Meine Tochter Amy (German Edition)
Meine Hoffnungen bekamen einen erneuten Dämpfer, als ich sie in der Wohnung in Bow besuchte und – siehe da – Blakes Freund Geoff wieder da war.
Am nächsten Morgen ließ Raye eine weitere Bombe platzen. Die Zeitung The Sun hatte ihm mitgeteilt, sie habe Bilder und Videos, auf denen Amy Drogen nahm. Das war erschütternd, aber ich versuchte ruhig zu bleiben: Es bestätigte nur, was ohnehin jeder wusste. Am Tag des Drogentests brachte die Sun die Geschichte mit Bildern, auf denen Amy offenbar Crack konsumierte. Schlimmer noch: Das Video hatten zwei Freunde von Blake gemacht und es an die Sun verkauft.
Ich dachte, Amy werde zutiefst beschämt sein, aber sie behauptete angesichts der Beweise, sie sei nicht reingelegt worden, und sagte: „Was soll’s? Es glaubt doch sowieso jeder, dass ich Drogen nehme, Papa.“
Nachdem die Story erschienen war, wurde ich regelrecht überflutet mit Anrufen von Reportern. Um meine Tochter zu schützen, sagte ich, Amy sei in Behandlung und wir alle stolz auf ihre Fortschritte.
Wir verschoben den Drogentest zwar um eine Woche, das Hauptproblem blieb jedoch, Amy dazu zu bringen, sich auf die Sache zu konzentrieren. Sie sollte am 24. Januar in Cannes auftreten, Jane und ich würden sie nach Frankreich begleiten. Nach den Fotos in der Sun gab es jedoch ein Meeting zwischen Raye, mir und Lucian Grainge bei Universal Records. Grainge stellte klar, dass er nicht zulassen werde, dass Amy auftritt. Wenn Amy nicht in eine Entzugsklinik gehe, erlaube er ihr auch nicht, bei den Grammys und den BRIT Awards aufzutreten. Er fürchtete, Amy werde sich zum Gespött der ganzen Welt machen. Sie war Nummer eins in Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien gewesen, aber ein Skandal konnte auch Universal schaden.
Das war ein Schuss vor den Bug. Er sprach zwar nicht davon, dass Universal Amy rauswerfen könne, aber er bestand auf einem medizinisch betreuten Entzug. Seine Absichten waren gut; wie wir alle wollte auch er lediglich Amy wieder in guter Verfassung sehen, damit sie ihre Begabung wieder voll ausschöpfen konnte. Ich hatte im letzten Jahr so viel erlebt, dass ich ernsthafte Zweifel hegte, ob sie dazu bereit wäre. Lucian blieb unerbittlich. Ich solle am folgenden Tag um eins mit Amy bei Universal erscheinen. Bei Nichterscheinen akzeptiere er keine Ausreden.
Tags darauf holte ich Amy zu dem Meeting ab. Selbstverständlich war sie nicht fertig, aber nach viel Herumgetue fuhren wir schließlich los. Unterwegs rief Raye an und erzählte, Amy müsse damit rechnen, wegen des Sun -Videos verhaftet und angeklagt zu werden. Eineinhalb Stunden zu spät kamen wir schließlich bei Universal an. Als wir den Raum betraten, war die Atmosphäre zum Zerreißen gespannt. Alle waren da: Lucian, Raye, Alan Edwards und Chris Goodman von Outside Organization, Dr. Ettlinger und Dr. Pierides.
Die Diskussion leitete ausnahmsweise kein Arzt, vielleicht war das hilfreich. Lucian sprach ein Machtwort und erklärte Amy, wenn sie nicht noch am selben Tag eine Entzugsklinik aufsuche, lasse er sie nicht mehr arbeiten.
Sosehr ihr die Idee widerstrebte, konnte sie doch nicht ignorieren, dass ihre Karriere bedroht war. Da zudem alle Anwesenden einer Meinung waren, stimmte sie widerwillig zu, ins Capio Nightingale zu gehen, eine angesehene psychiatrische Privatklinik im Londoner Stadtteil St. John’s Wood.
Ich fuhr sie hin, aber kaum waren wir losgefahren, änderte sie ihre Meinung schon wieder, bat mich, anzuhalten und umzukehren. Sie schwor, sie werde es selbst schaffen und brauche keine Klinik. Ich musste sie nicht direkt hineinzerren, trotzdem war es ein ziemlicher Kampf. Sie beruhigte sich etwas, aber als sie in ihrem Zimmer war, ging alles wieder von vorne los, und sie drohte, sich das Leben zu nehmen. Ich glaubte ihr kein Wort, weil ich das alles schon im Auto gehört hatte, die Ärzte jedoch stürmten herein, weil sie nun überzeugt waren, dass sie eine Gefahr für sich selbst darstellte. Sie entschieden, sie würden sie zwangseinweisen und sie dürfe die Klinik nicht verlassen. Für die Einweisung in eine geschlossene Anstalt sind die Zustimmung des Arztes, des Klinikpsychologen und der örtlichen Gesundheitsbehörde vonnöten. Bei Amys Zustand war das reine Formsache.
Während der ersten Untersuchung brach ich mehrmals zusammen. Es war so furchtbar, mein Baby in dieser Lage zu sehen. Mir war allerdings klar, dass es das Beste für sie war. Es brach mir das Herz, wie sie sich quälte, und ich musste mich
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