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Meine Tochter Peperl

Meine Tochter Peperl

Titel: Meine Tochter Peperl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josefine Mutzenbacher
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Hausnummer vor.
    »Ja«, sagt die Mali, »ich kann ja auch lesen, daß wir in der Laudongasse 15 sind.«
    »Also, gehn wir!«

6
    Es ist ein sehr vornehmes altes Haus, über dessen Stiege die zwei Mädchen hinaufsteigen. Jedes Stockwerk zeigt bloß zwei Wohnungen. Ehrfurchtsvoll lesen sie die Türschilder aus blankem Messing. Still sind die Gänge und Stiegen. »Wie in einer Kirchen« flüstert die Mali und erschrickt, wie laut die Klingel schrillt, auf die Peperls Finger drückt. Kurz-lang-kurz!
    Eine dicke Frau im schwarzen Kleid, weißer Schürze und ebensolchem Häubchen öffnet. Ein breites, tantenhaftes Lächeln gleitet über ihr rotes Gesicht. Einladend tritt sie einen Schritt zurück, und die beiden Mädchen stolpern über die Schwelle in das lange, halb-dunkle Vorzimmer.
    »Nun, da seid ihr ja. Habt ihr euch auch die Füße abgeputzt? So, dann kommt nur gleich mit, gehn wir die Futen auswaschen!«
    Sie führt die Mädchen in ein pompös ausgestattetes Badezimmer. Jadegrüne Glasplatten sind die Wände, in die zwei mannshohe Spiegel eingelassen sind. Jadegrün ist auch die in den Boden eingelassene Wanne, und in etwas dunklerem Grün spannt sich ein Gummiteppich auf dem Boden. Die tantenhafte Dicke läßt den Kindern keine Zeit, sich genauer umzusehen.
    »Ausziehen, und zwar ganz nackt!« befiehlt sie, während sie den Nickelhahn dreht und Wasser in die Wanne einlaufen läßt. Dann schüttet sie aus einer Flasche eine große Portion Parfüm in das laue Wasser.
    »Das riecht wie bei einer Firmung«, lispelt Mali der Freundin zu, und die antwortet ebenso leise:
    »Halt die Goschen und zieh dich aus. Der Herr, der uns pudern will, wird vielleicht gleich kommen.«
    »Steigts in die Wanne, dalli, dalli. Nix is mit pudern, blöde Mädeln, keine wird gepudert werden.«
    Nackt stehen die Mädchen in der gefüllten Wanne, und die Dicke seift sie mit einem Gummischwamm voll duftender Seife vom Kopf bis zu den Füßen ab.
    »Gib die Fuß auseinander!«
    Peperl tut es, und die Alte wäscht ihr gründlich Fut und Hintern und taucht sie dann in das duftende Wasser. Nun kommt die Mali dran. Die öffnet sofort die Beine und läßt sich die gleiche Prozedur angedeihen.
    Frisch gewaschen und wohlriechend steigen die Mädchen aus dem Wasser und die Dicke frottiert sie mit einem riesigen Badetuch ab. Sie öffnet einen Wandschrank und entnimmt ihm seidene Mädchenwäsche und zwei duftige Spitzenkleider in hellblau und rosa. Die erstaunten Mädchen fühlen an ihrem Körper die zarte Seidenwäsche, befingern entzückt die eleganten Kleider. Jede bekommt noch ein paar weiße Söckchen und blitzende Lacksandalen. Dann frisiert die Alte ihre ein wenig benommenen Köpfe, bindet in Peperls braune Locken eine hellblaue und in Malis blonde Pagenfrisur eine rosarote Riesenschleife.
    »So, und nun schauts euch einmal im Spiegel an!« Mit Genugtuung betrachtet die Dicke ihr Werk, und Peperl und Mali sehen entzückt im Spiegel zwei Prinzessinnen, die aber ihre Gesichter tragen. Sie können sich nicht genug ansehen. »Wie Weihnachtspuppen sehen wir aus«, sagt Mali bewundernd, und biegt ein wenig ihre weißen und jetzt sauberen Knie, streichelt ihre Schenkel, die eine Handbreit unter dem Spitzenkleid hervorstehen. Peperl, die praktische, denkt an den Zweck ihres Hierseins. Sie wendet sich an die Dicke und fragt:
    »Bitte, was wird jetzt sein und wo ist der Herr, der uns pudern will?«
    Die Alte aber lacht. »Ja, sagt, tut Ihr denn so gern pudern? Wartet es nur ab, es wird sich schon alles so schön historisch entwik-keln, wie unser Herr immer sagt. Jetzt paßt auf, Mädeln. Du«, sie weist auf die Peperl, »du heißt Gretel und du heißt Lieserl. Die Namen müßt ihr euch merken. Ich geb euch erst ein bisserl eine Jause, einen Gugelhupf und Schokolade.«
    Peperl wirft einen Blick auf Mali und feixt. Nach dem Speisen sagt die Alte zu den Mädchen:
    »Jetzt geb ich euch Spielerei und ihr müßt spielen, als ob ihr kleine Kinder seid. Und nicht so ordinär und wienerisch reden, nur so wie die feinen Leut. Dann noch was. Ihr müßt all das machen, was man von euch verlangen wird. Verstanden?«
    Die beiden nicken nur. Mali ist ein wenig verwundert, und Peperl denkt, daß das mit den feinen Leuten doch eine komische Geschichte ist. Da soll sich einer auskennen. Sie seufzt, wie einfach wäre doch das alles! Man legt sich einfach hin, gibt die Füße auseinander und läßt sich die Nudel in das Votzerl stecken. Na ja, denkt sie schließlich, sein Geld

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