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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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nicht wissen, vielleicht käme ich auf den Geschmack, wenn ich es erst einmal ausprobiert hätte.»

    «War das ihre Idee mit den Handschellen?, erkundigte ich mich. Er nickte nur.
    «Und woher stammen sie? Es ist kein Spielzeug aus einem Sexshop. Sie sind echt.»

    «Keine Ahnung, wo sie die aufgetrieben hat, murmelte Jan.
    «Du hast sie also nicht besorgt?»
    Er schüttelte nachdrücklich den Kopf.
    «Und warum lagen sie in deinem Schreibtisch?»

    «Weil ich sie reingelegt habe. Tess ließ sie überall herumliegen. Und Greta war so oft da. Ich wollte nicht, dass Greta dachte …»
    Er brach ab, schielte zu ihr hinüber und senkte den Kopf.
    «Und der Rest?, fragte ich.
    «Diese Klammern?»
    Jan machte eine hilflose Bewegung mit der Hand.
    «Ich fand es widerlich. Für mich hatte das nichts mit Liebe zu tun.»

    «Das hat es für mich auch nicht», sagte ich.
    «Wann habt ihr das letzte Mal auf diese Art miteinander Verkehr gehabt?»

    «Keine Ahnung. Ich habe nicht Buch darüber geführt.»

    «Denk nach, forderte ich.
    «Die Polizei wird morgen früh über sämtliche Verletzungen informiert sein und dir die gleichen Fragen stellen. Am Donnerstag? Am Mittwoch? Länger kann es nicht her sein. Die Wunden waren frisch, sonst hätte Tess nicht diese Salbe aufgetragen.»
    Jan presste kurz die Kiefer aufeinander, dass es knirschte.
    «Ich habe ihr diese Verletzungen nicht zugefügt. Ich habe nur in den ersten Monaten ein paar Mal getan, was sie verlangte. Ich dachte, vielleicht reicht ein Klaps auf den Hintern. Aber sie wollte die ganz harte Tour und schleppte immer mehr von dem Zeug an. Ich habe ihr gesagt, dass es mich anwidert und sie sich für ihre perversen Spielchen einen anderen suchen muss. Ich habe es nicht wörtlich gemeint, aber sie hat es wörtlich genommen.»
    Er machte noch so eine hilflose Geste mit der Hand.
    «Sie hat sich das, was sie von mir nicht bekam, bei anderen geholt, hat sich nicht einmal bemüht, es vor mir zu verbergen.»
    Ich glaubte ihm kein Wort.
    «Die Psychologie kennt das Phänomen nur in der gegenteiligen Form», sagte ich.
    «Das Prinzip Lust durch Schmerz funktioniert, wenn man es in der Kindheit erlebt …»

    «Seit wann bist du Psychologe?, fiel er mir ins Wort.
    «Ich kannte Tess ein paar Jährchen länger als du. Und ich kannte sie sehr gut. Ich habe nie masochistische Neigungen bemerkt.»
    Er verzog die Lippen. Es sah nach Spott aus.
    «Hat sie dich mal richtig rangelassen? Ich meine so, dass du dir die Sache aus der Nähe anschauen konntest?»
    Als ich ihm nicht antwortete, fuhr er fort:
    «Hat sie nicht, soweit ich informiert bin. Kann natürlich sein, dass sie mich auch in dem Punkt belogen hat. Aber ehrlich gesagt, das glaube ich nicht. Sonst müsstest du mir nicht so dämliche Fragen stellen. Dann wüsstest du aus eigener Erfahrung, was mit ihr los war. Mir sind schon beim ersten Mal Verletzungen an ihr aufgefallen. Blutergüsse oben am Bein. Ich wollte ihr nicht wehtun. Sie sagte, es tue nicht weh.»
    Das erste Mal. Das war im April vor zwei Jahren gewesen, drei Monate nach der brutalen Behandlung durch Mandys Vater. Ich sah, dass Greta mit sich kämpfte, etwas sagen wollte, es dann aber vorzog, zu schweigen.
    .
    « Ihre Strümpfe waren in Ordnung, die Knöpfe ihrer Bluse alle vorhanden gewesen, als Tess damals in Gretas Büro erschien, nachdem Mandys Vater sie angeblich misshandelt und danach im Parkhaus der Ladenstadt aus dem Auto geworfen hatte. Kein Riss im Stoff, keine Laufmasche. Greta erinnerte sich deutlich. Und es war kaum anzunehmen, dass ein Mann, der mit brutaler Gewalt über eine Frau herfiel, ihr die Zeit ließ, vorher ihre Sachen ordnungsgemäß auszuziehen. Jan sprach weiter, ausschließlich zu mir. Es war nicht zu übersehen, dass er es genoss. Angeblich hatte Tess gesagt, mit mir habe sie es nie zu probieren brauchen. Ich hätte ihr nur ein paar Paragraphen aufgezählt, ihr einen Vortrag über Körperverletzung und Schmerzensgeldforderungen gehalten. Sie sei durch Greta schon vor Jahren gründlich über meine Spezialitäten informiert worden. Ein Softie, der sich für jeden zufriedenen Seufzer der Partnerin einen Strich in seinen Kalender machte und für jedes lustvolle Stöhnen ein Kreuzchen. Und am Ende der Woche zählte er zusammen, wie oft er sie mit Streicheleinheiten zum Orgasmus gebracht hatte. Bei mehr als dreimal durfte er sich auf die Schulter klopfen. Ob Tess es wirklich so gesagt hatte oder er nur versuchte, mich zu reizen, wollte ich gar

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