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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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In meiner Wohnung habe ich versucht, ihm alles zu erklären. Dass ich die Nerven verloren habe, als ich Tess so reden hörte. Er hat wohl verstanden, dass ich es nur für ihn getan habe. Er hat auch versprochen zu schweigen. Aber er steht das nicht durch. Er sagte gleich, er sei kein guter Lügner. Wenn Karreis und Feibert ihn sich richtig vornehmen, bricht er zusammen. Und ich kann sie nicht ewig von ihm fern halten.»
    Ich schwieg.
    «Vielleicht ist es besser, wenn du ins Präsidium fährst, schlug sie vor.
    «Ich werde ein Geständnis ablegen. Jan wollte sich umbringen, um mich zu schützen. Wenn das noch einmal passiert, ich würde es nicht ertragen.»
    Das Grinsen war mir vergangen. Ich lachte rau.
    «Himmel, muss es schön sein, von dir geliebt zu werden. Es tut mir wirklich Leid, was damals passiert ist, Greta. Wenn ich jemals etwas bereut habe, dann meine Verliebtheit in Tess. Aber nach all den Jahren müsstest du doch wissen …»

    «Hast du mich nicht verstanden?, unterbrach sie mich.
    «Jan hat Tess nicht getötet. Ich war es.»
    Natürlich hatte ich sie verstanden, und wenn das Diktiergerät in ihrem Büro nicht gewesen wäre, hätte ich ihr vielleicht – Nein, ich hätte ihr auch dann nicht geglaubt. Aber andere würden ihr glauben, Karreis und Feibert, weil sie die Stiche genau beschreiben und sogar ein Motiv bieten konnte.
    «Ich hoffe, dass es sich irgendwann für dich auszahlt», sagte ich und schlug mit einer Faust auf das Lenkrad.
    «Nein, verflucht, ich hoffe es nicht. Irgendwann müssen dir doch die Augen aufgehen. Bleiben wir bis dahin bei unserer Vereinbarung?»
    Als sie mir nicht antwortete, versuchte ich es noch einmal mit Humor.
    «Welch ein Glück, dass wir nicht zusammengezogen sind. Hin und wieder eine kleine Besprechung nach Feierabend in meiner Wohnung. Mit einmal in der Woche bin ich zufrieden. Wenn Jan tatsächlich eine absolute Null im Bett ist, abstinent zu leben liegt dir nicht. Und einen Vibrator wirst du dir nicht zulegen, wie ich dich kenne. Was ist? Oder ist das jetzt auch gestrichen?»
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    .
    « Ein paar Minuten später hielt ich den Wagen vor dem Haus der Damners, betrachtete Greta und schlug vor:
    «Ich gehe erst mal alleine hinein. Du siehst aus wie Jans Anklageschrift.»
    Fünf grausame Minuten, länger brauchte ich nicht, um Tess’ Eltern, ihren Bruder und ihre Schwägerin in Kenntnis zu setzen. Ich wollte es ihnen so schonend wie möglich beibringen. Aber bei aller Schonung führte kein Weg vorbei an den beiden Sätzen:
    «Tess ist tot. Sie wurde gestern Nachmittag erstochen.»
    Danach kam nichts, der Schock über die Nachricht war wohl zuerst größer als Schmerz und Trauer. Als ich Greta ins Haus holte, saßen Herr und Frau Damner im Wohnzimmer auf der Couch und hielten sich aneinander fest. Sandra Damner saß in einem Sessel und hielt Mandy auf dem Schoß. Hin und wieder hob sie eine Hand, strich über Mandys Haar und murmelte monoton:
    «Armes Häschen.»
    Joachim lief vor dem Schrank auf und ab. Er stockte, als Greta hinter mir ins Zimmer kam, starrte sie entsetzt an. Und ich sagte etwas, wovon ich selbst nicht für möglich gehalten hatte, dass ich es über die Lippen bringen könnte.
    «Der arme Jan. Er hat versucht, sich umzubringen. Als Greta ihn daran hindern wollte, hat er sie geschlagen.»
    Joachim nickte nur. Greta stand reglos da, die Augen auf die beiden alten Leute auf der Couch gerichtet, mit Mühe und Not gegen die Tränen ankämpfend. Ich erklärte, dass die Polizei einen Verdacht hatte. Mandys Vater. Joachim nickte wieder, grimmig diesmal, als habe er seit langem mit einer Katastrophe gerechnet und sehe nur seine schlimmste Befürchtung bestätigt.
    «Dieser Schweinehund, presste er zwischen den Zähnen durch.
    «Hoffentlich kriegen sie ihn bald.»

    «Die Chancen stehen nicht gut», sagte ich.
    «Wir konnten der Polizei leider nicht mit einem Namen dienen.»
    Ich hoffte, dass Joachim einen Namen nannte oder sonst einen Anhaltspunkt lieferte. Ich hoffte auch, dass sich bei einer Überprüfung herausstellte: Mandys Vater war ein harmloser Zeitgenosse, der nur einmal die Nerven verloren hatte, als Tess ihn unter Druck setzte. Für die Tatzeit jedoch besaß er ein lückenloses Alibi. Joachim nickte zum dritten Mal.
    «Wie oft habe ich Tess danach gefragt. Wie oft habe ich zu ihr gesagt: Lass die Finger von dem Kerl. Komm endlich zur Vernunft. Er amüsiert sich ein paar Jahre mit dir, und wenn du ihm zu alt wirst, kriegst du

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