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Meine zwei Halbzeiten

Titel: Meine zwei Halbzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Berger
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stets hieß es, ich sei
     Bürger der DDR.
    Konnte der Angestellte ahnen, was dieser Satz bei mir auslöste? Für mich bedeutete es: Ich war angekommen! Ich war noch nicht
     im Westen, aber ich war angekommen!
    Nachdem der Mann aus dem Lufthansa-Büro erklärt hatte, dass ich mich als Trainer von meiner Fußballmannschaft abgesetzt hätte,
     verabschiedete er sich von mir. Nun konnte ich mich in Sicherheit wissen. Später wurden DD R-Bürger , die in westdeutsche Botschaften flüchteten, tatsächlich wieder zurück in ihre Heimat geschickt, wo sie Schikanen ausgesetzt
     waren. Das hörte meist erst dann auf, wenn sie vom Westen freigekauft wurden.
    Man führte mich in den ersten Stock des Gebäudes, ein anderer Botschaftsangehöriger setzte die Unterredung fort. Es fiel mir
     nicht leicht, meine Geschichte zu erzählen. Immerhin war ich nicht gekommen, weil mir Reisegepäck und Ausweisunterlagen gestohlen
     worden wären. Nach und nach wurde mir klar, dass ich aus Sicht meines Gesprächspartners nicht auf «klassische» Weise geflüchtet
     war: Ich hatte kein bestimmtes Vorgehen verfolgt, keine Fluchthelfer und keine konkrete Zieladresse. Das sollte die Stasi
     freilich völlig anders sehen.
    «Kennen Sie trotzdem jemanden in der Bundesrepublik, der Ihre Identität bestätigen kann?»
    Ich schüttelte den Kopf. Man wollte verständlicherweise sichergehen, das ich auch der war, für den ich mich ausgab. Nur dann
     konnte man mir weiterhelfen.
    |26| «Denken Sie bitte noch einmal nach.»
    Schließlich hatte ich einen Einfall. «Walter Eschweiler könnte mich kennen.» Eschweiler war ein bekannter DF B-Schiedsrichter und arbeitete praktischerweise im Auswärtigen Amt in Bonn unter Hans-Dietrich Genscher. Mein Name musste ihm etwas sagen,
     waren wir uns doch einmal während eines internationalen Jugendturniers in Taschkent begegnet.
    «Gut, dann werden wir ihm ein Funkbild von Ihnen schicken.»
    Anschließend wurde ich gebeten, meine gesamte Flucht in allen Einzelheiten aufzuschreiben. Während ich das tat, trat der Botschafter
     ins Zimmer. Er stellte sich als Jesco von Puttkamer vor. «Seit der Mittagszeit wird in ganz Jugoslawien nach Ihnen gefahndet»,
     berichtete er.
    Aus meinen Stasiakten habe ich erfahren: Nachdem meine Flucht festgestellt worden war, setzte sich Delegationsleiter Riedel
     sofort mit einem Bild von mir in den nächsten Zug nach Belgrad, um bei der Politischen Polizei Jugoslawiens eine Fahndung
     zu veranlassen. Wahrscheinlich hatte der stellvertretende Generalsekretär für Organisation und Kader, Hans Müller, von Ost-Berlin
     aus befohlen: «Du musst los und die Geschichte sofort regeln.» Den Auftrag dazu dürfte er von höchster Stelle erhalten haben.
    Die Nachricht über die ausgeschriebene Fahndung ließ meine Knie weich werden. Von Puttkamer musste gesehen haben, wie blass
     ich wurde, denn er versicherte mir, dass man mich nicht ausliefern würde.
    Die Fahndung bedeutete für die Botschaft Alarmstufe eins. Denn wahrscheinlich gingen die DD R-Behörden davon aus, dass ich mich hier aufhielt. Und die größte Angst der BR D-Botschaft war nun, dass sie als «Fluchthilfeorganisation» dargestellt werden konnte.
    Ab einem bestimmten Zeitpunkt merkte ich, wie sich die Aktivitäten um mich herum verstärkten. Eschweiler musste grünes |27| Licht gegeben, meine Angaben nach Prüfung des Fotos bestätigt haben.
    «Haben Sie sich Gedanken gemacht, wie Sie unter diesen Umständen in den Westen gelangen wollen?»
    Erschrocken schaute ich den Botschafter an. Eigentlich war ich doch gekommen, weil ich mir genau dabei Hilfe erhofft hatte.
     Nur hier konnte man wissen, welche Wege mir offenstanden.
    «Vielleicht wäre es denkbar, von Belgrad nach Frankfurt zu fliegen», schlug ich vor.
    «Das ist zu gefährlich. Wir werden Ihnen einen Behelfspass aushändigen mit einem falschen Namen. Am Flughafen kann das herauskommen,
     weil da die Kontrollen am schärfsten sind.»
    «Gibt es denn andere Möglichkeiten?»
    «Das Sicherste wäre, wenn jemand mit dem Auto aus der Bundesrepublik käme und Sie wieder mit zurücknähme.» Man sagte hier
     nicht «BRD», ich musste langsam umlernen, obwohl ich noch nicht einmal «drüben» war. «Es gibt ein, zwei Grenzübergänge, da
     sind Schwierigkeiten so gut wie ausgeschlossen.»
    «Ich habe leider, wie ich schon sagte, keine Verwandten oder Freunde im Westen. Und auch kein Geld, um jemanden für ein solches
     Unternehmen zu engagieren.»
    «Dann bleibt nur die Reise

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