Meines Bruders Moerderin
eingekauft hatte.
Der Kater antwortete nicht. Er interessierte sich weder für die Milch noch für die Kiste. Er lag mit einem Drittel der gambas im Bauch in dem Liegestuhl unter dem Oleander und schlief.
»Garfield«, sagte Pia und machte die Fenster wieder auf. Dieser Kater kannte sich aus. Er würde nicht abhauen, solange seine Schüsseln gefüllt waren. Und wenn, würde er zurückfinden.
Pia deckte die Töpfe ab. Den Rest würde sie machen, wenn Luis kam. Sie duschte, zog Shorts und ein frisches T-Shirt an und setzte sich mit den Unterlagen ins Wohnzimmer. Ihr Lieblingsraum. Kühl und hell. Ein kleiner Balkon mit Sonnenblende über dem Patio. Marokkanische Teppiche. Nur wenige alte spanische Möbel vor weiß gekalkten Wänden. Bücherregale bis unter die Decke voll mit ihren und den Büchern ihres Vaters. Zwei Bilder. Eins hatte sie im Urlaub vor vier Jahren in Cuba auf der Straße gekauft, es zeigte einen rosaroten Chevy vor einem hellgrünen Haus unter knallblauem Himmel. Das andere hatte sie auf Bali von einem jungen Dänen bekommen. Eine leere Ölsardinendose in einem subtropischen Blumenmeer.
Unten im Patio tobten drei kleine Jungen, eine Frau schrie vom gegenüberliegenden Haus hinunter. Ein Fernseher verkündete die neuesten Nachrichten.
Pia legte eine CD von Manu Chao auf. Esperanza . Setzte sich auf das rote Ledersofa und breitete die Akten und Papiere um sich herum aus. Sie nahm einen Stift und den Block und begann.
1. Robert Reimann.
Hintergründe prüfen. Freunde, Feinde, Familie. Vermögen. Erben? Versicherungen? Wer hatte Interesse an seinem Tod?
2. Der unbekannte Tote.
Wer war er? Alter und Statur ähnlich wie RR. Ebenso Outfit, weiße Jeans, dunkles Hemd. Die Uhr. Eine Rolex? In welchem Verhältnis stand er zu RR. Umfeld befragen.
3. Barbara Dyckhoff.
Sie war vermutlich als Letzte bei RR. Sie floh - mit schweren Verbrennungen - in seinem Porsche. Wovor? Was geschah vorher? In welchem Verhältnis standen sie zueinander? Seit wann kannten sie sich? Unterlagen aus dem Safe im Haus prüfen.
Der Millionär und die kleine Taschendiebin. Sie war wohl ziemlich hübsch, aber ganz sicher keins dieser Glamourgirls, die er anscheinend bevorzugte. Und schon gar nicht blond.
Die CD war zu Ende, Pia schaltete den Fernseher ein. Lokalnachrichten. Sanchez und Toni neben einem immer noch oder schon wieder verrußten Carrera wie zwei Lichtgestalten. »Ja, es handelt sich eindeutig um Brandstiftung.«
»Wer hat das getan?«
»Wen haben Sie verhaftet?«
»Eine Taschendiebin.«
»Eine Deutsche!«
»Sie kannte Reimann vermutlich schon länger.«
»Er war schließlich kein Kostverächter.«
»Und er war Millionär. Sehr reich.«
»Gibt es Zeugen für die Tat?«
»Nein, aber erdrückende Indizien. Die Verdächtige war eindeutig in Reimanns Haus. Und sie ist mit seinem Porsche vom Tatort geflohen. Direkt nach dem Mord.«
»Wissen Sie etwas über das Motiv?«
»Sie ist noch nicht vernehmungsfähig.«
»Wir vermuten, dass sie ihn erpressen wollte und dass es zum Streit kam. Es war auch eine Waffe im Spiel. Dass sie es beinahe nicht rechtzeitig geschafft hat, den Tatort zu verlassen, war sicher nicht ihr Plan.« Wissendes Lächeln.
»Vielen Dank, wir melden uns wieder«, die Moderatorin ging zum nächsten Skandal über, und Pia schaltete aus. Das war's dann wohl. Toni hatte den Chef und die Medien auf seiner Seite. Dagegen kam sie nicht an. Oder?
Wie war noch mal der Name von dieser Pressetante? Janet! Diese dünne Engländerin. Janet Howard. Ihre monatliche Kolumne hieß in den englischen Zeitungen Crime & Murder inc. Und Crimen y Asesinato S.A. in den spanischen Zeitungen, die ihre Artikel übernahmen. Pia hatte sie in dem Getümmel um den Brand aus den Augen verloren. Sie kramte unter einem Berg alter Zeitungen das Telefonbuch hervor.
15
Janet hatte auf ihrem Anrufbeantworter drei Nachrichten von Eric, eine dringender und wirrer als die andere.
Mom, ich muss mit dir reden. Bitte!
Mom, alles wird gut!
Mom, wieso bist du nie da?!!
Als das Telefon wieder läutete, riss sie den Hörer förmlich hoch. »Was ist los, Schatz? Wo bist du?!«
»Du nennst mich wieder Schatz. Das lässt hoffen«, ein dunkles Lachen, auf das sie einmal reingefallen war. Zusammen mit Kerzenlicht und Miles Davis' gestopfter Trompete. Geoffrey Edwards, Presseagent.
»Du warst nicht gemeint. Was willst du?«
»Charmant, charmant. Du warst am Tatort. Robert Reimann. Playboy, Millionär. DIE Story im Moment. Wann bekomme
Weitere Kostenlose Bücher