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Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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brauchte die Frau nicht zu bedauern, sie schien völlig zufrieden zu sein. Mitgefühl würde sie nur beleidigen.

    Die Festung dräute nun fast über ihnen, und sie sahen immer wieder zu ihr hoch. Sie beherrschte den Olymp, ganz eindeutig - zumindest diesen Hang hier. Hinter und über der Festung wurde die spitze Nadel des Gipfels sichtbar, fern und unerreichbar. Dort konnte vielleicht ein Affe hinaufklettern.
    Die Ersten mochten inzwischen durch die Maueröffnung getreten sein, und Laura fragte sich, ob Finns Freundin von letzter Nacht wohl dabei war. Bisher waren sie ihr nicht begegnet, und hier in der Hochebene schwächelten inzwischen einige. Die Gruppe, die ihrem Gefährten beim Angriff der Bergwölfe überhaupt nicht beigestanden hatte, hatte komplett aufgegeben. Sie saß still und kleinlaut am Wegesrand, und Laura schämte sich kein bisschen ihrer Schadenfreude.
    Wortlos gingen sie an den nunmehr Pechrittern vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Weiter vorn saßen verteilt noch andere.
    »Aber nein, wir kehren nicht um«, sagte ein Elf, der zusammen mit einem etwa vierzigjährigen Menschen Pause machte, »wir ruhen uns nur kurz aus. Der schwerste Teil kommt jetzt erst, den wollen wir mit frischen Kräften angehen.«
    Die meisten anderen aber genossen noch ein wenig die raue Schönheit und die Sonne, bevor sie sich auf den Rückweg machen wollten.
    Nicht alle waren enttäuscht. Laura war dadurch erstaunt, hin und her gerissen, alles durcheinander.
    »Ich glaube«, sagte sie langsam, »das hier ist sehr alt und völlig unberührt von Alberich und früher Sinenomen. Es ist ein Rest des ursprünglichen Innistìr.«
    »Ich stimme dir zu«, sagte Naburo. »Mir gefällt es.« Er wirkte fast heiter.

    Das Ende des Tals war bald erreicht, dann ging es wieder auf steilem Pfad den Hang hinauf. Und dann durch den Stollen, und danach war es wohl geschafft: Man schritt durch den Torbogen. So sah es zumindest aus. Es war schon die Zielgerade, und Laura fühlte sich beschwingt. Mehr denn je war sie entschlossen und konzentrierte sich auf ihr Ziel.
    Rechts von ihnen befand sich eine Baumgruppe, aus der plötzlich ein Vogelschwarm aufstieg, amselgroße schwarze Vögel, die wie Elstern schnatterten und krächzten.
    »Sie kommen hierher«, sagte Milt. Augenblicklich stellte er sich neben Laura.
    »Du witterst aber auch in allem Gefahr«, machte sie sich über ihn lustig.
    »Erfahrung macht klug.«
    »He!«, rief Finn, der ein wenig voraus war, und lief zu ihnen zurück. »Die ... greifen uns an? Oder was haben sie vor?«
    Der Schwarm, es mochten an die dreißig Vögel sein, kam direkt auf sie zu wie eine flatternde Wolke, kreischend und krächzend.
    Milt und Finn hoben abwehrend die Hände, Laura duckte sich und hielt die Arme über ihren Kopf.
    Kurz darauf waren die Vögel bei ihnen und hüllten sie ein. Laura hörte nur noch Flattern und Rauschen und Krächzen, rings um sie her wirbelten Federn, mit gelben Schnäbeln dazwischen.
    Aber sie taten ihnen nichts. Weder hackten sie mit den Schnäbeln auf sie ein, noch versuchten sie mit den Krallen zuzuschlagen. Es war unangenehm, und der Federstaub reizte die Nase und löste einen Hustenanfall aus, aber sonst passierte nichts. Finn und Milt unternahmen keinen Versuch, die Vögel zu verscheuchen, um sie nicht zu reizen.
    Schließlich lösten sie sich von den drei Menschen, und sie wandten sich einander zu, um gegenseitig zu überprüfen, ob etwa Schaden entstanden war. Aber nichts, nicht einmal ein Klecks.
    »Seltsam«, sagte Milt. »Aber dann können wir ja wohl weiter ...«
    »Milt«, unterbrach Laura. »Schau.«
    Sie hatte ihn gleich gesehen, sobald die Sicht wieder klar war.
    Keiner von ihnen hatte gemerkt, dass Naburo ein Stück weitergegangen war und sich von ihnen entfernt hatte.
    Der Vogelschwarm war zu ihm weitergezogen und hüllte seinen Kopf und den Oberkörper ein. Es war nichts zu erkennen, Naburo stand völlig still.
    Laura ging langsam auf ihn zu, um ihn notfalls am Arm zu packen und aus der Wolke aus flatternden Flügeln zu ziehen; Milt und Finn machten sich bereit, nun doch Vogelscheuche zu spielen.
    Da hörten sie Naburos leise Stimme. »Oni«, flüsterte er. »Oni.« Nicht mehr. Immer nur dieses eine Wort.
    »Das sind Dämonen«, murmelte Milt. »In meiner Klasse war ein japanischer Junge, der sich mit der Mythologie auskannte. Weil ich Obeah war, haben wir uns viel darüber unterhalten, um Gemeinsamkeiten zu finden.«
    »Oh weh«, sagte Finn.
    Laura nickte.

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