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Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Titel: Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Kloeble
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viel.«
    »Warum so schüchtern? Sag’s lauter: Ganz schön viel!«
    »Ganz schön viel.«
    »Noch lauter.«
    »Ganz schön viel!«
    »Noch lauter!«
    »DASISTVIELDASISTGARNICHTNICHTSDASISTVIELDASISTGANZSCHÖNVIEL!«
     
    Ich hätte etwas tun müssen, ich hätte Fred nicht Markus überlassen dürfen. Aber ich war froh, dass sich jemand um ihn kümmerte und mir diese Aufgabe abnahm. An den darauffolgenden Tagen brachte Markus Fred bei, wie man das Magazin nachlud, wie man den Hahn spannte und breitbeinig stand und die Arme durchstreckte und die rechte Hand mit der linken stützte und die Augen zusammenkniff und abdrückte. Als Zielscheiben verwendeten sie aus schlammigem Heu und alten Klamotten gebaute Vogelscheuchen, die Markus Mohren nannte. Wenn Fred einen Volltreffer landete, platzten deren Köpfe wie Maiskörner in der Pfanne und Markus applaudierte. »Der Tod kann natürlich immer nur der letzte Ausweg sein«, sagte er, »aber man darf nicht vergessen: Ein Mohr klaut Kinder und frisst sie.«
     
    Zu Hause vergaß Anni häufig, Fred etwas zu kochen, und fragte er sie nach Essen, schüttelte sie nicht einmal mehr den Kopf, sondern verließ das Haus und lief zum Moorsee, wo sie sich die längste Zeit aufhielt. Zu Hause schlich er umher, immer auf der Hut, weil er mir nicht begegnen wollte. Zu Hause wachte er manchmal auf und dachte, der Tag sei gekommen, an dem sein Vater zurückkehrte, aber dieser Tag kam nicht. Zu Hause, das war augenscheinlich, fühlte sich Fred nicht sicher.
    Mit Markus aber schon. Seine Nähe flößte ihm dieselbe
Stärke ein wie die Pistole in seiner Hand. Solange Fred zusammen mit ihm die Hauptstraße entlangspazierte, grüßte ihn jeder. In der Wirtschaft wurden sie als Erste bedient. Beim Radiohören durfte Fred direkt vor dem Volksempfänger sitzen und, wenn Markus aus seinen Büchern vorlas, auf dem Boden liegen. Niemand rief Fred mehr Klöble, alle nannten ihn Frederick oder Herr Driajes, und ihm gefiel, wie das klang: »Herr Driajes.«
    Für all das bat Markus ihn nur um ein paar Zeichnungen. Anfangs zeigten diese noch Markus   – mit vollem Haar, mit blondem Haar, mit Seitenscheitel. Später interessierte sich sein neuer Freund auch für Bilder von anderen Segendorfern. Er machte daraus kein Geheimnis und ließ sich die Zeichnungen in aller Öffentlichkeit überreichen. Jeder sollte sehen, dass er jeden sah. Seine Monologe, die er auf den ersten Blick nur für Fred hielt, waren eigentlich getarnte Reden für die ganze Gemeinde. »Alles hat mit allem zu tun«, sagte er zu Fred. »Und deswegen brauche ich so viele Zeichnungen wie möglich von so vielen Leuten wie möglich. Mit wem der Hufschmied Schwaiger im Wirtshaus redet. Wo die Witwe des Bauern Obermüller sich nachts herumtreibt. Wem der Schuster Gaiger seine Angelrouten verkauft. Zeichnungen helfen uns, das Leben zu verstehen. Woher es kommt, zum Beispiel. Und im besten Fall: Wohin es geht. Und wäre das nicht wunderbar, wenn man von jedem Leben wüsste, wie es sich entwickeln wird? Die Wahrheit über die Zukunft in Händen halten, um sie frühzeitig anders zu formen! Keine unterirdischen Überschwemmungen mehr, keine Schicksalsschläge, keine bösen Überraschungen. Man könnte Schlimmes verhindern und Gutes schaffen und müsste sich nicht mehr auf Gott verlassen. Wenn es nach mir geht, dann bist du, Fred, der beste Zeichner,
den es gibt. Die meisten Menschen sehen die Dinge so, wie sie sie sehen wollen   – wenn es zum Beispiel regnet, sagen alle, es ist schlechtes Wetter, und wenn die Sonne scheint, es ist gutes Wetter, aber, wie du sicherlich festgestellt hast, wir brauchen Regen doch auch zum Trinken und Waschen und für den Anbau, also ist Regen genauso gutes Wetter   – du, Fred, siehst die Dinge so, wie sie sind. Und zeichnest sie. Du magst nicht alles verstehen, vermutlich kennst du viele der Worte nicht, die ich verwende, aber ich bin davon überzeugt, dass du die tiefere Wahrheit begreifst. Du kannst gar nicht anders, als die Wahrheit in den Dingen zu sehen, deshalb bist du so wertvoll. Du beobachtest und hörst zu und zeichnest. Niemand kann das besser als du. Und dass diese herausragende Fähigkeit auch anderen auffällt, ist kein Wunder. Ich weiß, es ist merkwürdig, wenn Leute, die früher mit dir gesprochen haben, es nun ständig eilig haben. Aber das liegt nur an ihrem Neid. Sie wollen sein wie ich und du, sie können nicht wachsen wie wir und wollen uns klein machen, um sich größer zu fühlen. Lass dich

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