Meister der Assassinen
Leid.«
»Tut fast gar nicht weh«, behauptete Yevgenji.
Spyridon rappelte sich ächzend hoch und schüttelte sich leicht. Er legte Yevgenji die Hand auf die Schulter. »Kommst du zurecht, Bruder?«
»Sicher, Bruder.« Sie umarmten sich kurz.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Laura.
Yevgenji half Spyridon dabei, sich den Verletzten über die Schultern zu legen.
»Das bedeutet, ich gehe jetzt mit dem jungen Mann nach unten, weil ich nicht meinen Hals dafür riskiere, ihn hier elend sterben zu lassen. Außerdem bin ich mit meinem rechten Arm ziemlich außer Gefecht gesetzt. Yevgenji kann für mich übernehmen. Bis ihr zurück seid, bin ich auch wieder fit.«
»Geh doch gleich weiter zum Schiff«, schlug Finn vor.
»Nichts da. Ich erwarte euch in Camp zwei.« Spyridon nickte Laura und Milt zu, dann machte er sich mit der Last auf den Schultern auf den Weg nach unten.
15
Die dritte
Etappe
G ut, dass wir keine zehn Negerlein sind«, bemerkte Laura.
»Das geht auch mit weniger«, meinte Finn fröhlich. »Würde mich nicht wundern, so, wie sich das hier entwickelt.«
»Ich kehre nicht um ohne den Dolch!«, erklärte Laura entschieden. »Niemals.«
Sie gingen weiter.
Der Weg wurde steiler und schmaler, links und rechts wuchsen Felsen empor, wackliges Geröll machte manchmal kleine Umwege notwendig. Auf einer Kuppe sahen sie eine Reihe Glücksritter sitzen, die sich eine Pause gönnten, bevor der steile Anstieg begann.
»Hoffentlich brauchen wir nicht noch Steigeisen und Seile«, murmelte Finn.
»Niemand hat eine derartige Ausrüstung dabei, und sie wurde auch nicht angeboten«, sagte Yevgenji. »Ich hätte mich sonst sofort darum gekümmert.«
»Diejenigen, die umkehren mussten, hätten darüber informiert«, stimmte Milt erleichtert zu.
Sie blieben stehen und betrachteten das Hindernis, das sie zu bewältigen hatten. Ganz ohne Kletterei würde es nicht abgehen. Nur ein schmaler Ziegenpfad führte zwischen den Felsen hindurch direkt nach oben, mit nur kleinen Windungen. Diese Felswand füllte den ganzen Himmel aus und versperrte den Blick auf die Festung.
»Das wird schwierig«, sagte einer der Pausierenden. »Wir sind beim ersten Mal gescheitert und versuchen es gleich noch mal.«
»Inwiefern gescheitert?«, fragte Laura.
»Es ging einfach nicht mehr weiter. Es sah gar nicht so aus, und dennoch ... Ich weiß nicht. Ihr werdet es erleben. Wir sehen uns.«
»Vielleicht«, sagte Finn und ging zuversichtlich als Erster.
»Für Kinder wäre das hier ideal«, keuchte Laura. »Ich kann mich erinnern, als kleines Mädchen konnte ich von solchen Kletterpartien nie genug kriegen.«
Die beiden Elfen hatten keine Schwierigkeiten, sie kamen gut voran. Finn war immer noch voraus; es war erstaunlich, wie ausdauernd der dünne Kerl war.
Milt hielt sich ebenfalls gut, solche Hindernisse beherrschte er.
Dennoch war es ein weiter Weg, der an den Kräften saugte. Und kein Ende in Sicht.
Dabei war die Kuppe oben zu sehen, darüber wölbte sich der Himmel, durchsetzt von ein paar Wölkchen. Es schienen nur noch ein paar Klimmzüge zu sein. Doch selbst als sie drei weitere Felsen überwunden hatten, hatte sich der Abstand trotzdem kein bisschen verringert.
»Laura, hör auf dir zu wünschen, es solle nie aufhören!«, nörgelte Milt.
Sie verhielt, wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah zu ihm hinunter. »Ich bin kein Kind mehr - ich wünsche es mir nicht!«
»Dann wünsch dir fester, dass wir gleich oben sein werden!«
»Bin ja schon dabei.«
Und weiter ging’s nach Ziegenmanier, nur nicht so elegant. Ab und zu warfen sie einen Blick nach unten und sahen die Glücksritter immer noch an der Kante sitzen. War gar nicht so viel Zeit vergangen? Oder warteten die auf ihre Rückkehr, um es dann selbst noch einmal zu versuchen?
Sie stiegen weiter hinauf. Laura hatte den Eindruck, dass der Abstand nach unten größer wurde. Aber wieso wurde er nach oben zu nicht kleiner?
Ich wünsche mir, dass es aufhört. Ich mochte das als Kind, aber auch nur deswegen, weil es ein Ende hatte und ich es sehen konnte. Also wenn es an mir liegt: Das funktioniert nicht. Ich werde für den Rest der mir verbliebenen Zeit hier herumklettern, bis ich tot bin oder den Grat oben erreiche.
»Ich gehe voraus!«, rief sie. »Lasst mich vorgehen.«
Ihre Gefährten ließen sie bereitwillig vorbei, denn auch die Elfen zeigten allmählich Ermüdungserscheinungen. Aber nicht, weil es ihnen zu anstrengend wurde, sondern weil sie
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