Meine zwei Halbzeiten
interessiert,
machte Berger hierzu folgende Angaben:
Berger fühlte sich durch den Fußball-Verband der DDR und die Sicherheitsorgane ungerecht behandelt und wusste keinen anderen
Ausweg als den Schritt in die BRD. Kein Mensch hat ihm angeblich mehr vertraut. Obwohl der Hinweis bzw. die Forderung seine
Eheverhältnisse in Ordnung zu bringen von Funktionären des Verbandes kam, hat man ihn dann praktisch über Nacht als Reisekader
gestrichen. Berger hatte in der DDR das Gefühl, mit keinem mehr reden zu können, da er überall auf Misstrauen stieß. Berger
betonte wiederholt, dass er einfach mit jemandem über diese Dinge sprechen musste. Diese Angaben wurden nach Einschätzung
der KP in überhasteter Form und ohne sich unterbrechen zu lassen gemacht. Nach dieser Erklärung hatte sich Berger wieder sichtlich
gefangen und wirkte ruhiger …
In der BRD hat Berger sofort gute Freunde gefunden, die ihn über die Anfänge geholfen haben und auch weiterhin zu ihm stehen.
Namen nannte Berger grundsätzlich nicht.
|195| Einschätzung des Gespräches:
Entsprechend den Umständen der Kontaktaufnahme hatte Berger vor dem Gespräch keine Möglichkeit zur Verständigung anderer Personen … Die Haltung Bergers hinsichtlich einer Weiterführung des Kontaktes bei entsprechenden Gelegenheiten war deutlich ablehnend.
Er ließ keinen Zweifel an seiner Meinung zu dieser Frage.
Mitten in unserer Unterhaltung klickte es in Frau Basels Handtasche. Sie hatte ein Band mitlaufen lassen. Betreten entschuldigte
sie sich und sagte, sie müsse auf die Toilette.
Am Ende des Gesprächs fragte ich nach Eddie. Es gehe ihm gut, erhielt ich als Antwort. Mehr nicht. Danach verabschiedete ich
mich von ihr.
Das Jahr in Ulm gab mir Selbstvertrauen zurück, sodass ich schon wieder höhere Ziele anstrebte: «In Ulm bleibe ich nicht,
ich will in die Erste Bundesliga.» Tatsächlich erhielt ich auch zwei Angebote, konnte mich zwischen Fortuna Düsseldorf und
dem MSV Duisburg entscheiden – und ging in die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen.
Als ich bei Fortuna Düsseldorf anfing, besaß ich noch mein Auto mit dem Ulmer Kennzeichen, was dem Zeugwart Karl Heidelberger
ein Dorn im Auge war. Er sorgte dafür, dass es umgemeldet wurde. Nach einem Training zeigte er mir stolz das neue Nummernschild.
Aufgebracht fuhr ich ihn an: «Du setzt dich sofort ins Auto und lässt ein neues Kennzeichen anbringen, mit diesem fahre ich
nicht.» Heidelberger verstand die Welt nicht mehr, er hatte mir etwas Gutes tun wollen. Auf dem Nummernschild stand: «D – DR 1979».
Viele Spieler waren gerade von anderen Vereinen zur Fortuna gewechselt, sodass ich eine ganz neue Mannschaft mit vielfach
sehr jungen Spielern zusammenstellen musste. Ich weiß noch, wie ich bei einem von ihnen einen völlig falschen Ton anschlug. |196| Er war derart undiszipliniert, dass ich ihn – man kann es nicht anders bezeichnen – zur Sau machte. Am Ende dieser Standpauke
sagte ich den folgenschweren Satz: «Und morgen möchte ich Ihren Erziehungsberechtigten sprechen.» Verständnislos schaute er
mich an, einige seiner Mitspieler grinsten verstohlen. Zu Recht, er war immerhin dreiundzwanzig Jahre alt.
Von Anfang an bestanden Spannungen mit Gerd Zewe, der bei der Fortuna Stammspieler im Mittelfeld oder der Abwehr war, zeitweise
auch Kapitän der Mannschaft. Es gab Zeiten, da wurde sein Name gleich hinter Beckenbauer genannt. Für ihn war mein Training
zu hart, zudem bestand zwischen uns ein Altersunterschied von nur sechs Jahren. Zewe war damals einunddreißig Jahre alt, ich
wurde in ein paar Monaten siebenunddreißig. Vor einem Spiel in Bochum machte ich den Fehler, ihn nicht nur nicht aufzustellen,
sondern ihm meine Entscheidung auch erst in der Mannschaftssitzung mitzuteilen – und nicht vorher unter vier Augen. Er sprach
mich direkt darauf an: «Herr Berger, Sie haben mich ja gar nicht aufgestellt. Das ist das erste Mal, das ich auf der Bank
sitze», sagte er leicht gereizt.
«Gerd», erwiderte ich, «irgendwann im Leben ist immer das erste Mal.»
Seitdem wurden wir keine Freunde mehr.
In diesem Zusammenhang sollte ich etwas Entscheidendes lernen: Als Trainer ist man nur so stark, wie der Vorstand einem zur
Seite steht. Jene, die mich geholt hatten, Hans Noack und Benno Beiroth, und die mitverfolgten, dass die abstiegsbedrohte
Mannschaft es durch meine Arbeit schaffte, in der Bundesliga zu bleiben, unterstützten
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