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Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Kopfschmerzen wenigstens ein bisschen.
    Nach einer Weile sahen sie unten Nachzügler, die sich nach oben kämpften, riefen und winkten ihnen zu. »Ja! Ihr schafft es! Ist gar nicht schwer!«
    »Nur nicht übermütig werden«, sagte Naburo und stand auf. »Wir haben bereits zwei Gefährten verloren, und ich rechne mit weiteren Verlusten.«
    »Ja, ich fürchte auch!« Finns gute Laune war ungebrochen. »Fünfzig Prozent muss man ja immer einkalkulieren.«
    »Ich gehe nicht verloren«, brummte Milt. »Ich bleibe bei Laura, egal was passiert.«
    »Klebst fest wie ein Honigbrot am Arm.« Finn wich lachend Milts sausender Hand aus.
    Der Weg wurde für ein Stückchen leichter, sie hatten eine Hochebene erreicht, und es ging relativ eben dahin. Die Festung war ein gutes Stück näher gerückt, und auch der Stolleneingang war inzwischen zu erkennen. Bis dahin ging es allerdings ordentlich steil hinauf.
    Auf dieser Ebene gab es friedlich grasende Pferde, Schafe und sogar Kühe. Straußenähnliche Vögel, die keine Fleischfresser waren, zogen über die steppenartige Landschaft. Es gab ein paar flache Büsche und sogar niedrige Bäume mit weit ausladenden, flachen Wipfeln. Nicht weit von den Wanderern entfernt lag ein grün schillernder See, an dem Kraniche entlangspazierten.
    Die Versuchung, den Weg zu verlassen und sich in den See zu stürzen, war groß. Doch keiner von ihnen vergaß Sebastos Warnung und das Erlebnis mit den Bergwölfen. Und als sie weitergingen, waren sie umso dankbarer, denn sie sahen an verschiedenen Stellen die ausgebleichten Skelette von Menschen und Elfen, die vom Weg abgekommen waren.
    Diese Landschaft war nicht für Reisende bestimmt oder zumindest nicht für jene, die nicht dem Orden angehörten. Also konnten die Tiere hier friedlich und ungestört vor sich hin leben. Es gab kein einziges Haus.
    Der Weg schlängelte sich durch die Hochebene, und sie gingen frischen Mutes voran. Die Sonne brannte kräftig herab, sodass ihnen schnell warm wurde. Laura verbrauchte weiteres Wasser, um sich die Stirn mit einem Stück nassem Tuch zu kühlen. Sie hatte Angst, einen Sonnenstich zu bekommen. Das fehlte noch ...
    Nicht weit vor ihnen stand ein kleiner Baum am Wegesrand, vielleicht drei Meter hoch, doch sein Wipfel schützte wie ein Schirm vor der Sonne.
    Unter dem Baum saß jemand. Finn ging plötzlich schneller, und dann erkannte Laura ebenfalls die Frau, mit der er sich am Morgen auf der zweiten Etappe unterhalten hatte.
    »Schlappmachen gilt nicht«, sagte er. »Komm, geh mit uns weiter. Das ist leichter, als allein alles schwerer werden zu fühlen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht mehr weiter. Mein Weg ist hier zu Ende.«
    »Aber hier ist nichts!«
    »Nicht für dich. Der eine sieht es, der andere nicht. Jeder macht seine ganz eigene Erfahrung durch, und keiner nimmt das Gleiche wahr wie der andere.«
    Finn ließ dennoch nicht locker. »Aber wenn du mit uns gehst, ist alles anders! Wir haben gemeinsam schon viel bewältigt!«
    »Bis auf die zwei, die nicht mehr bei euch sind«, erwiderte sie.
    »Das war ein Unglücksfall. Der Rest von uns ist noch da.«
    »Nicht mehr lange.«
    »Nun gib doch nicht so schnell auf!«, rief Finn.
    »Ich habe nicht aufgegeben, du Narr«, sagte die Frau ruhig. »Mein Weg ist hier zu Ende. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn es bei dir so weit ist, wirst du es erkennen.«
    Naburo trat vor die Frau und bewegte die Hand vor ihren starr blickenden Augen. Sie bewegten sich nicht, sie blinzelte nicht einmal.
    »Großer Gott«, flüsterte Laura und hielt sich die Hand vor den Mund.
    Finn schluckte. Dann sagte er: »Selbst wenn du blind bist, können wir dich führen. Assassinen müssen sich auch in absoluter Finsternis zurechtfinden können.«
    »Sie können es, weil sie den Weg innerlich sehen«, antwortete die Frau. Sie legte die Faust an ihre Brust. »Aber ich bin innerlich blind, deswegen können meine Augen nichts mehr erkennen. Richte ich meinen Blick jedoch nach hinten, kehrt mein Augenlicht zurück. Also ist das mein Weg. Wenn ich genügend geruht habe, kehre ich um und danke dem Meister für diese einzigartige Lehre und Erfahrung, die ich machen durfte.« Sie nickte Finn zu und machte damit deutlich, dass sie das Gespräch nicht mehr fortzusetzen wünschte.
    Erschüttert ging er weiter, und die anderen folgten ihm.
    »Alles Gute«, flüsterte Laura. Beinahe hätte sie gesagt, dass es ihr leidtat, aber sie schluckte die Worte gerade rechtzeitig hinunter. Sie

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