Meine Tochter Amy (German Edition)

wie es ist, 24 Stunden am Tag dort festzusitzen? Von einer Ehefrau sollte man erwarten, dass sie das versteht und ihre Besuchstermine einhält.“ Dass sie meinen Geburtstag vergessen hatte, erwähnte ich nicht einmal.
    Später rief sie an und wollte mich treffen. Ich sagte, ich wolle sie nicht sehen, weil ich noch sauer auf sie sei. In Wirklichkeit erschien mir die Lage inzwischen aussichtslos. Ich wollte vermeiden, was Falsches zu ihr zu sagen.
    Zwei Tage danach hielt Amy ihren Besuchstermin bei Blake ein, kam jedoch zu spät und wurde nicht eingelassen. Ich hatte ein Meeting mit Outside Organization, Amys PR-Agentur, um zu besprechen, wie wir eine positivere Presse für sie bekommen konnten. Viel Erfolg war uns nicht beschieden.
    Nicht lange nach dem Treffen erschien in News of the World ein offener Brief von Janis an Amy. Janis hatte ihn zwar nicht selbst geschrieben, aber den Inhalt abgesegnet. Darin bettelte sie Amy buchstäblich an, clean zu werden. Ich konnte nachvollziehen, warum sie sagte, was sie sagte, und es war nicht allein ihr Fehler – tags zuvor hatte man ihr möglicherweise irrtümlich gesagt, dass die News of the World einen offenen Brief von Georgette an Amy drucken werde. Amy war jedenfalls sehr wütend, dabei wollte Janis nur ihr Bestes. Die Sache zeigte uns wieder einmal, wie vorsichtig wir mit der Presse umgehen mussten und wie manipulativ sie arbeitet.

    Als ich Dr. Ettlinger und Dr. Pierides das nächste Mal traf, waren sie sehr besorgt um Amys Gesundheit. Ich versuchte immer noch, sie zu einem Entzug zu überreden, aber bisher war nichts dabei herausgekommen.
    Beide Ärzte wiesen darauf hin, wie abgemagert sie war. Amy selbst meinte, Blake habe sie bei ihren letzten Besuchen gebeten, Gewicht zuzulegen und keine Drogen mehr zu nehmen.
    Niedergeschlagen fuhr ich heim. Meine Laune besserte sich noch nicht mal, als Raye anrief und sagte, Amy sei für sechs Grammys nominiert worden. „Sie wollen, dass sie bei der Verleihung in L.A. am 10. Februar 2008 auftritt“, fügte er hinzu.
    „Was sagt sie dazu?“, fragte ich.
    „Sie ist begeistert, Mitch. Sie will es wirklich tun. Sie konnte gar nicht glauben, dass sie für so viele Preise nominiert ist. Ich habe sie ewig nicht mehr so glücklich gehört.“
    „Warte mal, Raye“, sagte ich. „Sie kriegt kein Visum, oder?“
    Raye erwiderte: „Sie meint, sie wird rechtzeitig clean sein.“
    „Nun, dazu wird es nicht kommen.“
    Ich rief Amy an und gratulierte ihr. Sie war wirklich glücklich wegen der Grammys, und wir hatten ein richtig gutes Gespräch – wie seit langer Zeit nicht mehr.
    „Als du in deinem Zimmer in Spanien gesessen bist und auf der kleinen Gitarre gespielt hast, die Songs, die du damals geschrieben hast, wer hätte gedacht, dass du Grammys gewinnst? Unglaublich, Schatz.“
    „Ich sag dir was, Papa …“ Sie schwieg. Das erste Mal in ihrem Leben fehlten Amy die Worte. Und dann sagte sie: „Weißt du was, Papa? Das ist erst der Anfang. Ich muss wieder schreiben.“
    Ich legte auf und dachte: Warten wir’s mal ab. Einen Schritt nach dem anderen – erst mal muss sie hinkommen.
    Bald darauf galt Amy in Blakes Fall offiziell als verdächtige Person. Blake hatte gestanden, er habe James King 200 000 Pfund zahlen wollen, damit er in der Körperverletzungssache nicht als Zeuge auftritt. So viel Geld hatte Blake ganz offensichtlich nicht, und die einzige Person, von der er es kriegen konnte, war Amy. Aber Amy kam wie gesagt ohne Gegenzeichnung nicht an das Geld heran, deshalb war ich zwar besorgt über diese Entwicklung, wusste aber, dass dabei nichts herauskommen konnte.
    Da nun gegen Amy ermittelt wurde, durfte sie Blake nicht mehr frei begegnen. Bei ihren Besuchen waren sie daher durch eine Glasscheibe getrennt. Amy regte sich fürchterlich auf – ich hatte versucht diese ganzen Vorgänge von ihr fernzuhalten, aber das ließ sich nicht vermeiden. Amys Anwalt riet uns erneut, eine Aussage zu machen, anstatt zu warten, bis man sie verhaftete, was seiner Ansicht nach unmittelbar bevorstand. Ein paar Tage später arrangierte er einen Termin für Amy auf dem Polizeirevier Shoreditch in Ostlondon, wo sie verhaftet wurde. Es ist nach englischem Recht üblich, Verdächtige zu verhaften, bevor sie von der Polizei verhört werden. Raye, der sie begleitete, wurde nach einer Prügelei mit Paparazzi vor dem Polizeirevier ebenfalls festgenommen. Die Vorwürfe gegen ihn ließ man jedoch fallen. Nach dem Verhör kam Amy ohne Auflagen gegen