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Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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waren Boden und Horizont sehr viel näher gekommen. Was aus dieser Perspektive bedeutete, dass sich die Mauer scheinbar unendlich weit ausdehnte; erst ganz weit hinten konnte Laura eine Biegung ausmachen.
    In der Sonne leuchtete die Mauer weithin in grellem Rot. Sie schien ganz aus Kupfer zu bestehen, aber das war nicht alles. Arun benutzte zur besseren Übersicht sein Fernrohr, aber eines der besonderen Art. Er konnte damit auch in Dinge hineinsehen.
    »Wie ich es mir dachte«, stellte der Korsar fest. »Diese Mauer hat einen eisernen Kern.«
    »Das heißt?«, fragte Laura.
    »Eisen bricht Magie, meine Liebe, und direkt am Körper magischer Wesen wie der Elfen verursacht es heftige Schmerzen.«
    »Oh-oh.« Sie fand immer mehr Gefallen an der Idee, auf dem Schiff zu bleiben, während diesmal andere die Kartoffeln aus dem Feuer holten.
    Milt kniff die Augen zusammen. »Die Mauer ist mindestens zwanzig Meter hoch«, schätzte er. Leise pfiff er durch die Zähne, »Da will jemand unbedingt etwas drin behalten.«
    »Kannibalen eben. Und Weltenvernichter«, sagte Nidi. »Aber mir glaubt ja nie einer.«
    Prinz Laycham, der sein ganzes Leben lang das Wissen in der Bibliothek seiner Mutter studiert hatte, hatte bei der Planung in Cuan Bé nichts über die Gog/Magog zu berichten gewusst. Er hatte eine Anmerkung darüber gelesen und bestätigte damit Nidis Aussage, dass sie angeblich Kannibalen sein sollten. Allerdings war das trotzdem nicht mehr als ein Gerücht. Der Presbyter Johannes hatte sie wohl seinerzeit hinter der Mauer eingeschlossen und sie dann absichtlich in Vergessenheit geraten lassen.
    »Warum macht das jemand?«, fragte Milt und kratzte sich am Kopf.
    »Vielleicht, weil es keine Möglichkeit gab, sie zu vernichten«, antwortete Arun. »Also hat er sie vor allen Welten weggesperrt.«
    »Oder es ist doch Sinenomens Werk«, meinte Laura. »Vielleicht hatte er sie für seine Zwecke aufgehoben.«
    »Gut, dass er sie nicht mehr nutzen kann«, murmelte Nidi. »Sie hätten gleich mit ihm sterben sollen.«
    Milt musterte ihn misstrauisch. »Woher willst du das alles eigentlich so genau wissen? Und wenn du sie nie gesehen hast, wieso bist du derart überzeugt davon, dass sie Weltenvernichter sind?«
    »Ich bin zufällig ein bisschen älter als du und zufällig ein bisschen herumgekommen, und zufällig geht dich das überhaupt gar nichts an!«, keifte Nidi.
    »Kein Grund, paranoid zu werden«, sagte Finn und stupste Milt an. »Vielleicht sind wir alle der Schattenlord, wie wäre das denn?«
    »Nein, der bin nur ich ganz allein, ich, ich!« Nidi plusterte sich auf, bis er wie ein Fellball aussah, zog eine Grimasse und hüpfte knurrend auf der Reling herum.
    Laura prustete los, und Milt konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Tut mir leid, Kleiner. War nicht so gemeint. Ich sehe wirklich überall nur noch Gespenster.«
    »Aber unheimlich ist das da draußen durchaus«, gestand Finn.
    Die Mauer beeindruckte jedenfalls alle. Sie war gar nicht mal sonderlich dick, nicht mehr als einen halben Meter, aber steil hochragend und völlig glatt. Das Kupfer war selbst nach der langen Zeit nahezu blank poliert bis auf den üblichen matten Schein, um ein Spiegelbild zu vermeiden.
    Dem Priesterkönig war die Abneigung der Elfen gegen Spiegel zugutegekommen; er hätte sie ohnehin nicht erlaubt, um keine Eitelkeit aufkommen zu lassen. So begann seiner Ansicht nach das Unglück nämlich.
    Wahrscheinlich, dachte Laura, hat er nie Pickel gehabt.
    So, wie er eben auch Mond und Sterne verboten hatte, damit seine Untertanen sich nicht nach Unerreichbarem sehnten. Laura bezweifelte allmählich, dass dieses Reich wirklich jemals wunschloses Glück gebracht hatte. Natürlich hatte Johannes die besten Absichten gehegt - aber hatte er sich nicht seinen eigenen Traum erfüllt? Wieso verwehrte er dann anderen ihre Träume?
    Und dann diese Mauer.
    Es gab keine Erhebungen, keine Risse, keine Nieten, keine Schrauben. Wie war sie zusammengebaut worden?
    Je näher sie kamen, desto mehr Strukturen schälten sich heraus, und es waren hauchfeine Nähte zu erkennen, immer im Abstand von etwa dreißig Metern. Waren die einzelnen quaderförmigen Teile etwa aneinandergesteckt worden?
    »Bei Odins Bart!«, rief Nidi. »Da hat eine Zwergenschar aber ordentlich zu tun bekommen.«
    »Du denkst, Zwerge haben dieses gigantische Ding gebaut?«, fragte Milt.
    »Das Kupfer geschürft, verarbeitet, gegossen, gehämmert, transportiert, aufgebaut und zusammengesteckt. Oh

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