie war noch am Ball – nicht verloren, nur ein bisschen verirrt. Aber am Ende des Abends ging sie dennoch nach Hause zu Blake.
Zu all den Problemen kam, dass sich Jane um meine Gesundheit sorgte. Ich hatte kaum Zeit, mich um mich selbst zu kümmern, aber ich war immerzu nervös und müde, der geringste Anlass warf mich aus der Bahn. Wenn ich Taxi fahren
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