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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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Dyckhoff. Das hier ist Ihre Anwältin. Wir glauben, dass sie sehr einsam und verzweifelt ist, und wir machen uns große Sorgen. Könnten Sie so lieb sein und oben anrufen, wie es ihr geht?«
    »Tut mir Leid, solche Informationen gibt es nur für Familienangehörige.« Sie entdeckte den zusammengerollten rosa Besucherzettel unter Janets Uhrenarmband und forderte ihn mit einem Fingerschnipsen zurück.
    »Sie hat aber keine Familie mehr. Und selbst, wenn sie ein Verbrechen begangen haben sollte, meinen Sie nicht, dass sie trotzdem ein Anrecht auf ein bisschen Mitgefühl hat?«
    Dolores zögerte, schaute Janet an, dann Dagmar und Pia. Die letzten Reporter kamen näher. Wie Jagdhunde, die eine neue Witterung aufgenommen haben. Dolores griff nach dem Hörer, wählte und wandte sich beim Sprechen ab, sodass sie nichts verstehen konnten. Dann hörte sie zu, nickte und legte auf. Janet lehnte sich über die Theke, und Dolores beugte sich zu ihr vor. »Es ist ziemlich schlimm. Sie hatte einen Kreislaufzusammenbruch, einige der Wunden sind aufgerissen, sie hat Blut verloren. Es ist wohl gelungen, sie einigermaßen zu stabilisieren. Dr. Mendoza hat heute Dienst, da hat sie Glück. Sie hat eine kleine Chance, aber vor morgen Mittag kann man gar nichts sagen.« Dolores packte Janets Hand mit einem Schraubstockgriff. »Das ist absolut inoffiziell. Ihr Engländer seid doch für euer fair play bekannt. Wenn Sie jetzt nicht fair spielen, kann mich das meinen Job kosten.«
    »Mein Vater war General. Mein Wort gilt. Das ist eine Frage der Ehre!« Janet zog ihre Hand vorsichtig aus der Umklammerung. »Falls aber doch etwas durchsickern sollte, dann war ich es garantiert nicht.« Sie wandte sich um, und sofort scharten sich die Reporter um sie. »Keine Auskünfte, außer für Familienangehörige«, verkündete sie laut und deutlich. »Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Klinik morgen eine Pressekonferenz geben wird. Bleibt am Ball, Jungs.«
    Pia war fasziniert. »War dein Vater wirklich General?«
    »Ja, aber ich habe ihn nie bewusst kennen gelernt. Er überstand den ganzen Krieg ohne einen Kratzer und starb ein paar Jahre danach bei einem Jagdunfall. Da lag ich noch in den Windeln.«
    »Wir können hier im Moment nichts mehr machen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mich ziehen Krankenhäuser immer runter.« Pia winkte die beiden anderen zum Ausgang hinüber.
    Nach dem klimatisierten Krankenhaus schlug ihnen die Luft wie eine glühende Dampfwolke entgegen. Keine frische Brise vom Meer, kein Lüftchen aus den Bergen. Sie standen etwas verloren unter dem Vordach. »Ist jemand mit dem Auto da?«
    »Mit dem Taxi«, meinte Dagmar, »und ich werde mir jetzt auch wieder eins nehmen.«
    Janet steckte sich eine Zigarette an. »Zu Fuß. Ich wohne gleich da drüben.«
    »Okay«, Pia warf einen Blick zurück durch die Glaswand, aber die Reporter waren immer noch dicht um Dolores gedrängt. »Es gibt zwei Möglichkeiten. Zu einer von uns oder in ein Café. Aber ich meine, wir sollten miteinander reden.«
    »Versteht mich bitte nicht falsch«, Dagmar entdeckte ein Taxi. »Ich finde euch alle beide sehr sympathisch. Aber erstens ist es gleich halb drei, ich muss in fünf Stunden aufstehen. Und zweitens stehen wir doch sowieso auf absolut verschiedenen Seiten!«
    »Ja und nein«, Pia winkte den langsamer werdenden Taxifahrer weiter. »Du bist Anwältin, du musst eventuell auch einen möglichen Mörder verteidigen. Janet will ihren Artikel, aber sie ist keine Sensationsreporterin. Sie sucht nach Zwischentönen. Ich bin Ermittlerin. Ich suche den Mörder. Aber diese Barbara Dyckhoff ... Es geht ihr so mies, und alle sind hinter ihr her, und Scheiße, ich hab ihren Kater Fritz Garfield! Ich will einfach nicht glauben, dass sie es war. Nicht, bevor wir alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen haben. Und da sind wir doch einer Meinung, oder nicht?«
    Ein Taxi mit grünem Freilämpchen kam, und gleichzeitig hatten einige der Reporter entdeckt, dass sie immer noch vor der Klinik standen. Pia winkte das Taxi heran und schubste Janet und Dagmar fast hinein. »Fahr los!«, sagte sie, der Taxifahrer startete durch, und die Reporter blieben zurück. Der Taxifahrer fuhr nur ein kurzes Stück, bis zur Calle Gas am Park. Der scharfe Geruch nach Rauch und Feuer lag auch hier in der Luft und drang durch die offenen Fenster. »Und jetzt? Wohin?«
    »Ins barri gótic «, sagte Pia zu den beiden anderen gewandt. »Ich hab eine luftige Dachterrasse, jede

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