Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meine Trauer geht - und du bleibst

Titel: Meine Trauer geht - und du bleibst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Kachler
Vom Netzwerk:
werden dafür, dass der Tod unseres geliebten Menschen etwas ganz Eigenes ist. Er ist ein einmaliges Ereignis, das mehr ist als die Bestätigung meiner alten Lebenserfahrungen und meiner Weltsicht. Der Tod des geliebten Menschen erhält damit seine ganz eigene Bedeutung und Würde. Und deshalb gilt meine Trauer auch ganz meinem geliebten Menschen. Ich trauere wegen ihm und nicht wegen meines Lebensskriptes. Ich trauere aus der Liebe und nicht aus den vielleicht enttäuschten oder verletzten Gefühlen meines Lebensskriptes. Und so erhält auch meine Trauer um meinen geliebten Menschen ihre eigene Würde.

    Überprüfen Sie, an welche bisherigen Lebenserfahrungen und Lebenshaltungen der Tod Ihres geliebten Menschen rührt. In welchem Satz oder in welcher Überschrift könnten Sie Ihre grundlegende Lebenshaltung formulieren?
Nehmen Sie jetzt die Gelegenheit wahr, sich mit Ihren Lebensthemen, dem so genannten Lebensskript, auseinanderzusetzen.
Suchen Sie die Wurzeln Ihres Lebensskriptes. Gehen Sie in Ihre Biografie zurück und spüren Sie nach, in welchem Zusammenhang Ihr Lebensskript entstanden ist. Kennen Sie die Grundhaltung und das dazugehörige Gefühl schon aus Ihrer Kindheit? Welche Elternbotschaft haben Sie übernommen und in Ihr Lebensskript »eingebaut«? Aus welchen eigenen, meist schlimmen Erfahrungen haben Sie als Kind einen kindlichen Glauben über sich und das Leben gemacht? Formulieren Sie diesen kindlichen Glauben in einem Satz, dem so genannten Skriptsatz.
Erlauben Sie sich den Skriptsatz als Quintessenz einer kindlichen Erfahrung, die damals richtig war. Prüfen Sie aber auch, ob das Lebensskript heute noch richtig ist. Korrigieren sie es dann: »Für mich als Kind war diese Lebenshaltung richtig, jetzt als Erwachsener kann und darf ich es anders sehen und bewerten.«
Erlauben Sie sich zunächst, dass der Tod Ihres geliebten Menschen Ihr Lebensthema und Lebensskript zu bestätigen scheint. Machen Sie sich bewusst, dass Sie es selbst sind, der (oder die) den Tod Ihres geliebten Menschen ganz auf sich bezieht und so deutet, als wäre er nur gegen Sie gerichtet. Prüfen Sie aber auch selbstkritisch, ob das wirklich stimmt.
Unterscheiden Sie zwischen dem Skriptsatz und der jetzigen Trauer: »Meine Lebensskript ist früher entstanden und hat dort sein Recht. Meine Trauer ist jetzt durch den Tod meines geliebten Menschen wachgerufen und hat jetzt hier ihr eigenes Recht.«
Machen Sie sich klar, dass der Tod Ihres geliebten Menschen seine ganz eigene Bedeutung und Würde hat: »Ich will allein um dich trauern und schenke meine Trauer jetzt dir.«
Erlauben Sie sich aber auch, über schwierige, sich wiederholende Verluste in Ihrem Leben zu trauern: »Dein Tod hat mir bewusst gemacht, dass ich in meinem Leben immer wieder Schlimmes bewältigen muss. Und auch das ist traurig. Und doch ist das eine eigene Trauer, nämlich die Trauer um mich und das, was bisher schlimm in meinem Leben war.«
Formulieren Sie für sich eine konstruktive, heilsame Lebenshaltung angesichts und trotz des Todes Ihres geliebten Menschen: »Bei allem Schlimmen, ich darf leben.« Oder: »Auch wenn es jetzt entsetzlich ist, darf es mir wieder gutgehen.« Fragen Sie dann in einem inneren Dialog Ihren verstorbenen geliebten Menschen, ob er Ihnen zu dieser neuen Lebenshaltung eine Erlaubnis gibt.
3. Wir trauern so verschieden um dich – und sind doch über dich miteinander verbunden
    Trauernde Mutter: Mein Mann redet so wenig über seine Trauer.
    Trauernder Vater: Ich muss das mit mir ausmachen.
    Trauerbegleiterin: Und doch trauern Sie nicht weniger um Ihren Sohn!?
    Trauernder Vater: Nein, natürlich nicht, aber wir müssen weiterleben, wir können doch nicht in der Trauer versinken.
    Trauernde Mutter: Ich will aber auch nicht meine Trauer wegschieben. Und wenn ich traurig bin, dann weine ich halt, ganz im Unterschied zu dir.
    Trauerbegleiterin: Sie trauern anders als Ihr Mann. Sie zeigen Ihre Trauer, Sie weinen und reden über Ihre Trauer.
    Trauernde Mutter: Ja, und ich weiß nicht, was mein Mann mit seiner Trauer macht und wo er in seiner Trauer steht.
    Sie schaut ihn fragend an. Ihr Mann zuckt mit den Schultern.
    Trauernder Vater: Ich weiß es wahrscheinlich selbst nicht.
    Trauernde Mutter, vorwurfsvoll: Das kommt, weil du nicht richtig trauerst. Ich verstehe dich da überhaupt nicht.
    Trauerbegleiterin: Sie trauern beide – und doch unterschiedlich, sozusagen die zwei möglichen Pole der Trauer. Sie, Herr M., versuchen Ihre Trauer und

Weitere Kostenlose Bücher