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Meine zwei Halbzeiten

Titel: Meine zwei Halbzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Berger
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im Kölner Krankenhaus operiert, wieder hatte ich das
     Zimmer mit dem Blick auf die Domspitzen. Der Eingriff war kompliziert, der Bereich lag eng an der einmündenden Bauchaorta.
     Nach anderthalb Wochen wurde ich aus der Klinik entlassen, kurz vor Weihnachten fuhr ich aber wie jedes Jahr mit Ottmar Hitzfeld,
     Michael Meier, Michael Henke und einigen anderen in den Winterurlaub nach St.   Anton. Während die Männergruppe tagsüber auf den Brettern stand, ging ich stundenlang spazieren.
    In den nächsten Monaten verlief alles bestens, ich war viel in Sachen Fußball unterwegs – Vorträge, Sponsoring- und Marketingaktivitäten   –, kommentierte im
Morgenmagazin
der ARD die unglaublich fröhliche Fußballweltmeisterschaft in Deutschland und wurde Experte bei Premiere. Doch es sollte so
     unbeschwert nicht weitergehen.
    |263| Als ich im Herbst 2006 mit meiner Familie in New York war, fühlte ich mich matt, von Tag zu Tag mehr. Eines Morgens stellte
     ich im Spiegel meines Badezimmers fest, das ich im Gesicht gelb war. Hatte ich etwa eine Gelbsucht?
    Sofort flog ich nach Deutschland zurück und suchte umgebend Professor Michael Hallek, den Nachfolger von Professor Diehl,
     auf. Der Untersuchungsbefund: Der Krebs in der Leber hatte metastasiert. Aufgrund des anstehenden, noch schwierigeren Eingriffs
     als zuvor riet man mir, mich in Berlin bei Professor Peter Neuhaus in der Charité operieren zu lassen, eine Kapazität für
     Leber-Chirurgie. Wie schwierig die Operation dann war, erfuhr ich erst im Nachhinein – acht Stunden lag ich unter dem Messer.
    Als ich bereits kurz vor der Entlassung stand, brach ich plötzlich zusammen. Ein entzündlicher Prozess hatte hohes Fieber
     und Schüttelfrost verursacht. Den Tod vor Augen, schob man mich auf die Intensivstation. Mein Glück war, dass Professor Neuhaus
     an diesem Sonntag zu Hause erreichbar war und sofort kam. Er nahm eine riskante Punktierung vor, die sonst vielleicht niemand
     gewagt hätte. Zwölf Kilo nahm ich ab, schaffte es aber schließlich doch, wieder auf die Beine zu kommen. Es war wesentlich
     anstrengender als beim letzten Mal. Aber ich wusste: Wenn ich im Bett bleibe, dann ist es aus.
    Die ersten Nachuntersuchungen zeigten keinerlei Auffälligkeiten, alles schien in Ordnung zu sein. Es kam der Winter 2007,
     wieder war eine Nachuntersuchung angesagt. Als ich das Arztzimmer in der Kölner Uniklinik betrat und Professor Hallek ins
     Gesicht sah, wusste ich, dass ich mich auf eine weitere schlimme Nachricht gefasst machen musste. Langsam hatte ich ein Gespür
     dafür bekommen. Ich bat den Arzt, nicht lange um die Sache herumzureden, sondern mir ohne Beschönigungen das Untersuchungsergebnis
     mitzuteilen.
    «Der Krebs hat gestreut. Es sind erneut Metastasen aufgetreten, diesmal aber an anderen Organen, in der Lunge, in der Leber,
     in |264| einer Lymphdrüse», sagte er mir so behutsam und schonend wie eben möglich.
    Ich brachte kein Wort heraus. Ich hatte mich in den letzten Monaten nicht schwach gefühlt, war eigentlich voller Optimismus
     ins Krankenhaus gefahren. Diesen Befund hatte ich nicht erwartet.
    «Ich möchte, dass Sie Ihrer Frau Bescheid sagen. Es wäre gut, wenn sie bei dem Gespräch dabei ist.» Wie in Trance rief ich
     Chris an, teilte ihr mit, was man mir gerade gesagt hatte, und bat sie, in die Klinik zu kommen.
    Das Gespräch führten wir in dem Zimmer von Professor Hallek. Ich fragte den Arzt danach, wie viel Zeit mir noch bleiben würde.
     Er zögerte. Statistische Angaben würden nur eingeschränkt für den einzelnen Patienten gelten. Ich ließ aber nicht locker.
     Schließlich meinte er, dass man in einem solchen Fall von einem Durchschnitt von zwei, drei Jahren ausgehen könne. Ich sagte
     sofort: «Herr Professor, ich bin nicht der Durchschnitt.» Zwei Stunden nach der katastrophalen Mitteilung war ich schon wieder
     kämpferisch eingestellt.
    Bei meiner nächsten Unterredung mit ihm versprach er mir, dass er meine Lebensqualität erhalten wolle. Das ist bislang geschehen.
     Ich stehe wieder voll im Leben und bin davon überzeugt, die Krankheit endgültig zu besiegen.

|265| Postskriptum, November 2008
    |266| «Verdammt nochmal, auch das noch!» Während ich über den letzten Zeilen dieses Buches sitze, wird mein Schädel langsam kahl.
     Im Rahmen der prophylaktischen Krebsnachsorge habe ich eine «Chemotherapie» bekommen, die mir die Haare büschelweise vom Kopf
     fallen lässt. Das mir, der ich selbstverständlich eitel

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