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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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Stimme nicht erkennst. Wie geht es dir? Bist du noch an der Bank of England? Und wie geht's deiner Frau? Ist es noch Jill? Den Kindern? Wie viele sind es inzwischen? Nein!! Das war nicht so gemeint. Ach, Marc ...«
    »Mutter?«
    »Ja?«
    »Was ist dran an dieser Geschichte? Dieser Mord. Ich hoffe nur, du hast damit nichts zu tun!«
    »Wie meinst du das jetzt? Dass ich jemanden umgebracht haben könnte?«
    »Du weißt genau, was ich meine. Ob du dich da wieder so reinhängst und jede Menge Artikel unter meinem Namen veröffentlichst, bis ich mich hier weder in der Bank noch im Club sehen lassen kann.«
    »Tut mir Leid, aber das ist mein Name.«
    »Der Name meines Vaters.«
    »Du warst noch ein Baby, als Liam bei Nacht und Nebel abgehauen ist und fünf, als er starb. Volltrunken bei Tempo zweihundertzehn. Mit offener Hose und einem halb nackten schwedischen Au-Pair-Mädchen neben sich.«
    »Du könntest doch auch unter deinem Mädchennamen schreiben. Oder dir ein Pseudonym nehmen.«
    »Ich hab den Namen länger als du. Ich hab mich dran gewöhnt.«
    »Dann schreib doch bitte wenigstens ein einziges Mal in deinem Leben einen Artikel, auf den ich stolz sein kann.«
    »Du meinst law & order ?«
    »Einmal im Leben nicht quer und gegen den Strom!! Die Fakten sind doch klar. Diese Barbara hat den Typen umgebracht.«
    »Ich habe bisher noch keine einzige Zeile zu dem Fall veröffentlicht! Was unterstellst du mir da eigentlich?«
    »Ich kenne dich. Du stocherst immer im Dunklen rum. Du kannst Fakten einfach nie akzeptieren. Immer musst du alles in Frage stellen!«
    »Das ist mein Job als Journalistin. Jetzt sag doch, wie geht's den Kindern?« Aber Marc hatte schon aufgelegt.
    Janet war nah dran, ihn zurückzurufen, doch sie wusste, dass es sinnlos war. Marc war mit vierzehn von ihr, den Brüdern und Ibiza weg nach London zu seinen Großeltern gezogen. Und Liams Eltern hatten ihm endlich den bürgerlichen Halt und Hintergrund gegeben, den er bei ihr offensichtlich immer vermisst hatte. Es tat weh, aber das war jetzt nicht der Moment, Gefühlen nachzugeben.
    Der alte Mini stand direkt vor der Haustür, im Halteverbot. Janet zog drei Strafzettel unter den Scheibenwischern heraus und warf sie weg. Der Motor sprang sofort an. Auf dem Weg zum Joan de Borbó kam sie an Robert Reimanns Grundstück vorbei. Die hohe Außenmauer war rußgeschwärzt, hatte aber gehalten, dahinter war fast nur noch das Haupthaus zu sehen. Reste des kalten Rauchgeruchs hingen immer noch in der Luft.
    Janet kam problemlos auf die Laietana und begann schon weit vor der Plaça de L'Angel nach einem Parkplatz zu suchen. Völlig sinnlos. Sie fuhr weiter und schaute nach links in das Café.
    Sie erkannte Reimanns Bruder nach den Fotos sofort wieder. Er saß gleich vorne, allein an einem Vierertisch. Die drei Tische hinter und neben ihm waren auch von einzelnen Männern belegt. Groß, kräftig, Sonnenbrillen, Anzüge trotz der Hitze und nur Saft oder Wasser vor sich.
    Janet bog rechts ab, über die Gallifa, die Mercades Civader, und über die Vigatans wieder zurück auf die Laietana. Diesmal parkte sie direkt vor dem Café mitten im absoluten Halteverbot. Sie stieg aus und ging an einem Tisch mit sechs giggelnden Teenagern vorbei auf Reimann zu. Lächelte und setzte sich zu ihm. »Paul Reimann-Lettow? Ich bin Janet.«
    »Freut mich«, er stand nicht auf, lupfte aber kurz den Hintern, bis sie saß.
    Paul war aber im Gegensatz zu seinem älteren Bruder ziemlich unattraktiv. Untersetzt, fast kahl und angezogen wie ein britischer Broker aus den Fünfzigern. Ein wie zu einem bösen Witz verzogener schiefer Mund und wimperlose Schlitzaugen mit hängenden Lidern.
    »Einen halben J&B mit Eis«, rief Janet der vorbeieilenden Kellnerin zu. Paul bestellte sich mit Handzeichen dasselbe. Er lächelte. Janet kramte ihre Zigaretten aus der Tasche und schaltete den Recorder ein. Die einzelnen Männer, die an den Nebentischen gesessen hatten, waren verschwunden. Janet bildete sich nicht ein, viel vom Leben zu verstehen. Im Gegenteil. Aber eins kannte sie. Männer.
    Die Mädchen am Nebentisch waren zwischen siebzehn und neunzehn, hübsch, sommerlich leicht bekleidet, sexy, gut gelaunt und offen für jeden Spaß. Auf dem Tisch stand ein Eiskühler mit einer Flasche Cava, sie feierten irgendetwas.
    Drei junge, kräftige und gesunde Heteromänner saßen an Einzeltischen direkt daneben und verschwanden, ohne die Mädchen auch nur wahrzunehmen. Und der Kahlkopf in der Mitte hatte mit

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