Meister Antifer's wunderbare Abenteuer
zeigte sich Juhel, dessen Verdacht gegen Nazim der Leser kennt, und nach ihm Gildas Tregomain, dem dieser Verdacht vom jungen Kapitän übertragen worden war. Die Wuth Meister Antifer’s und Zambuco’s, die jetzt den schlimmsten Grad erreichte, fand noch zum Glück einen Ableiter in der Person des Notars.
Selbstverständlich war Ben Omar mehr als jeder andre von der Schuld Saouk’s überzeugt. Wie hätte dies auch ein. andrer sein können, da er dessen Pläne und ihn selbst als einen Mann kannte, der gewiß vor keiner Schandthat zurückschreckte?
Das gab aber einen Auftritt für den armen Notar! Auf Befehl des Meister Antifer mußte Juhel ihn aufsuchen und in das Zimmer des Kranken führen. Krank! Ist man das jemals… kann man es bleiben angesichts einer solchen Lage? Und da der Meister Antifer nach Aussage des Arztes an einem Gallenfieber litt, ei, da bot sich ja die schönste Gelegenheit, sich seiner überflüssigen Galle zu entledigen und dadurch wohl gar gesund zu werden.
Wie es dem unglücklichen Ben Omar erging, darüber wollen wir lieber schweigen. Er mußte zunächst bekennen, daß das Attentat auf den Geistlichen, der Diebstahl… ja, elender Omar! der Diebstahl… das Werk Nazim’s sei!… Also solche Leute erwählte sich der Actenwurm für seine Schreibstube!… Das war der Mann, den er sich zur Unterstützung bei seiner Thätigkeit als Testamentsvollstrecker mitgebracht hatte! Den Spitzbuben, den Schurken, den Wicht… den wagte er dem Meister Antifer und seinen Begleitern als Gesellschaft aufzuzwingen?… Und jetzt war diese Canaille… ja, diese Canaille gar entflohen, der Mensch kannte die Lage des Eilandes Nummer Drei und würde sich der Millionen Kamylk-Paschas bemächtigen, ohne daß es möglich wäre, ihn dabei zu hindern! Mag einer nur einem solchen ägyptischen Banditen nachlaufen, der dann solche unsinnige Summen zur Verfügung hat, um sich in Sicherheit zu bringen und seine Straflosigkeit zu garantieren.
»Ach… Saouk!… Saouk!«
Dieser Name entfloh jetzt dem niedergeschmetterten Notar. Der Verdacht Juhels war also begründet… Nazim war gar nicht Nazim…. Es war Saouk, der Sohn Murad’s, den Kamylk-Pascha zu Gunsten der beiden Legatare enterbt hatte.
»Wie… das war Saouk?« rief Juhel.
Ben Omar wollte dem ihm entfallnen Namen eine andre Bedeutung geben…. Seine Verlegenheit, seine Hilflosigkeit, sein Schreck zeigten aber nur zu deutlich, daß Juhel sich nicht täuschte.
»Saouk!« wiederholte auch Meister Antifer, der mit einem Sprunge aus dem Bette war.
Und bei der heftigen Bewegung der Kinnladen, als er den verhaßten Namen aussprach, flog sein Kiesel dem Notar wie eine Flintenkugel gegen die Brust.
Und wenn auch dieses Projectil ihn nicht zu Boden warf, so erzielte das wenigstens ein kräftiger Fußtritt… ein Fußtritt, wie ihn ein ägyptischer Notar wohl noch nie in die Gegend dicht unter den Nieren bekommen hatte. Da lag nun Ben Omar so glatt auf dem Boden, wie das nur ohne gänzliche Zermalmung möglich war.
Nazim war also jener Saouk, der geschworen hatte, sich des Schatzes auf jede denkbare Weise zu bemächtigen, derselbe, dessen verbrecherisches Eingreifen Meister Antifer hatte fürchten sollen!
Doch nach Entladung aller der Seemannsflüche, die das Repertoire eines Kapitäns der Küstenfahrt nur enthält, fühlte Meister Antifer eine wahre Erleichterung, und als Ben Omar vor Beschämung geduckt aus dem Zimmer schlich, um sich in das seinige einzuschließen, da war ihm schon merklich besser. Vollends auf die Beine brachten ihn aber die Mittheilungen, die sich in den nächsten Tagen in den Blättern der Stadt fanden.
Den spürnasigen Reportern und Interviewern ist bekanntlich alles möglich. Jener Zeit begannen sie gerade, sich mit einem Eifer, einem Scharfsinn und einer Kühnheit in öffentliche und private Angelegenheiten einzumischen, die aus ihnen eine neue öffentliche Gewalt gemacht haben.
Einem von ihnen gelang es, die Tätowierung, mit der der Vater des Reverend Tyrcomel diesen gezeichnet hatte, in Augenschein zu nehmen. Er ließ davon ein Facsimile anfertigen und dieses erschien in einem Tageblatt, dessen Absatz für die betreffende Nummer von zehntausend auf hunderttausend Exemplare stieg.
Damit erhielt Schottland, später Großbritannien, das ganze Vereinigte Königreich, ganz Europa, ja schließlich die ganze Welt Kenntniß von der Breitenlage des dritten Eilandes: 77°19’ nördlicher Breite.
Damit kamen die Neugierigen auch nicht viel
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