Meister der Assassinen
daraus gelernt.«
Den beiden blieb das Lachen im Hals stecken, und sie murmelten eine Entschuldigung.
»Das muss euch nicht leidtun«, sagte Naburo. »Es ist sehr lange her. Und so ist das Leben. Auch wenn es nicht so auf euch wirken mag, ich habe nie bereut.«
»Wirst du uns mal davon erzählen?«, fragte Laura ungeniert. Sie hatte schließlich schon aus Arun einiges herausgekitzelt.
»Möglich. Eines Tages sollte ich es wohl tun.«
»Ja, was macht der denn da, der Dummkopf?«, unterbrach Yevgenji und deutete nach vorn.
In der Gruppe vor ihnen war ein Streit ausgebrochen, und ein junger Elfenmann war dabei, den Weg zu verlassen.
Unwillkürlich beschleunigten alle den Schritt, um aufzuholen.
»Ich lasse mich von euch nicht mehr bevormunden, und ich habe es satt!«, schrie der junge Elf. Er hatte kurze, wirre schwarze Haare, seine Ohren waren behaart und seine Haut von feinem schwarzem Flaum bedeckt. »Woher wissen wir, dass das stimmt?«
»Weil es uns gesagt wurde!«, antwortete ein Mann um die vierzig. »Denkst du, die Warnungen haben keinen Grund?«
»Nur den, dass wir alle brav wie die Schafe folgen!«, erwiderte der Rebell. »Aber warum sollte das notwendig sein? Seit wann lassen Assassinen sich vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben?«
»Assassinen vielleicht nicht«, mischte Yevgenji sich mit ruhiger Stimme ein. »Aber Schüler in jedem Fall. Das ist das Grundprinzip jeder militärischen Ausbildung: Disziplin und Gehorsam. Das Mitwirken in der Gruppe.«
»Was weißt du denn schon?«, schnaubte der Elf ihn an.
»Genug. Und vor allem weiß ich, dass du deinen Atem sparen solltest für den weiteren Weg nach oben. Es beginnt gerade erst.«
Die Gruppe wandte sich ihm zu. »Misch du dich da nicht ein, Fremdling!«, schallte es ihm entgegen. »Du bist keiner von uns.«
»Keiner von uns ist hier geboren. Wir gehen alle den Berg auf unseren eigenen Beinen hinauf. Es gibt keinen Unterschied«, erwiderte Yevgenji geduldig.
»Ja, blas nur weiter heiße Luft!«, schnauzte der Rebell ihn an. »Und ich werde es euch jetzt beweisen, dass es nicht nur diesen einen Weg gibt!«
Yevgenji wandte sich seinen Gefährten zu. »Wir sollten weitergehen. Da können wir nichts machen.«
»Ja, und das ist auch nicht erwünscht!«, erklang es hinter ihm.
Nicht nur Laura verdrehte die Augen. Zügig zogen sie an der Gruppe vorbei, und einige überlegten laut, ob sie nicht ebenfalls weitergehen sollten. Schon brach der Konkurrenzkampf wieder aus.
Der Rebell ließ sich davon nicht aufhalten. »Ich habe einen guten Weg entdeckt, der mindestens eine Stunde abkürzen wird! Ich warte dann lachend oben auf euch!«
Und damit lief er los, links ab vom Weg, quer über den Hang.
Milt, der sich gerade umgedreht hatte, blieb stehen und rief: »Komm zurück, sei nicht verrückt! Das bringt dir nichts ein!«
Die anderen blieben auch stehen und riefen im Chor. Nun wurden die Gefährten des jungen Mannes ebenfalls unruhig, als sie die eindringlichen Rufe hörten.
»Komm zurück!«
»Rück ... rück ... rück ...«, schallte es wider, und alle verstummten entsetzt, als Antwort kam.
Auch der junge Elf blieb stehen.
Zuerst war es nur ein einzelnes Heulen, doch es war schaurig genug, um selbst am helllichten Tag das Blut gefrieren zu lassen.
In der Menschenwelt wurden die scheuen Wölfe den Menschen niemals gefährlich, sondern gingen ihnen aus dem Weg.
Aber die Wölfe der Anderswelt waren Elfentiere, Bestien und damit ganz anders.
Vielfache Antwort schallte auf das einzelne Heulen hin, und dann kamen sie. Hinter den Felsen hervor, aus Erdlöchern. Riesige graue Geschöpfe, an die Farbe der Felsen perfekt angepasst. Sie besaßen im Vergleich zum Körper überproportional große Köpfe mit Rachen, in die ein ganzer Kopf hineinpasste. Von der Größe her kamen sie einem Irischen Wolfshund gleich, wogen aber gut doppelt so viel. Über einhundert Kilo Muskelmasse und wehendes graues Fell, glühende gelbe Augen und weiße Reißzähne in einem blutroten Rachen.
Der junge Elfenmann schrie auf und gab Fersengeld - nur, wohin? Sie kamen von allen Seiten auf ihn zu, und das in rasender Geschwindigkeit.
»Na, endlich passiert mal was!«, rief Spyridon begeistert, zog das Schwert und jagte in weiten Sätzen dem fliehenden jungen Mann entgegen. Der war so panisch, dass er ganz vergaß, seine eigene Waffe zu ziehen. Angesichts der geifernden Meute, die ihm nachhetzte, war es allerdings verzeihlich.
Naburo und Yevgenji zogen ebenfalls
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