Meineid
plötzlich in einen Berserker verwandelte. Die Autofahrt war erhalten geblieben. Barringer saß am Steuer. Josy saß neben ihm und befriedigte ihn mit der Hand. Ob freiwillig oder gezwungenermaßen ging aus dem kurzen Textstück nicht hervor. Axel Berle beschäftigte sich währenddessen im Wagenfond mit einer Flasche Rum. Als er registrierte, was sich auf den Vordersitzen abspielte, zerrte er Josy unvermittelt zu sich nach hinten. Sie wehrte sich verzweifelt, schrie und stöhnte, als er ihr genüsslich einen Finger nach dem anderen brach. Dann zwang er ihr mit einer Hand an der Kehle gewaltsam den Rest aus seiner Flasche ein. Barringer amüsierte sich köstlich und meinte:
«Mach sie nicht alle. Ich wollte sie mir noch mal richtig vornehmen.»
Ein paar Zeilen weiter stand der Wagen in einem Waldstück, man vergnügte sich draußen weiter. Im Wagen war es zu eng für einen flotten Dreier. Josy, halb bewusstlos vom Alkohol und der Tortur, schaffte es irgendwann, auf die Beine zu kommen. Sie stolperte ein paar Schritte auf die Straße zu. Axel Berle torkelte hinter ihr her, holte sie ein, riss sie zurück. Josy stürzte und fiel mit dem Kopf auf einen Stein. Billig und einfallslos, fand Greta zu diesem Zeitpunkt noch. Etwas mehr Konsequenz wäre glaubwürdiger gewesen. Der Rest war auch kein Geniestreich. Barringer bekam es mit der Angst. An dieser Stelle war erstmals erwähnt, wer Josy war. Die Tochter eines Profikillers aus den USA, den die Organisation angeheuert hatte, um den eigenen Leuten eine spezielle Ausbildung angedeihen zu lassen. Josy wurde zurück in den Wagen geschleppt, bewusstlos und schwer verletzt, aber nicht tot, wie Barringer feststellte. Nur durfte sie nach all dem Spaß nicht am Leben bleiben. Sie hätte ihnen unter Garantie ihren Killervater auf den Hals gehetzt. Und Barringer stand nicht der Sinn danach, als Hackfleisch zu enden. Von Barringers üblichem Machogehabe war in dieser Szene nichts zu lesen. Er jammerte und machte sich fast in die Hose, während Axel Berle zur Tat schritt, einen Benzinkanister leerte, sein Feuerzeug zückte und warnte:
«Geh ein paar Schritte zurück, das wird hier jetzt mächtig heiß.»
Dann schauten sie zu, wie das Auto und Josy brannten. Wie Josy sich in den Flammen bewegte, noch einmal das Bewusstsein wiedererlangte, mit letzter Kraft um ihr Leben kämpfte und dem Inferno doch nicht entkommen konnte. Greta fasste es nicht und fragte sich, was Jan sich gedacht haben mochte, als er diese Szene schrieb. Ein brutales Faktum an die nächste Unmenschlichkeit gereiht. Als habe Jan sagen wollen: So war es, finde dich damit ab oder lass es bleiben. Am späten Nachmittag hörte sie Jan ins Bad schlurfen. Er würgte sich fast die Seele aus dem Leib. Sie hatte die widerwärtige Szene längst gelöscht und die Lücke mit einen Discobesuch gefüllt. Barringer, Josy und Axel Berle amüsierten sich harmlos und im Rahmen dessen, was unter jungen Leuten üblich war. Weit nach Mitternacht machte man sich auf den Heimweg. Josy saß am Steuer, weil die beiden Männer zu betrunken waren. Axel Berle saß neben ihr, Barringer im Wagenfond. Auch Josy hatte zu tief ins Glas geschaut, verlor die Kontrolle über den Wagen, kam von der Straße ab. Der Wagen überschlug sich, die beiden Männer wurden hinausgeschleudert, Josy in den Trümmern eingeklemmt. Der Wagen fing Feuer. Axel Berle und Barringer versuchten, Josy zu helfen, aber die Hitze trieb sie jedes Mal zurück. So weit war Greta mit ihrer Korrektur, als Jan aus dem Bad zurückkam. Er ging nicht wieder ins Schlafzimmer, kam bis zur Tür, wirkte benommen, blinzelte misstrauisch zu ihr hinüber, während sie die letzten Worte eintippte und den Punkt dahinter setzte. Seine Stimme klang heiser.
«Was machst du?»
«Ich habe die Szene mit Josy umgeschrieben», sagte sie und speicherte ab.
«Ich habe dir so oft gesagt, diese Scheußlichkeiten will niemand lesen. Wenn es dir besser geht, kannst du dir anschauen, wie ich mir das vorstelle. Bist du hungrig?»
Er schüttelte müde den Kopf.
«Durst habe ich.»
«Ich hole dir etwas.»
Der Text war vom Bildschirm verschwunden. Jan kümmerte sich nicht um den Computer, folgte ihr in die Küche, setzte sich an den Tisch.
«Mach einen starken Kaffee, verlangte er.
«Hat einer von euch an meine Zigaretten gedacht?»
«Du solltest jetzt nicht rauchen», sagte Greta. Er überhörte ihren Einwand.
«Ein Automat ist auch nicht in der Nähe. Ich glaube, bis zur nächsten Kneipe schaff
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