Meine Tochter Amy (German Edition)

Kaution frei. Abends sprach ich mit ihr; sie verkraftete all das besser als erwartet.
    Ich schlug vor, sie solle mit Freunden in Urlaub fahren, während wir die Sache zu regeln versuchten. Zu meiner Überraschung war sie einverstanden und rief mich später zurück, sie würde gerne mit Tyler nach Mustique fliegen. Kurz darauf teilte sie mir mit, dass sie auch noch Juliette und Lauren mitnehmen wolle. Ich war erfreut und traf alle Vorbereitungen.
    Tylers Einfluss auf Amy war positiv, und Juliette und Lauren wollten ihr Bestes, das wusste ich. Sie standen ihr immer nahe, nur in letzter Zeit hatte ihre Freundschaft darunter gelitten, dass sie nicht einverstanden waren, wie Amy mit ihrem Drogenproblem umging. Ihren Lösungsansatz könnte man „liebevolle Härte“ nennen – offenbar dachten sie, man müsse Amy zum Entzug zwingen, indem man sie einsperrte. Aber da hätte sie nie mitgemacht, und ich glaubte nicht, dass die Sache so simpel war. Mir erschien es zweckmäßiger, sie in ihrem Willen zum Aufhören zu bestärken und zu unterstützen und ihr in schweren Phasen Trost zu spenden. Schließlich hatte Amy immer wieder bewiesen, dass sie an Drogen kam, wenn sie wollte.
    Welcher Ansatz richtig war, spielt keine Rolle. Ich wollte nur, dass es meiner Amy besser geht – und es freute mich, dass sie ihre Freunde mit in Urlaub nahm. Am 20. Dezember gab ich Amy 4000 Pfund für die Reise nach Mustique. Sie sollte am 28. Dezember mit Juliette und Tyler abreisen; Lauren kam doch nicht mit.
    Weihnachten stand vor der Tür, und wir waren alle bei meiner Schwester Melody zum Mittagessen eingeladen. Alex Foden sollte Amy hinbringen, aber um zwei Uhr waren sie noch nicht da, und bei Amy und Alex lief der Anrufbeantworter. Ich hatte schon geahnt, dass Amy nicht zu Mel kommen würde, und nahm an, sie schlafe noch, weil sie in der Nacht davor wahrscheinlich Drogen genommen hatte. Ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, aber als ich um sieben immer noch nichts von ihr gehört hatte, fuhr ich nach Bow.
    Ich klopfte an die Tür – keine Antwort. Durchs Fenster sah ich sie im Wohnzimmer auf dem Sofa liegen. Auch hier klopfte ich und war nahe daran, das Fenster einzuschlagen oder die Tür aufzubrechen, als eine Freundin von Amy aus dem Schlafzimmer kam. Sie weckte Amy und machte mir auf. Amy verstand überhaupt nicht, was der ganze Wirbel sollte, und wirkte gereizt. In solchen Momenten wurde erschreckend deutlich, dass sie keine Ahnung hatte, wie viel Sorge sie uns allen bereitete.
    Drei Tage danach flogen Amy, Tyler und Juliette nach Barbados, verbrachten dort ein paar Tage und reisten dann nach Mustique. Ich wünschte mir, dass sie einen schönen Urlaub hatte. Es war eine Erleichterung für mich, dass sich andere Leute um sie kümmerten. Das hört sich schrecklich an, aber das rund um die Uhr, sieben Tage die Woche zu tun überforderte mich einfach; schließlich musste ich auch noch meinen Lebensunterhalt verdienen, für Jane als Ehemann und für Alex als Vater da sein. Ich begann mich zu entspannen – bis jemand von einer „Frachtfirma“ anrief, Amy habe ihre Tasche am Flughafen vergessen, deshalb bräuchten sie ihre Adresse auf Barbados. Was sich Paparazzi alles einfallen lassen …
    Gegen Ende des Jahres kontaktierten mich eine Reihe von Kliniken in aller Welt, sie könnten Amy helfen. Jede davon behauptete, ideal für Amy zu sein. Eine garantierte sogar, Amy von ihrer Sucht zu befreien. Ich gab alles an Dr. Ettlinger weiter, der sich zwar skeptisch zeigte, was sogenannte Garantien anging, aber versprach, sich die Sachen anzusehen.
    Nicht lange davor hätte ich solche Angebote in Bausch und Bogen abgelehnt, aber es wurde ja von Tag zu Tag schlimmer. Schwer vorstellbar, noch mal ein Jahr wie das letzte zu überstehen. An Silvester 2007 schrieb ich in mein Tagebuch: „ Frank hat mittlerweile Platin, aber das hat keinerlei Bedeutung, wenn Amy nicht gesund wird. Bitte, Gott, hilf mir, dass 2008 ein besseres Jahr für meine geliebte Tochter wird.“

12
    „WIE GESAGT, ES GEHT IHR
GUT, DANKE DER NACHFRAGE“
    Ich beschloss, 2008 müsse das Jahr werden, in dem Amy mit den Drogen aufhört. Heroin und Crack mussten aus ihrem Leben verschwinden. Jeder, dem etwas an Amys Wohlbefinden lag, dachte genauso, das wusste ich, und da Blake noch im Gefängnis war, hatten wir eine gewisse Chance.
    Das neue Jahr begann gut. Frühmorgens rief mich Amy aus Mustique an, wo sie mit dem Sänger Bryan Adams zusammen war, den sie einige Zeit zuvor in