Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
schrie ich wieder und hielt mir eine Hand vor den Mund. Unzählige Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Warum hatte Mischa sterben müssen? Es war so ungerecht. Was hatte Mischa nicht alles für mich getan! Er war für Aaron gestorben! Er hatte seinen Tod verhindert. Ich beugte mich über ihn und küsste ihn. Ich küsste seine Wangen, seine Nase und zum Schluss seinen Mund. Es war mir egal, was Aaron gerade dachte. Ich hatte gerade eben meinen besten Freund verloren. Nie wieder würde er aufwachen. Es war vorbei, wie Basko gesagt hatte.
Mischa lag friedlich im Gras. Es sah fast aus, als lächele er. Ein glückliches Lächeln, keines, das gezwungen war. Ich nahm seine Hände und legte sie ihm auf die Brust. Doch ich bemerkte, dass in seiner rechten ein Brief war. Ich nahm ihn und schaute auf die ordentliche Schrift:
„Für Aarons Engel“.
Ich runzelte die Stirn. Warum schrieb er nicht: An Tara? Kopfschüttelnd steckte ich den Brief in meine Tasche. Er interessierte mich jetzt nicht. „Tara, komm. Wir decken ihn zu“, sagte Basko und hielt mir ein schwarzes Tuch mit einem goldenen Kreuz hin. Ich nickte und erhob mich. -Cedric stand neben mir und weinte. Ich nahm das Tuch und legte es über Mischa, nicht ohne ihn vorher noch einmal genau angeschaut zu haben. „Ich habe dich sehr gern gehabt“, sagte ich zu dem Toten. Ich riss mir meine Kette, die ich seit meiner Geburt trug, vom Hals und steckte sie ihm in die Hosentaschen. „Vergiss mich nicht, Mischa. Lebe wohl“, sagte ich und Basko nahm mich in den Arm. „Es geht ihm gut dort oben“, versuchte er mich zu beruhigen. „Geh zu Aaron.“ Ich blickte auf. Aaron hatte ich in diesem Moment ganz vergessen. Ich drängte mich an den vielen Menschen vorbei, die um ihn standen. Sie wichen zurück und gingen zu Mischa, um auch ihm die letzte Ehre zu erweisen. Ich sah Aaron und begann wieder zu weinen. Er hatte viele Kratzer im Gesicht. Ich warf mich auf ihn und nahm ohne nachzudenken meinen Umhang ab. „Mischa ist tot, Aaron! Er ist tot! “, rief ich und küsste meinen Prinzen. Ich sah, dass auch in Aarons Augen Tränen standen. Er trauerte um Mischa, selbst wenn er ihn nie richtig gemocht hatte.
„Ich habe es doch gewusst! Sie hat ihn geliebt!“, rief plötzlich eine Stimme hinter uns. Anastasia war zu uns getreten. „Du Miststück! Aaron ist mein! Ich bin ihm versprochen, nicht du! Du hast nicht das Recht ihn zu lieben, geschweige denn zu küssen! Du kleine Schlampe!“, schrie sie und ich starrte sie mit großen Augen an. „Na, na, Anastasia. Rege dich nicht auf. Aber was viel interessanter ist, du bist ein Goldmädchen, Tara“, sagte Achille, als er näher kam. „Lass mich in Ruhe“, sagte ich und beugte mich über Aaron. „Tara“, sagte er schwach. Ich öffnete seine Weste. „ Nein !“ , rief ich. Die Stelle, unter der das Herz lag, war rot gefärbt. „Nein, Aaron. Nicht auch noch du!“ Sollte ich heute noch einen geliebten Menschen verlieren? Warum musste ich nur so viel leiden? Es war doch nicht gerecht. „Töte sie, Vater!“, forderte Anastasia. „Aber warum denn? Siehst du nicht, wie sie langsam zerbricht?“, erwiderte ihr Vater. Achille hatte recht. Ich zerbrach an gebrochenem Herzen, so wie Elio es tat. „Tu es für mich. Tu es für deine Tochter. Ich kann sie nicht mehr ansehen. Sie hat mir den Mann gestohlen!“, schrie Anastasia. Und da wurden Achilles Gesichtszüge auf einmal ganz weich. Sie passten gar nicht zu ihm. Seine tröstenden, fast liebevollen Worte, die er zu seiner Tochter sprach, hörten sich fast fremd aus seinem Mund an: „Aber, Kind. Da liegst du ganz falsch. Aaron hat sie schon immer geliebt. Ich habe es gesehen, als er mit ihr ins Schloss kam. Sie lieben sich schon lange“, antwortete Achille ruhig. Ich begann, mit meinem Umhang Aarons Blut zu trocknen. „Töte sie“, wiederholte Anastasia. Nie hätte ich ihr so viel Grausamkeit zugetraut. Aber wenn ich ehrlich war, musste ich mir eingestehen, dass ich ebenso gehandelt hätte. Ich wäre genauso enttäuscht gewesen – und verletzt. Oh ja, Anastasia war verletzt. Mehr, als ich dachte. „Ich werde sie nicht umbringen, Anastasia“, sagte Achille langsam. „Dann tue ich es eben.“ Sie griff nach dem Schwert ihres Vaters, doch er hielt es weg. „Sei klug, mein Kind. Wa-rum möchtest du sie töten, wenn sie doch so viel mehr leidet!? Sie muss mit ansehen, wie ihr geliebter Aaron stirbt. Das ist doch das Schlimmste, habe ich recht? Lass ihr die
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