Meine Tochter Amy (German Edition)
London kennengelernt hatte. Sie hörte sich gut an und sagte, sie amüsiere sich. Wie sehr sie litt, sagte sie nicht: Ohne Drogen ging es Amy auf Mustique richtig dreckig, aber sie war eine Kämpfernatur und ertrug die Qualen des Entzugs. Bryan Adams sorgte sich um ihr Gewicht – ihr war sehr oft übel.
Der Urlaub dauerte etwa eine Woche. Dann beschloss Amy, zurückzukehren und Blake zu zeigen, dass sie vom Heroin weg war. Ich glaubte ihr jedoch nicht. Wahrscheinlicher war, dass sie zurückkam, um sich Heroin zu beschaffen. Als sie ankam, ließ ich sie von Dr. Ettlinger untersuchen, und er meinte, sie werde sofort wieder mit den Drogen anfangen, wenn sie welche in die Finger kriege. Wir standen wieder ganz am Anfang.
Inzwischen hatte ich mitbekommen – wie, spielt keine Rolle –, dass Amy einem bestimmten Drogendealer 12 000 Pfund schuldete und der Dealer in Bow vorbeikommen wollte, um zu kassieren. Als er kam, war ich gerade vor Ort und machte ihm unmissverständlich klar, dass er keinen Penny bekomme. Es gab keine Diskussion, der Dealer verzog sich. Als Amy dahinterkam, war sie wütend auf mich, weil damit eine ihrer Nachschubquellen versiegt war.
„Zu schade“, sagte ich. Um Gutes zu tun, muss man manchmal grausam sein. Für mich war es einer weniger, von dem sich Amy Stoff besorgen konnte. Ich ließ meinen Ärger über Amy und ihr Benehmen an den Leuten aus, die in der Wohnung herumhingen, und erfreute mich wohl etwas zu sehr daran, sie handgreiflich hinauszuwerfen. Ich dachte, es könne Amy nicht schaden, mal zu sehen, wie zornig sie mich machen konnte.
Sie brauchte jede nur denkbare Ablenkung von den Drogen. Wir waren deshalb alle begeistert von der Neuigkeit, dass Raye dafür gesorgt hatte, dass sie den Titelsong für den nächsten James-Bond-Film Ein Quantum Trost singen durfte. Casino Royale hatte ihr sehr gefallen, und sofort plante sie, mit Mark Ronson zu arbeiten, der die Musik schreiben sollte. Das war genau das, was sie brauchte: endlich wieder über Musik nachzudenken – an einem neuen Projekt zu arbeiten. Ich fragte mich, wie sie mit Abgabeterminen und Vorgaben zurechtkommen würde.
Wir hofften, sie werde dadurch lange genug abgelenkt, um für den Drogentest clean zu bleiben. Dr. Ettlinger sah Fortschritte bei Amy und verschrieb ihr Valium zum Entspannen, weil ihr das immer schwerer fiel. Er wies jedoch auf ein Problem hin: Wenn sie den Drogentest bestehen und ein Visum für die USA erhalten wollte, um im folgenden Monat bei den Grammy Awards aufzutreten, durfte Amy nach dem 15. Januar überhaupt keine Drogen mehr nehmen, auch keine, die sie verschrieben bekam. Der Test war für den 22. Januar angesetzt.
Es war nur eine Woche, die Amy ganz ohne Medikation überstehen musste, aber ihr würde das wie eine Ewigkeit vorkommen. Ich wusste nicht, ob sie das überstehen würde. Hoffnung gab mir nur ein Gespräch mit Tyler. Er hatte ihren Entzug in Mustique miterlebt, und ihr Versuch, die Drogen aufzugeben, stimmte ihn optimistisch. Er versprach, ein Auge auf sie zu haben.
Auf dem Heimweg hielt ich mehrere Male an, damit Amy aussteigen und Süßigkeiten, ein Mobiltelefon und schließlich auch noch Fish & Chips für uns beide kaufen konnte. Jedes Mal wurde sie von Fans bestürmt. Es war schön, zu wissen, dass sie sie als sie selbst sahen und nicht als die Amy, die die Boulevardblätter erschaffen hatten. Amy war in Topform, wir hatten großen Spaß und lachten viel. Irgendwann bekam ich einen solchen Lachkrampf, dass ich rechts ranfahren und anhalten musste.
Amy sprang von ihrem Sitz neben mir auf und kletterte nach hinten, als wäre sie ein Fahrgast.
„Wohin, Madam?“, rief ich über die Schulter und spielte mit.
„Zu meiner Wohnung in Camden Town, guter Mann, und lassen Sie die Pferde die Peitsche spüren.“
„Jeffrey’s Place?“
„Es ist meine, nicht Jeffreys“, sagte sie, und ich musste wieder lachen. Das war meine Amy, wie ich sie vor den Drogen gekannt hatte. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten fuhr ich guten Mutes heim. Vielleicht würde sie es doch schaffen.
Einen oder zwei Tage später hörte ich von Tyler, Amy habe Drogen genommen. Als ich sie zur Rede stellte, gab sie es zu und beichtete, Alex Foden habe sie ihr gegeben. Ich war außer mir vor Wut, versuchte mich jedoch zu beherrschen und unternahm nichts wegen Foden. Am nächsten Tag sollte die drogenfreie Woche beginnen, daran führte kein Weg vorbei. Wenn sie bei dem Test durchfiel, konnte sie nicht in die USA einreisen.
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