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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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ihn.«
    »Wo?«
    »Ihr Bruder Robert war ziemlich skrupellos. Er hat nicht nur das Geld auf die Seite gebracht, er wollte auch seinen Tod vortäuschen. Dazu bediente er sich eines Mannes seiner Statur und seines Alters. Einen zahnlosen Mann, den so schnell keiner vermissen würde. Irgendwie hat er sich sein Vertrauen erworben, vermutlich mit Hilfe von Geld. Viel Geld. Er tötete ihn durch einen Messerstich ins Herz, zog ihm die eigenen Klamotten, seine Rolex und den Siegelring an und setzte ihn in den Ferrari in seiner Garage. Dann lockte er Barbara Dyckhoff, die kleine Taschendiebin ohne Freunde und Familie, die er vorher genau ausgeforscht hatte, zu sich, und bot ihr für viel Geld den Job als seine Mörderin an. Er hat geschickt Spuren gelegt: Fotos, Tagebücher, Reste von Kokain. Kokain übrigens mit einem Hydrochloridgehalt von über achtzig Prozent, extrem rein also. Normalerweise in Barcelona kaum zu finden. Interessant. Wo er das wohl her hatte. Sein Plan war, Barbara als Ex-Geliebte, kleine Dealerin und als seine Mörderin hinzustellen. In der Garage mit den wertvollen Oldtimern war alles zum Abfackeln vorbereitet. Barbara sollte mit den teuren Autos und seinem Ersatz-Opfer verbrennen. Er selbst wollte unerkannt fliehen. Nicht im Porsche, den wollte er in jedem Fall zurücklassen, der sollte zu Barbara führen. In ihm fanden sich die Kokainspuren.«
    »Mit dem Boot.« Paul Reimann hatte sie die ganze Zeit nicht unterbrochen, er wirkte konzentriert, angespannt und gleichzeitig sehr verletzlich. »Robert war ein hervorragender Skipper. Er hatte alle Scheine, und er kannte das Mittelmeer zu jeder Jahreszeit. Ich habe das überprüft. Er hatte eine Swan hier im Hafen liegen, wissen Sie, was das ist? Der Rolls Royce unter den Motorseglern. In Finnland gebaut, 102 Fuß, Carbonfaserrumpf, die Höchstgeschwindigkeit ist Geheimsache, am versenkbaren Decktisch können bis zu zehn Personen sitzen. Luxus pur für gut eine Million Dollar. Die Barracuda . Passender Name. Die hätte er natürlich nicht genommen. Er brauchte ein Boot, das er allein fahren konnte. Ich habe vier verschiedene Boote gefunden, bei denen der Eigner nicht so einfach nachzuweisen war. Zwei kommen in Frage. Eine Achtzehn-Meter-Sunseeker und eine Performance 1407. Die Liegegebühren sind für das ganze Jahr bezahlt. Und ich habe einen Skipper aufgetan, der Robert nach einem Foto erkannt hat.« Er sah sie direkt an.
    Janet hatte nicht mehr das Gefühl, einem Gegner ins Gesicht zu blicken. »Sie waren natürlich an Bord.«
    »Die Performance ist extrem gesichert. Könnte auch gut ein Schmugglerboot sein. Auf der Sunseeker reichlich Treibstoff und Vorräte für zwei Monate. Sportliche Kleidung für einen Mann von Roberts Größe. Keine persönlichen Karten und Unterlagen.«
    »Und niemand hat sich bei dem Schiff blicken lassen?«
    »Nein. Ich habe ihn überwachen lassen. Niemand.«
    »Und seine Frau Birgit? Könnte sie ihm geholfen haben?«
    »Lachhaft.«
    »Aber Sie bestätigen meine Version. Barbara ist unschuldig. Ihr Bruder ist ein Mörder.«
    »Sie ist die Mörderin. Sie ist meines Bruders Mörderin!«
    Es hatte aufgehört zu regnen, die Sonne kam hervor und ließ die Pfützen und die Tropfen auf den Palmen funkeln, bevor sie wegtrockneten. Die Rentner nahmen ihre Stühle wieder ein, die ersten Touristen mit Stadtplan erschienen, zwei junge Musiker packten vorsichtig ihre Instrumente aus. Die kurze Abkühlung war vergessen, die Hitze waberte feucht und schwer.
    Paul Reimann nahm einen Schluck Whisky. »Ich könnte bei Ihnen einbrechen und Ihren Computer überprüfen lassen.«
    »Sie würden nichts finden.«
    »Darf ich Sie fragen, wo Ihre Interessen liegen?«
    »Ich will die Unschuld von Barbara Dyckhoff beweisen. Damit muss ich zwangsläufig Ihren Bruder des Mordes überführen.«
    Paul Reimann blieb erstaunlich ruhig. »Das ist Ihre Hypothese.«
    »Nein«, Janet machte eine kleine Pause, »und das wissen Sie selbst am besten.«
    Er schwieg, dann sah er sie plötzlich direkt an. »Wie Sie so richtig bemerkten, es geht um sehr viel Geld.«
    »Und Einfluss. Sie haben es immerhin geschafft, die Ermittlungen zu beeinflussen, um nicht zu sagen, zu unterdrücken.«
    »Sie schätzen das versteckte Vermögen auf zwanzig bis dreißig Millionen. In Wirklichkeit sind es sechzig bis siebzig.«
    Der Kellner brachte ein Tellerchen mit gerösteten Erdnüssen zu ihren Drinks. Janet zupfte sich das Kleid vom Körper. Sie spürte, wie sich die Ledersandalen beim

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