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Meine zwei Halbzeiten

Titel: Meine zwei Halbzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Berger
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meinen Wunsch, dass Zewe den Verein
     verlassen sollte. Das ungute Verhältnis zwischen ihm und mir hätte in der Folge nur für Unruhe in der Truppe gesorgt. Doch
     bald darauf trat der Vorstand zurück, zu Beginn der neuen Saison 1982.   Für mich war das sehr ärgerlich, weil ich wegen Noack und Beiroth ein Angebot, das ich zwischenzeitlich vom VfB Stuttgart |197| erhielt, nicht angenommen hatte. Im Nachhinein betrachtet wäre das eine Riesenchance gewesen – nie wieder bekam ich eine vergleichbare
     Möglichkeit, einen so weit oben in der Bundesliga stehenden Club zu trainieren.
    Mit dem neuen Vorstand hatte ich nur Probleme. Zudem kursierten Gerüchte, ich sei schwul – ausgerechnet ich! Für einen Fußballer
     wie auch für einen Coach ist das ein Desaster. Heute weiß ich, dass dieses Gerede bewusst von einem Journalisten gestreut
     wurde. In meinen Akten konnte ich nachlesen, dass ein Reporter des
kicker
in dieser Zeit für die Stasi arbeitete.
    Schließlich kam es, wie es wohl kommen musste. Während eines Auftritts von mir im
Sportstudio
am 23.   Oktober 1982, zusammen mit Heiner Brand und Arno Ehret, ließ Moderator Bernd Heller durchblicken, er hätte an diesem Tag mit
     meinem Präsidenten Bruno Recht gesprochen, dem Holzhändler und Bürgermeister von Düsseldorf. Dabei hätte er in Erfahrung gebracht,
     dass ich wohl entlassen werden würde. Da wusste er als Vertreter der Medien mehr als ich. Erst einen Tag später wurde mir
     meine zweite Entlassung offiziell verkündet.
    So schwierig Düsseldorf beruflich war, privat erlebte ich ein großes Glück: Ich lernte meine Frau Christa Bartsch kennen.
     Das erste Mal hatte ich sie im Robinson Club auf Ibiza getroffen. Wir saßen zufällig beim Abendessen an einem Gruppentisch,
     und zwei Stunden redete ich mit niemandem ein Wort. Von der spanischen Insel flog ich nach Italien, nach meiner Ankunft in
     Mailand stellte ich fest, dass ich meinen elektrischen Rasierapparat im Robinson Club vergessen hatte. Also rief ich dort
     an, um in Erfahrung zu bringen, ob man ihn in meinem Zimmer gefunden hätte. Es war ein glücklicher Zufall, denn ich wurde
     falsch verbunden und landete in Bungalow 108, wo Chris Urlaub machte. Sie nahm den Hörer ab, erkannte mich wohl auch, denn
     als ich mein Anliegen vorbrachte, sagte sie harsch: «Ach, Sie können also doch sprechen! Aber ich bin keine Hotelangestellte, |198| kümmern Sie sich selbst um Ihren Rasierapparat.» Unüberhörbar hielt sie mich für einen arroganten Schnösel.
    Am Samstag nach meiner Entlassung sah ich Chris wieder – im Sam’s, einer Düsseldorfer Nobeldiskothek. Ich war dort nicht das
     erste Mal, stand vorne beim Discjockey und ertränkte gerade meinen Frust in Alkohol, als sie mich in der Menge entdeckte.
     «Na, haben Sie Ihren Rasierapparat wiederbekommen?» Dies war der Anfang einer seit nunmehr fast fünfundzwanzig Jahren bestehenden
     Ehe.
    Unsere junge Liebe hatte gleich eine größere Hürde zu meistern. Als arbeitsloser Trainer suchte ich für die laufende beziehungsweise
     nächste Saison einen neuen Job, stand unter dem Druck, überhaupt irgendwo unterzukommen. Unabhängig davon, wie lange es dauern
     würde, bis ich wieder einen Club trainieren konnte – mit größter Wahrscheinlichkeit würde ich in eine andere Stadt ziehen
     müssen. Chris arbeitete in einer Düsseldorfer Werbeagentur, doch nach einiger Überlegung war sie fest entschlossen, mit mir
     das Schicksal eines Trainers zu teilen und mit auf Wanderschaft zu gehen.
    Bald darauf unterbreitete mir Hertha BSC ein Angebot, ich führte schon Vertragsgespräche mit Präsident Wolfgang Holst. Im
     gleichen Zeitraum besuchte mich jedoch in Düsseldorf ein ehemaliger Kommilitone von der DHfK, mit dem ich nie in einem engen
     Kontakt gestanden hatte. Das machte mich stutzig, bis er mit der Sprache herausrückte. Er hätte gehört, dass ich als Trainer
     zu Hertha gehen wolle, in die «Frontstadt» – er benutzte dieses Wort. Da wäre ich doch sehr nah an der Hauptstadt der DDR,
     und er könne sich gut vorstellen, dass das dem Staat und der Partei ein Dorn im Auge sei. Immerhin würde ich dann als Republikflüchtling
     in der Öffentlichkeit stehen. Danach fügte er noch hinzu, dass man ja schnell wieder in Ost-Berlin sein könne. Unmissverständlicher
     konnte man es nicht formulieren.
    |199| Ich bin nicht zur Hertha gegangen, das Pflaster war mir zu gefährlich. Zudem hätte ich bei der Insellage der Stadt stets das
     Flugzeug

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