Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
auf Josefs Schulter zu. Josef biss die Zähne zusammen und fiel auf ein Knie, so dass der Schlag nicht richtig traf und seine Halssehne gerettet war. Aber die oberflächliche Wunde war schon genug. Schmerzen schossen durch seinen Arm, und er fühlte, wie er das Gleichgewicht verlor. Der Schnitt hatte den Lederriemen durchtrennt, der das Herz des Krieges sicherte, und das Gewicht des riesigen Schwertes drohte ihn umzuwerfen. Er wirbelte herum und glitt aus dem Gurt, bevor es ihn zu Boden ziehen konnte. Das Herz des Krieges fiel dröhnend wie eine Glocke auf den Steinboden, und das tiefe, klare Geräusch erfüllte den gesamten Raum.
Josef hatte keine Zeit, darauf zu achten, wohin das Schwert gefallen war. Corianos Klinge kam bereits wieder auf ihn zu, diesmal in einem Überhandschlag, der auf seine rechte Schulter zielte. Josef wich aus und peilte die blinde Seite des Schwertkämpfers an, aber Corianos weiße Klinge war da, bevor Josef die Bewegung auch nur bemerkt hatte, und das obere Drittel seines Kurzschwertes fiel klappernd zu Boden.
Coriano kehrte in die Ausgangsposition zurück. »Das hatten wir schon einmal, Josef«, sagte er ruhig. »Wir wissen beide, wie das endet. Nimm deine wahre Klinge und kämpfe.«
Josefs Schlag von oben überrumpelte Coriano. Die gezackte Schneide der abgebrochenen Klinge biss tief in das Bein des Kopfgeldjägers, und nur die Schnelligkeit des älteren Mannes bewahrte seine Arterie davor, glatt durchtrennt zu werden. Coriano tänzelte mit blitzendem Schwert nach hinten. Josef grinste und schwang seinen Schwertstumpf, wobei Corianos Blut in einem Bogen den staubigen Boden befleckte.
»Treffer«, sagte er.
Coriano antwortete nicht, sondern griff mit einem Knurren an. Nun begann der komplizierte Tanz quer durch die Schatzkammer. Corianos Schläge kamen schnell wie Blitze, und Josef konnte ihnen nur ausweichen. In Corianos Kampfstil gab es keine überflüssigen Bewegungen. Jedes weiße Aufblitzen war ein Todesstoß, und nur Josefs über Jahre am Schwert geschärften Instinkte bewahrten seine Haut vor einer neuen Sammlung an Löchern. Er blockte, wann immer es ihm möglich war, aber die weiße Klinge schnitt sein Schwert in Späne. Als sie schließlich wieder die Stelle erreichten, an der das Herz lag, stand nur noch ein winziger Stumpf über dem Heft.
Inzwischen keuchte Josef, und selbst Coriano wirkte erschöpft. Er hatte eine leichte Rechtslage, um sein verletztes Bein zu entlasten, aber auch so mussten die Schmerzen schrecklich sein. Trotzdem gab sich der einäugige Schwertkämpfer keine Blöße. Sein Schwert huschte durch den Raum wie ein silberner Fisch, und Josef stöhnte, als die Spitze über seine Brust glitt und eine brennende Spur hinterließ. Er stolperte, das zerstörte Heft fiel ihm aus der Hand und landete irgendwo in der Dunkelheit. Dem Schlag folgte ein harter Tritt, und Josef fiel wieder auf den Rücken. Er keuchte vor Schmerz, dann stand Coriano auch schon über ihm. Das Gesicht des Schwertkämpfers wirkte angewidert. Er hob sein weißes Schwert an Josefs Kehle, direkt über die Schlagader, und die Klinge flackerte.
»Sie ist wütend«, flüsterte Coriano. »So wütend, dass selbst deine tauben Ohren fähig sein sollten, sie zu hören. Nach all dieser Zeit, wo wir dich von Land zu Land gejagt haben, ist das alles, was du uns geben kannst.« Sein Handgelenk zuckte, und die Spitze des weißen Schwertes versank in Josefs bereits verletzter Schulter. »Du bist langsam, und deine Deckung ist schlampig. Du verlässt dich auf Tricks und weigerst dich, mit voller Kraft zu kämpfen. Ist das der Herr über das Herz des Krieges?« Er vergrub sein Schwert in Josefs anderer Schulter. »Das größte erweckte Schwert der Welt kann unter der gesamten Menschheit wählen. Warum hat es sich für dich entschieden?«
Das weiße Schwert glitt in Josefs blutbesudelte Brust, und Josef biss sich auf die Lippe, um nicht aufzuschreien.
»Du bist reine Zeitverschwendung«, höhnte Coriano und rammte sein Schwert mit einer fließenden Bewegung in Josefs Bauch. Als Josef zuckte, sah ihm Coriano direkt in die Augen und drehte die Klinge. »Du bist es nicht mal wert, dich für das Kopfgeld mitzuschleppen«, flüsterte er, seine Stimme so kalt und tödlich wie das Metall in Josefs Fleisch. »Bleib hier liegen und verrotte, Josef Liechten.«
Er zog sein weißes Schwert zurück, und Josef konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken, als sein Blut heiß über seine Seite und auf den kalten Boden rann.
Weitere Kostenlose Bücher