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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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verdampft, werden wir ersticken, bevor er ihn ernsthaft verletzen kann.«
    Irgendwo in den schwarzen Wolken keuchte Eli ein paar Worte, und das Tosen von Karons Feuer verstummte. Fast sofort löste sich der beißende Nebel auf. Miranda rieb sich verzweifelt die Augen und sah hoch. Karon hatte mitten im Schlag innegehalten. Eli keuchte wieder etwas, und der Lavageist nickte. Ein letztes Mal drohte Karon dem schwarzen Brocken mit seiner rauchenden Faust, dann löste er sich in eine große Aschewolke auf, die auf Eli zutrieb.
    »Was tust du?«, schrie Miranda und kämpfte sich auf die Füße, als Eli sein Hemd über die neu gebildete Verbrennung zog. »Ich hatte nicht gemeint, dass du ihn zurückbeordern sollst!«
    »Du kannst nicht beides haben!«, schrie Eli zurück. »Vorsicht!«
    Kreischend registrierte das Säuremonster den Verlust seines Gegners und ließ wieder ätzende Tropfen regnen. Miranda, Eli und Nico duckten sich, als faustgroße Klumpen die Wand hinter ihnen trafen und sich tief in den Stein einbrannten.
    »Wenn er so weitermacht, wird er den Palast zu Schlacke verbrennen!«, schrie Eli über das Heulen des Geistes hinweg.
    »Wir müssen etwas unternehmen!«, jammerte Miranda.
    »Schlag etwas vor!« Eli kauerte sich zusammen, als weitere Tropfen um sie herum einschlugen. »Mir sind die guten Ideen ausgegangen!«
    »Im Moment wäre ich schon mit einer schlechten zufrieden!«
    Immer noch schreiend erbebte der Wall aus Schleim. Dann ergoss sich plötzlich mit einem ekelerregenden, feuchten Knall schwarzes Wasser aus seinem unteren Teil. Es war, als wäre in dem Schleim ein Damm gebrochen und schickte nun einen Fluss aus schaumiger schwarzer Flüssigkeit in ihre Richtung. Es passierte so schnell, dass Miranda nur entsetzt zusehen konnte, wie die Welle auf sie zuschwappte. Erst als die schwarze Flut die ausrangierten Schätze erreichte und innerhalb eines Atemzuges geschnitztes Mahagoni und kostbares Metall auflöste, gelang es Miranda, ihre Furcht zu kontrollieren. Sie wirbelte herum und rannte auf die Wand zu. Als sie sie fast erreicht hatte, sprang sie hoch und umklammerte den Rand einer dekorativen Nische. Sie zog sich nach oben und stieß die Steinstatue irgendeines mellinorischen Königs zur Seite, um Platz zu gewinnen, dann drängte sie ihren Körper so nah an die Wand, wie es nur ging. Eli folgte ihrem Beispiel und kletterte in die Nische neben ihrer.
    »Nico«, schrie er, »es gibt hier noch ein höheres Bord, auf das du springen könntest.«
    Aber Nico antwortete nicht. Miranda spähte über den Rand ihres Verstecks. Eineinhalb Meter unter ihr stand das Mädchen am Fuß der Wand und beobachtete stoisch die schwarze Flut, die auf sie zutoste.
    »Nico«, sagte Eli drängender, lehnte sich aus seiner Nische und streckte einen Arm aus. »Nimm meine Hand!«
    »Josef hat mir befohlen, euch zu beschützen«, sagte Nico, ohne ihn auch nur anzusehen.
    »Sei kein …« Er keuchte und duckte sich, als die schwarze Welle auf die Wand traf und der Aufprall brennende Tropfen zu ihnen hinaufschickte. Miranda wandte sich entsetzt ab, als die Flut Nicos Unterkörper umfing. Sie wartete auf den Schrei.
    Aber es gab keinen Schrei, nicht mal ein schmerzerfülltes Keuchen. Miranda drehte sich wieder um. Nico stand bis zu den Knien in tintiger Flüssigkeit. Weißer Dampf erhob sich, wo immer der Schleim sie berührte, doch ihre Haltung war so entspannt wie immer. Sie schenkte dem schwarzen Wasser, das an ihren Beinen nagte, ungefähr so viel Aufmerksamkeit wie einem warmen Fluss.
    In der Mitte des Raumes fing der schwarze Schleim an zu zittern, und die Flut zog sich mit einem Zischen zurück. Miranda beobachtete mit der Faszination des Grauens, wie die Beine des Mädchens wieder auftauchten, und bereitete sich auf das Schlimmste vor. Doch auch wenn Nicos Hose, ihre Stiefel und der Saum ihres Mantels sich in der Säure größtenteils aufgelöst hatten, war ihre fahle Haut scheinbar unberührt, genauso wie die schweren Silberfesseln um ihre Knöchel.
    Gregorn schrie verwirrt auf, als Nico einen Schritt vorwärtstrat. Ihre nackten, unverletzten Füße bewegten sich mit schnellen, leichten Schritten durch den Brei der aufgelösten Schätze. Während sie durch den Saal schritt, mischte sich ein leises, trockenes Geräusch in das Heulen des Geistes. Es dauerte einige Sekunden, bis Miranda begriff, dass Nico lachte. Das Mädchen sprang über die letzten Reste dessen, was einst der Staatsschatz von Mellinor gewesen war, stellte

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