Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Tochter Peperl

Meine Tochter Peperl

Titel: Meine Tochter Peperl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josefine Mutzenbacher
Vom Netzwerk:
willst es denn nehmen, ha?«
    »Hast net gehört, was der Ferdi von dem Kuvert gesagt hat?«
    »Das schon, aber ein Kuvert ist kein Geld. Und für ein Kuvert gibt dir niemand eine Schokolad!«
    »Für das Kuvert freilich nicht, aber für das was drinnen
    ist.«
    Mali schaut blöd. Als ihr dann aber die Peperl die Geschichte von dem alten Grafen erzählt und von den Banknoten, die er ihr zugesteckt hat und die sie dann alle dem Kukilo abgeliefert hat, da heitert sich das Gesicht der Mali wieder auf. Aber ungläubig fragt sie trotzdem: »Na, und du glaubst doch nicht wirklich, daß wir uns von dem Geld was nehmen dürfen?«
    »Was heißt dürfen?« prahlt die Peperl. »Das Geld bekommen doch wir dafür, daß wir unsere Fut herzeigen, sie angreifen lassen, uns schlecken lassen und noch dazu gevögelt werden, ha! Das verdienen wir doch selbst und nicht der Ferdi! Wir müssen uns pet-sdüeren lassen und den fremden Männern die Nudel polieren. Unser Verdienst ist es!«
    Die Peperl wird auf einmal ganz aufgeregt und schreit die Mali fast an, daß diese ganz erschrocken zurückfährt:
    »Ich muß den Männern einen herunterreißen und dann zu guter Letzt noch so viele andere Sachen über mich ergehen lassen, also hab ich das Geld verdient, verstehst es jetzt!«
    »Na, eigentlich versteh ich nicht, denn wenn du sagst, daß du es verdient hast, warum bist du denn so blöd und gibst das Geld dem Ferdi? Wenn es eh dein Verdienst ist und du die Fut hinhalten mußt ?«
    Der Peperl gibt es einen Riß. Sie bleibt stehen und schaut die Mali an.
    »So ein Trampel wie du bist — und doch hast du es erfaßt. Na, so wasl Meiner Seel, du hast ja recht. Ich brauch ihm ja gar nichts zu geben! Weißt, was ich ihm gib, einen Sdunarrn, ein Scheißdreck, aber kein Geld! Ja, genau nix geb ich ihm, hart er mich nicht geschlagen, der Strizzi 1 Wenn wir wirklich ein Geld bekommen, dort wo wir jetzt hingehen, dann wirds vernascht, einverstanden!«
    Die Mali ist absolut einverstanden, Sie beschleunigen ihre Schritte, um rascher in die Laudongasse und damit zu ihrem Geld zukommen.
    »Was glaubst Peperl, werden wir bekommen?«
    »Ich weiß nicht, aber ich denk so viel wie beim Grafen bestimmt.«
    »Na, glaubst, daß wir einen ganzen Schilling kriegen?«
    »Mehr schon«, sagt die Peperl.
    Die Mali schweigt. Sie versucht sich vorzustellen, was man alles für einen solchen Betrag kaufen kann. Ihre Fantasie arbeitet weiter. Vielleicht bekommen sie sogar ein paar Schillinge. Es wird ihr ganz schwindlig, wenn sie daran denkt. Nach ein paar Minuten sagt die Peperl:
    »Na mehr als zehn Schilling denk ich schon, daß wir kriegen, wir sind ja heut zu zweit!«
    Mali verschlägt es den Atem. Ihr Vater bekommt vierzehn Schillinge in der Woche und damit muß eine achtköpfige Familie leben.
    »Du Peperl«, die Mali stottert vor Aufregung, »wenn wir alle Tage nur drei oder vier Schilling kriegen, du, das wären ja so viele Nougatstangen und noch Karamellen Die Mädel in der Schule täten zerspringen.«
    »Ja, schön wärs schon, aber wer soll uns das Geld geben?«
    »Na, der Herr Kukilo, wird dir schon sagen, wo wir hingehen sollen.«
    »Der Ferdi«, sagt Peperl und plötzlich ist sie sich über die Machenschaften des Herrn Kukilo im klaren, »der wird mir was scheißen. Der will das Geld doch selber haben, darum will er mich doch vögeln schicken, verstehst's jetzt?«
    »Ja, das ist wahr.«
    Mali fühlt mit tiefem Bedauern die Schillinge in weiter Ferne verschwinden. Die Peperl ist aber zu einem Entschluß gekommen. Entschlossen erklärt sie:
    »Wir werden das so machen: Wenn wir das Kuvert haben, dann werden wir es aufreißen und uns etwas herausnehmen. Wir sagen einfach wir haben das Kuvert offen bekommen und der Ferdi weiß ja nicht, wieviel es war!«
    »Und wenn er es doch merkt, der Kukilo, was dann?«
    »Dann gibt er uns höchstens ein paar Watschen. Für diese Watschen haben wir dann wenigstens ein Geld. Die Tante schmiert mir oft eine und dafür krieg ich keine Schokolad. Oder bist vielleicht wegen so einer Watschen feig?«
    Wenn die Peperl an Ferdls Watschen denkt, dann fühlt sie jetzt wieder so ein eigentümliches Brennen zwischen den Füßen.
    »Ich und feig? Ha!«
    Was Watschen anbelangt hat auch sie schon eine größere Praxis, denn die Frau Wondraschek fackelt nicht lang und haut gut hin. Wenn sie für jede Watschen nur ein paar Groschen bekäme, würde sie seelenruhig stillhalten.
    »So, wir sind da«, verkündet die Peperl und liest der Mali die

Weitere Kostenlose Bücher