Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
Atems.
»Schneller«, murmelte Eli durch halb geschlossene Lippen. Sie schlurften schneller, und als sie schließlich am Waldrand ankamen, rannten sie fast.
Sobald sie die Bäume erreicht hatten, rissen sie sich die Masken vom Gesicht und brachen auf dem Boden zusammen.
»Irgendwo hier in der Gegend sollte es einen Bach geben«, sagte Eli und spuckte Staub aus. »Wenn ich dieses Zeug nicht bald von mir runterbekomme, verwandle ich mich in Eli-Dörrfleisch.«
Plötzlich flog eine lederne Trinkflasche durch die Luft und landete gurgelnd vor ihm. Eli sprang mit einem Aufschrei zurück, der halb Fluch, halb Kreischen war. Josef wirbelte herum und zog seine Klingen. Im letzten, dämmrigen Licht erkannten sie zwei orangefarbene Augen, die amüsiert funkelten.
Eli erholte sich sofort und kauerte sich in einer übertrieben sorglosen Pose auf den Boden. »Wie lange wartest du schon?«
»Lange genug«, sagte Miranda, die sich nicht einen Moment von seiner scheinbaren Ungerührtheit täuschen ließ. Unter ihr unterdrückte Gin ein Lachen. »Du kannst deinen Schoßkämpfer zurückpfeifen. Im Moment sind meine Absichten friedlich.«
Josef schien überrascht zu sein von seinem neuen Titel, aber trotzdem steckte er die Messer weg. Eli grinste nur. »Welch schöne Zusicherung!« Er winkte dem König zu, der hinter ihr saß. »Hallo, Eure Majestät! Du konntest wohl nicht ohne uns leben, was?«
Der König lief rot an und wollte protestieren, aber Miranda kam ihm zuvor: »Du wirst König Henrith von nun an nicht weiter belästigen, Monpress.« Ihre Stimme hätte einen kochenden Topf gefrieren lassen können.
Eli zwinkerte ihr zu und griff nach der Trinkflasche. »Also, Fräulein Spiritistin, welchem Umstand verdanken wir die Ehre dieser friedlichen Unterhaltung?«
Miranda verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich will wissen, wie du das Chaos zu beseitigen gedenkst, das du hier angerichtet hast.«
»Ich fürchte, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagte Eli und nahm einen tiefen Schluck. »Ich bin nur ein Dieb.«
»Nur ein Dieb?« Miranda warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Du hast den König eines Ratskönigreiches entführt.«
»Ich wollte ihn ja zurückgeben«, meinte Eli und spritzte sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht. Dann nahm er noch einen Schluck und gab die Flasche an Josef weiter. »Eigentlich bin ich dadurch sogar besser als ein Dieb, weil die normalerweise das, was sie gestohlen haben, nicht zurückgeben.« Er grinste. »Wahrscheinlich steige ich gesellschaftlich langsam auf.«
»Mir ist vollkommen egal, was du vorhattest.« Miranda hatte seine Spielchen langsam satt. Sie lehnte sich vor und stemmte einen Ellbogen auf Gins Stirn. »Ist dir je in den Sinn gekommen, wenn auch nur für eine Sekunde, was mit diesem Königreich geschehen könnte, wenn du seinen König entführst?«
»Nur zu deiner Information, ich habe Henrith sehr sorgfältig ausgesucht. Woher sollte ich denn wissen, dass er einen verrückten Magier-Bruder hat?«
»Wenn du auch nur die Hälfte der Zeit, die du mit Reden vergeudest, für deine Recherche verwendet hättest, hättest du Mellinors gesamten Stammbaum auswendig gekonnt«, blaffte Miranda. »Und jetzt ist aufgrund deiner schmählichen Inkompetenz dieser ›verrückte Magier-Bruder‹, der außerdem ein Versklaver und Mörder ist, nur eine Handbreit vom Thron entfernt, und es ist ALLES DEINE SCHULD.«
»Jetzt warte mal«, sagte Eli. »Das kannst du nicht alles mir anhängen.«
»Bei den Mächten, ich aber schon!«, schrie Henrith. »Alles war wunderbar, bevor du aufgetaucht bist! Selbst Renaud ist nicht aus der Reihe getanzt. Dann kommst du daher, stellst alles auf den Kopf und erwartest, dass wir dich einfach laufen lassen?«
Josef nahm noch einen Schluck, bevor er die Flasche an Nico weitergab. »Ich verstehe das Problem des Staubkönigs.« Er nickte in Henriths Richtung, der still vor sich hin kochte. »Aber ich verstehe nicht, was du mit der Sache zu tun hast.« Er sah Miranda an. »Du wurdest hierhergeschickt, um Eli zu fangen, richtig? Also, warum greifst du uns nicht an und überlässt den König seinem Schicksal? Was interessiert es den Geisterhof, wer auf dem Thron sitzt?«
»Weil ein Versklaver-König für alle schlecht ist«, sagte Miranda. »Man darf nicht zulassen, dass er seine Macht festigt.«
»Wie mir scheint, hast du die Antwort darauf eigentlich schon.« Josef warf einen bedeutsamen Blick zum König.
»So einfach ist es nicht. Renaud hätte
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