Meine Tochter Amy (German Edition)
ihr dort wohnte, was sie ebenfalls sehr freute.
Am Freitag, den 10. Februar hatten Raye, Lucian, Dr. Ettlinger, Amys neuer Psychiater, Dr. Kelleher, sie und ich um zehn Uhr ein Meeting im Capio Nightingale, bei dem Amy noch einmal eingeschärft wurde: Keinerlei Drogen, oder die Liveschaltung zu den Grammys ist gestorben. Amy war in Hochform. Sie war mit allen Bedingungen für ihre Entlassung einverstanden. Im Anschluss fuhren Raye und ich sie ins Plaza on the River, um die Liveschaltung zu besprechen. Amy sollte zuerst eine Show für geladene Gäste geben und anschließend zwei Songs für die Liveschaltung spielen. Sie war Feuer und Flamme, und während wir die Einzelheiten besprachen, spürte ich, wie die alte Amy schrittweise wieder zum Vorschein kam. Amy versicherte mir, sie werde vor der Show keine Drogen nehmen. Ich wollte ihr wirklich glauben, konnte aber die quälenden Zweifel nicht vertreiben.
Am nächsten Tag nahm ich meine Schwester Melody und ihren Mann Elliott mit zu Amys Proben für die Show am folgenden Abend. Ihr Set verursachte bei mir ein leichtes Kribbeln, und glaubt mir: Die Probe war eigentlich gar nicht nötig. Sie hätte sofort an Ort und Stelle auftreten können – es war fantastisch, und keine Spur von Drogen. Ich aß mit Amy im Hotel zu Abend, und sie hatte definitiv nichts genommen. Allerdings trank sie eine Menge, was mich etwas beunruhigte. Ich hoffte, dass da nicht ein neues Problem heranwuchs.
Amys Grammy-Show sollte um halb zwölf Uhr abends losgehen, und ich wollte früh dort sein, um ein Auge auf sie zu haben. Gegen halb sieben kam ich in den Riverside Studios in Hammersmith in Westlondon an. Der Raum war eingerichtet und dekoriert wie ein Nachtclub und sah ganz toll aus. Ich hing mit den Jungs von Amys Band ab, die sich sehr auf den Gig freuten. Als die Show losging, hatte Amy nach wie vor nichts genommen, und sie legte vor Freunden und Familie einen absolut brillanten Auftritt hin. Es war ein perfekter Start in die Nacht, und danach gab es kein Halten mehr.
Per Satellit spielte Amy für uns und das Grammy-Publikum „You Know I’m No Good“ und „Rehab“, und nachdem sie fertig war, applaudierte und jubelte das amerikanische Publikum frenetisch. Eine echte Sternstunde, die mich daran erinnerte, wie zauberhaft Amy sein konnte, selbst in diesen düsteren Zeiten. Ich hatte sie vor Tausenden von Leuten auf der Bühne gesehen, in kleinen Clubs und Hinterzimmern von Kneipen; ich hatte sie in meinem Wohnzimmer gehört und in meinem Taxi – aber diese Nacht stellte alles in den Schatten. Die Show war buchstäblich elektrisierend. Amy sprühte vor Leben, sie war auf dem Gipfel ihrer Karriere. Das wusste sie, und sie schwelgte darin.
© Richard Young
Amy und wir alle – Alex, Janis, Jane, ich, meine Schwester Melody – bei der TV-Liveschaltung zu den Grammys, 2008
Amy gewann fünf Grammys – ein nie da gewesener Erfolg für einen Star aus Übersee: Platte des Jahres, Song des Jahres (beides „Rehab“), bester neuer Künstler, bestes Popgesangsalbum (Back to Black) und beste Popsängerin. Ihre Dankesrede hielt sie freundlich und kurz, elegant und anmutig: „Ich danke euch sehr. Es ist eine Ehre, hier zu sein. Vielen, vielen Dank.“ Und während die Menge „Amy, Amy, Amy“ skandierte, nahm sie Janis und mich in den Arm und sagte: „Für meine Mama und meinen Papa.“
Als ich das hörte, konnte ich mich nicht mehr halten und brach in Tränen aus. Ich weinte vor Freude, nicht nur über ihren Erfolg, sondern auch weil mein kleines Mädchen sich aus dem Elend gerettet hatte, das es die letzten sechs Monate durchmachen musste.
Die ganze Familie feierte bis in die Morgenstunden, um halb sechs Uhr früh waren wir wieder im Hotel. Der Raum war voller Menschen; ich winkte Amy her und sagte, ich müsse sie unter vier Augen sprechen. Wir gingen raus auf die Terrasse und standen da, zitternd von der Kälte. Ich legte ihr den Arm rum und sagte: „Weißt du was, Liebling? Heute ist es nicht um die Schlagzeilen gegangen, nicht um Blake, nicht mal um die Drogen. Es ging um dich und deine Musik. Wenn du so weitermachst, glaub mir, dann wird alles gut.“
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PRESSE, LÜGEN
UND EIN VIDEO
Tags darauf waren die Zeitungen voll mit Amys Triumph bei den Grammys. Einige behaupteten sogar, ihr Visum sei lediglich zu spät angekommen, deshalb habe sie nicht in die USA reisen können. Es schien in jeder Hinsicht eine gute Chance für einen Neuanfang.
Aber es ging nicht lange gut. Bevor wir
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