Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Titel: Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Kloeble
Vom Netzwerk:
dem Tempo der langen Beine ihres Neffen mitzuhalten. Ihr Atem verlor sich in der Dunkelheit. Als sie die Dorfgrenze passierten, sah keiner von beiden die Holzkiste am Straßenrand liegen. In ihr war das neue Ortsschild geliefert worden, das man am kommenden Morgen aufstellen und damit zur Säkularisierung der Gemeinde beitragen würde   – noch wussten die meisten Segendorfer nicht, dass sie bald Königsdorfer sein würden.
    »Wo ist Julius?«, fragte Mina, schnappte nach Luft, »wo laufen wir hin?«
    Fred gab kein Wort von sich und rannte schneller. Mina stolperte und fiel aufs Kopfsteinpflaster, schürfte sich die Hände auf, und als Fred ihr hochhalf, sah sie den Mond am Himmel, aber keine Sterne.
    Bald überquerten sie eines der kahlen Felder am Dorfrand, auf denen Winterroggen angebaut wurde. Vier dunkelgrüne Autos parkten in einem Halbkreis. Die Motoren liefen und klangen ungeduldig, alle Scheinwerfer waren eingeschaltet und warfen grelles Licht auf einen Bus in der Mitte des Feldes. Zwischen den Fahrzeugen bewegten sich Schatten.
    »Wo ist der Julius Habom!«, wollte Mina wissen und blieb stehen. Fred packte ihren Arm, sie konnte sich nicht lösen und ließ sich zu Boden fallen.
    »Sei nicht so grob!«, rief Markus, der näher kam und ihr seine linke Hand reichte. In der anderen hielt er seine Pistole.
    Männer mit Mundschutz tauchten hinter ihm auf. Der frostige Boden knirschte bei jedem ihrer Schritte. Als Mina zu schreien begann, sie sei hier wegen ihrer Hochzeit, und um sich schlug, wurde sie von ihnen davongetragen, in den Bus.
    »Tun die ihr weh?«, fragte Fred.
    »Nein«, sagte Markus, benutzte seinen Klappspiegel, um zu kontrollieren, ob sein Toupet saß, und bedankte sich bei Fred, das habe er sehr gut gemacht.
    Im Bus rumpelte es, darauf folgte ein hohes, mechanisches Surren. Minas Schreie erstickten.
    Fred hielt sich die Ohren zu. »Wo ist Julius?«
    »Hat wohl Angst vor der Heirat.« Markus lächelte. »Wahrscheinlich müssen wir das verschieben.«
    Einer der Männer mit Mundschutz kehrte zurück und reichte Markus das Brautkleid, der es an Fred weitergab.
    »Das sind alle«, sagte Markus.
    Der Mann mit Mundschutz deutete auf Fred.
    Markus schüttelte den Kopf.
    Zwei weitere Männer mit Mundschutz verließen den Bus. Einer von ihnen trug weiße Gummihandschuhe, deren Fingerspitzen rot waren.
    Fred wich zurück.
    »Nein«, sagte Markus und hob seine Pistole um ein paar Zentimeter.
    Diesmal wichen die Männer zurück. Der mit den roten Fingerspitzen breitete beschwichtigend die Arme aus.
    Im Bus machte es einen dumpfen Schlag, und die anderen zwei Männer verschwanden wieder. Markus senkte seine Pistole. Etwas polterte durch den Bus, er schaukelte leicht, ein Junge brüllte: »Das   –« und verstummte.
    Markus verdrehte die Augen, stupste Fred an: »Typisch Klöbles!«
    Jemand zündete den Motor, der Bus zitterte. Dann stiegen die zwei Männer mit Mundschutz erneut aus, öffneten eine in der Seitenwand eingelassene Klappe, betätigten einen Hebel, und die Tür schloss sich. Sie überprüften einen Schlauch, der vom Heck des Busses auf sein Dach führte. Einer von beiden hielt den Daumen hoch, worauf der Mann mit den roten Fingerspitzen langsam rückwärtsgehend, den Blick auf die Fenster gerichtet, Abstand nahm.
    Markus bemerkte, dass Fred zitterte. »Na komm«, sagte er und sie stiegen in einen der Wagen. Fred nahm auf dem Beifahrersitz Platz und wurde von Markus mit dem Brautkleid zugedeckt.
    »Besser?«
    Fred nickte.
    Markus steckte die Pistole weg, legte die Hände auf das Lenkrad, streckte die Arme durch. »Ein 321.« Er atmete tief ein. »Ein richtiger Flitzer! Morgen gebe ich dir Fahrstunden.«
    »Wo fährt der Bus hin?«, fragte Fred.
    »Weit, weit weg.« Markus lehnte sich zurück. Im Rückspiegel überprüfte er sein Toupet und schob es einen Tick nach links.
    Sie schwiegen. Der Wagen vibrierte.
    »Ich will heim.«
    »Weißt du was, ich schenke dir den Flitzer. Er ist deiner, er gehört dir. Was hältst du davon?«
    »Ich will zu Mama!«
    »Fred«, sagte Markus und legte seine Hand auf den Schaltknüppel, »hab keine Angst. Dir wird nichts passieren. Ich bin hier. Sei einfach still und mach die Augen zu.«
    Das machte er aber nicht, er konnte nicht wegsehen, er blinzelte nicht einmal. Fred sah hin.
     
    Stunden später, nachdem Markus so lange die Reichsstraße 11 auf und ab gefahren war, bis Fred endlich einnicken konnte, rollte der dunkelgrüne BMW in Annis Garten und hielt mit

Weitere Kostenlose Bücher