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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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Mit einem letzten, angewiderten Blick wandte Coriano sich ab und wischte die Klinge beiläufig an seinem Ärmel ab.
    Dann ging er zum Herz des Krieges, das immer noch verlassen an der Stelle lag, wo Josef es abgestreift hatte. Seine Oberfläche glänzte in Duneas Licht wie schwarze Tinte, als Coriano sich vor die Waffe kniete und seine Finger über die schartige Klinge gleiten ließ.
    »Nicht mal ein Flüstern«, murmelte er. »Nicht einmal der Funke eines Bewusstseins. Kann das tatsächlich das Herz des Krieges sein?« Er warf einen Blick zu Josefs unbeweglichem Körper. »Man sagt, es wurde in der Dämmerung der Schöpfung geschaffen. Das Herz des Krieges ist die Legende, der Dunea und ich unser Leben gewidmet haben. Die größte erweckte Klinge. Die ultimative Herausforderung.«
    Er streckte den Arm aus und packte das umwickelte Heft des Herzens, aber als er zog, bewegte sich das Schwert keinen Zentimeter. Seine Miene verfinsterte sich, und er zog fester. Das Schwert blieb unbeweglich liegen, als wäre es ein Teil des Bodens.
    »Das Gewicht eines Berges«, murmelte Coriano und setzte sich auf die Fersen zurück. »Es ist die echte Waffe, das wahre Herz des Krieges. Nur derjenige, den es erwählt hat, kann es anheben.« Er ließ seine Finger ein letztes Mal über das Heft gleiten, und die Ehrfurcht auf seinem Gesicht verblasste. »Wie tragisch, dass wir es ausgerechnet jetzt finden mussten, als es so schlecht gewählt hat.«
    Er stand auf und schob den Fluss aus weißem Schnee zurück in seine Scheide. »Das Herz wird also hier liegen bleiben, bis es sich einen neuen Herrn erwählt.« Er warf einen traurigen Blick auf Josef. »Dich dagegen wird man wegschaffen, und du wirst allein wie ein Dieb begraben werden. Ein passendes Ende für einen Mann, der sein Schwert enttäuscht und unseren größten Traum zerstört hat.«
    Er schüttelte den Kopf und wandte sich endgültig ab, um zur Tür der Schatzkammer zu humpeln. Josef hörte die Schritte schon nicht mehr, kaum dass sie eingesetzt hatten. Der düstere Raum schien noch dunkler zu werden, und der kalte Steinboden zerrte an ihm, bis er so schwer und bewegungslos war wie er. Doch während die Geräusche um ihn herum verklangen, wurde das Mantra in seinem Kopf immer lauter. Zwei Worte, die immer wieder in seinem schwächer werdenden Bewusstsein widerhallten.
    Beweg dich.
    Er hörte sie seit dem ersten Schlag. Am Anfang waren sie noch leise gewesen und im Lärm des Kampfes untergegangen. Jetzt jedoch, wo alles still war und sein Leben aus ihm herausfloss, waren sie fast ohrenbetäubend laut.
    Beweg dich.
    Beweg dich.
    BEWEG DICH.
    Josef schloss die Augen. Er musste dem Tod sehr nahe sein, um diese Stimme zu hören. Schließlich antwortete er: »Ich kann nicht.«
    Steh auf, schrie die Stimme so laut, dass es weh tat. Er drehte leicht den Kopf. Das Herz des Krieges lag kaum einen Schritt entfernt. Er musste nur den Arm ausstrecken, aber der wollte sich nicht bewegen.
    Nimm mich, sagte die tiefe Stimme. Kämpf mit mir.
    »Ich kann nicht«, sagte Josef wieder. »Wie soll ich stärker werden, wenn ich mich auf dich verlasse, um meine Kämpfe zu gewinnen?«
    Die seltsame Stimme seufzte. Wenn du mich nicht ziehst, Josef Liechten, wirst du hier sterben, und diese erbarmungswürdige Schwäche wird das Letzte sein, was du je erleben wirst.
    Langsam bewegte Josef seinen Arm. Seine Atmung war eher ein Hecheln. Es fiel ihm unendlich schwer, seine Hand über den Steinboden zu schieben, der jetzt von seinem Blut nass und klebrig war. Er schob seine Finger voran, Zentimeter für Zentimeter, und schließlich umschlangen sie das lange, grobe Heft des matten, schwarzen Schwertes.
    Und jetzt, das Herz des Krieges seufzte befriedigt, können wir beginnen.

    Coriano hatte gerade das eiserne Tor der Schatzkammer erreicht, als er das Schleifen von Metall auf Stein hörte. Er sah über die Schulter zurück und riss erstaunt das gesunde Auge auf. Josef Liechten stand in der Mitte des Raumes. Er hielt den Kopf gesenkt, und seine Wunden bluteten immer noch träge vor sich hin, aber er stand aufrecht, in der Angriffshaltung eines Schwertkämpfers, und in seiner Hand lag das Herz des Krieges.
    Coriano drehte sich um und zog sein Schwert. Dunea zitterte vor Aufregung, ihr Licht strahlte vor Eifer, aber das Herz des Krieges sah nicht anders aus als sonst. Coriano spürte einen Stich der Enttäuschung.
    »Schläft deine Klinge noch?«, fragte er und fing an, Josef zu umkreisen. »Alle erweckten

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