Meister der Assassinen
sollte.
Natürlich hatten sämtliche männlichen Studenten ganz dringend etwas genau hier und nirgends anders zu tun, und sie scharwenzelten herum, versuchten auf alle möglichen Weisen, die Aufmerksamkeit der Schönen auf sich zu richten.
Tatsächlich aber war es Laura, die nichts von alledem mitbekommen hatte und ganz normal die Uni verlassen wollte, genau in die Aufnahmen hineintappte, vor lauter Schrecken, weil sie auf einmal jemand anschrie, stehen zu bleiben und abzuhauen, ihre Tasche verlor, und natürlich ergoss sich der gesamte Inhalt auf den ehrwürdigen alten Marmorboden. Und da knallte die Lampe des Strahlers durch, und der Fotograf schrie: »Verflucht noch mal, das gibt’s doch nicht!«, und die männlichen Studenten riefen im Chor: »Donalda, die Pechvogelin, hat wieder zugeschlagen!«
Während Laura mit hochrotem Kopf ihre Sachen einsammelte und sich an den Nordpol oder den Südpol oder zumindest weit weg wünschte, kam Zoe auf sie zu, kniete sich anmutig und elegant neben sie und half ihr.
»Wer bist’n du?«, fragte sie.
»Donal... Quatsch. Ich bin Laura.« Sie sah hoch. »Und du?«
Tiefblaue, wunderschöne Augen in einem makellosen Antlitz blitzten auf. »Du weißt nicht, wer ich bin?«
»Nee.« Draußen fuhr ein Bus vorbei, auf dem großformatig eine Kosmetikwerbung aufgebracht war, mit einem Gesicht, das diesem hier verflixt ähnlich sah. »Upps. Doch.« Laura fühlte sich wie im Fieber, so sehr glühte sie inzwischen. »Entschuldige.«
Korallenrote Lippen zogen sich zu einem erheiterten Grinsen in die Breite. »Ich glaub, das hier dauert länger. Wollen wir zusammen ’nen Kaffee trinken, Laura?«
»Warum nicht. Ich stehe sowieso kurz vor dem Herzinfarkt.«
Und so begann ihre Freundschaft.
Laura lächelte in Gedanken, und Wärme erfüllte sie. Zoe hatte es auch nicht sonderlich leicht, obwohl sie reich und berühmt war und alles zu haben schien, was andere sich nur wünschen konnten. Sie erzählte Laura Dinge, die ihr zeigten, dass sie trotz aller Missgeschicke und der Kälte im Elternhaus behütet und sorglos aufgewachsen war.
Sie entdeckten sonderbarerweise viele Gemeinsamkeiten, obwohl sie so verschieden waren. Laura wurde Zoes geheimes Tagebuch, dem diese alles anvertraute, und Zoe entwickelte einen merkwürdigen Beschützerinstinkt Laura gegenüber.
Und nun waren sie beide hier, und ihre Wege drifteten auseinander. Aber Laura wusste, dass sie trotzdem immer Freundinnen sein würden. Das Band zwischen ihnen konnte nicht mehr zerstört werden.
Und das tröstete sie in diesem Moment, denn sie hatte kurz davor gestanden, ihren Alleingang zu bereuen. Aber was Zoe konnte, konnte sie auch. Die hatte ganz allein gegen eine grausame Priesterschaft bestanden! Und ihre Flucht selbst organisiert!
Dieser Stollen war an sich nicht sonderlich aufregend. Ein Weg, auf dem gerade mal zwei Menschen nebeneinander gehen konnten, grob behauene Felswände und nicht mehr als dämmriges Licht, das von Unbekannt herkam, denn das Ende des Schachtes, an dem Licht war, war überhaupt nicht zu erkennen. Aber zwischendurch hatte Laura den Eindruck, als würde sie ein eiskalter Hauch umwehen, und sie musste immer mehr gegen die Erinnerung an Mop und die Laternenschatten ankämpfen.
Wie bei Naburo muss ich mich wohl jetzt mit mir selbst auseinandersetzen.
Kein Wunder. Der Berg hatte eine Menge aus ihr herausgeholt, und jetzt wollte er wissen, weshalb sie so hartnäckig war. Nachdem sie bisher eher nachgiebig gewesen war. Immer auf der Suche nach einem Kompromiss. Und zumeist den Kampf scheuend.
Keine Kompromisse. Keine Ablenkung. Diesen letzten Teil überstehe ich und Schluss.
So lang war ihr der Stollen von unten aus gar nicht vorgekommen. Aber wie schon einige Male täuschte die Magie etwas anderes vor. Laura wunderte sich am meisten, wieso es nicht stockfinster war. Gerade davor hatte sie schließlich am meisten Angst.
Obwohl ... es reichte so schon. Denn dieses Dämmerlicht barg Schatten. Und diese Schatten begannen sich nun zu bewegen.
Das ist alles nur Einbildung. Laura ging schneller. Wünschte sie sich jetzt, sie wäre nicht allein und Milt bei ihr?
Nein. Sie hatte entschieden, und das zog sie jetzt durch. Sie musste! Irgendwann muss ich erwachsen werden. Ich kann mich nicht immer hinter jemandem verstecken. Bevor Milt mich in die Arme genommen hat, habe ich eine Menge allein durchstehen müssen. Als Erstes ist Elias Fisher gestorben, auf den ich mich stützen wollte. Der Pilot, der mir in
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