Meine Tochter Amy (German Edition)
die Sache richtig auskosten konnten, wurden wir wieder mal mit der harten Realität konfrontiert, dass die Drogen unverändert ein Problem für Amy darstellten. Trotz meinen Anordnungen gegenüber dem Wachpersonal ließ sich Amy Stoff in ihre Suite liefern und machte alle Hoffnungen auf eine Gesundung zunichte. Der amerikanische Blake war da, konnte sie aber nicht davon abhalten. Der einzige Trost, wenn man das so nennen will, war, dass sie nicht viel genommen hatte und es dem amerikanischen Blake gelungen war, den Großteil von dem Zeug ins Klo zu kippen. Aber was machte es schon aus, wie viel sie nahm? Tatsache war: Sie war nach wie vor süchtig. Aus der schwindelnden Höhe der Grammy-Nacht stürzten wir direkt in den nächsten Abgrund. „Wird unser Leben nun immer so sein?“, fragte ich Jane. „Auf und ab, auf und ab?“ Ich war nicht nur enttäuscht, sondern schlicht und einfach erschöpft.
Etwa um diese Zeit rief mich Roger Daltrey an – er wollte Amy zu ihrem Grammy-Erfolg gratulieren. Wir unterhielten uns lange über Sucht, danach fühlte ich mich etwas besser, weil Roger mich überzeugt hatte, Amy könne es schaffen, von dem Zeug loszukommen. Dennoch war ich besorgt, was als Nächstes passieren würde.
Noch am selben Tag sprach ich mit Amy, die natürlich nicht über Drogen reden wollte. Sie hatte vor, Alex Foden zu besuchen, der während ihrer Behandlung ebenfalls einen Entzug begonnen hatte. Wenn er rauskomme, sagte sie, solle er ihr persönlicher Assistent werden. Ich wusste sofort, dass das ein Haufen Mist war. Persönlicher Assistent? Eher Drogenkumpel.
Tags darauf besuchte sie ihn, Foden verließ die Klinik, und Amy brachte ihn in ihrer Suite im Plaza on the River unter. Der amerikanische Blake zog daraufhin aus, weil er ahnte, was kommen würde. Ich machte ihm keinen Vorwurf. Es war absehbar, dass es mit Foden sehr bald Probleme geben würde. Und natürlich war Amy ein paar Tage später wieder auf Drogen und verpasste ihren Besuchstermin bei Blake im Knast. Ich fuhr ins Hotel und forderte Foden auf zu verschwinden. Wir würden ihm seinen Entzug bezahlen, wenn er wieder in die Klinik gehe. Amy war nicht gerade erfreut, aber schlussendlich verzog er sich.
Der amerikanische Blake zog wieder in die Suite ein, und einmal mehr versprach Amy, keine Drogen mehr zu nehmen. Ich gab ihr zu verstehen, dass sie mich nur mit einem täglichen Urintest überzeugen könne und ihre Versprechungen nichts wert seien. Das gefiel ihr natürlich nicht, aber sie erklärte sich dazu bereit. Ihr Ja gab mir Hoffnung, dennoch bezweifelte ich, dass sie sich daran halten würde. Die BRIT Awards standen bevor. Sie war zwar nicht nominiert, sollte aber bei der Verleihung auftreten und einen speziellen Preis für ihr Werk entgegennehmen. Ich schärfte ihr ein, wenn nicht absolut sichergestellt sei, dass sie keine Drogen nahm, würde ich den Auftritt verhindern.
„Ich mach’s, Papa“, versprach sie. „Schau, ich hab deswegen sogar Ronson eine Mail geschickt.“
Sie ließ mich die Nachricht lesen:
Betreff: Mein Gott, bist du hässlich .
Nachricht: Kommst du zu den BRITS, du primitiver Wilder? Maud wäre mir lieber, aber nicht mal Madonna könnte das Quarantäneverfahren abkürzen.
Ich habe alles versucht, echt. Ich drehe völlig durch wegen dir.
Levi Levine
PS: Frank Sinatra ist und bleibt Gott, für immer .
Ich lachte. „Maud ist wohl sein Hund? Und wieso nennst du dich Levi Levine?“ Aber Amy hatte der Schlaf übermannt.
All meinen Mahnungen zum Trotz ergab Amys erste Urinuntersuchung, dass sie wieder auf Drogen war. Ich warnte sie erneut wegen der BRIT Awards: Dies sei ihre letzte Chance. Der amerikanische Blake teilte mir mit, er ziehe wieder aus, weil er Amy nicht davon abhalten könne, Drogen zu nehmen. Ich dankte ihm für die Unterstützung, und eine schwarze Wolke der Verzweiflung stürzte auf mich ein. Während er bei ihr gewesen war, hatte ich wenigstens erfahren, was in der Suite vor sich ging. Jetzt konnte alles passieren. Noch am selben Abend kam ein Anruf von Amy: Das Gefängnis habe sie angerufen, Blake habe sich Schnittwunden zugefügt.
„Ausgezeichnete Idee. Hoffentlich am Hals“, sagte ich und legte auf. Ich brauchte Urlaub – allerdings nicht in der Karibik. Ich brauchte Urlaub von ihren Problemen.
Plötzlich fiel alles in sich zusammen. Der amerikanische Blake war weg, Amy zog wieder an den Jeffrey’s Place in Camden, knallte sich voll und weigerte sich, in die Klinik zu gehen. Sie war sauer,
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