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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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waren. Genauso wie die eleganten Lampen, die Stühle und die Beistelltische, die einst den offenen Raum umrahmt hatten. Stattdessen war nun der gesamte Inhalt der Schatzkammer – goldene Statuen, Juwelen, verschiedene Waffen, umgestürzte Truhen voller bestickter Seide und vieles mehr – in unordentlichen Haufen an den Wänden aufgestapelt. Aber am beunruhigendsten war das, was direkt vor ihnen lag. Am anderen Ende des Raumes, am Fuße des Podiums, lag zerbrochen und zerstört der goldene Thron von Mellinor, als hätte ihn jemand einfach von seinem Platz getreten. An seiner Stelle stand wie eine Trophäe ein plumper grauer Pfeiler auf dem Podium.

Kapitel 22
    D ie zwei Schwertkämpfer starrten einander noch lange an, nachdem die Schritte der fliehenden Magier verklungen waren. Coriano hielt sein weißes Schwert elegant vor sich, und die Klinge schimmerte wie Perlen. Das Schwert glühte in der Dunkelheit der leeren Schatzkammer wie der Mond, heller als die Laterne zu Corianos Füßen. Josef richtete seinen Blick darauf, damit seine Augen sich an das Licht gewöhnten.
    Coriano trat vorsichtig einen Schritt zurück, aber Josefs einzige Reaktion bestand darin, seinen Balken fester zu packen und die Stellung zu halten. Coriano trat wieder vor und legte sich das Schwert erschöpft auf die Schulter. »Du kannst dein übergroßes Streichholz jetzt fallen lassen«, sagte er. »Ich werde nicht einfach auf dich zustürmen wie diese Idioten im Saal draußen. Zieh dein Schwert.«
    »Du hast das alles nur eingefädelt, um mit mir zu kämpfen«, sagte Josef. »Nun, jetzt ist deine Chance gekommen. Greif an, wann immer du bereit bist.«
    Coriano lachte leise. »Du glaubst, hier geht es um dich? Welch Eitelkeit, Josef Liechten. Du bist nur Beiwerk. Du weißt, was ich wirklich will.« Sein Blick glitt über Josefs linke Schulter hinweg, wo das Herz des Krieges aufragte. »Zieh.«
    »Das Herz ist mein Schwert«, sagte Josef. »Es hat mich erwählt, also entscheide ich, wann ich es ziehe. Wenn du so scharf darauf bist, die Klinge mit ihm zu kreuzen, dann solltest du mir zeigen, dass du meine Zeit wert bist.«
    Coriano sprang vor, und Josef hob seinen Balken gerade noch rechtzeitig, um das weiße Schwert davon abzuhalten, bis zum Heft in seinen Hals einzusinken. Das Schwert durchstach das harte Holz, als wäre es Stoff, und Josef musste sich ducken, damit der Schlag über seinen Kopf hinwegging. Aber Coriano wartete nur darauf. Kaum fuhr Josefs Kopf nach unten, traf ihn das Knie des anderen Schwertkämpfers auch schon in die Rippen. Der Tritt riss Josefs Brustwunde wieder auf und schleuderte ihn nach hinten. Er schlug hart auf dem Steinboden auf und wuchtete die Reste des Balkens gerade noch rechtzeitig hoch, um seinen Bauch vor dem nächsten Schlag zu schützen. Wieder schnitt das Schwert glatt durchs Holz, aber dieses Mal war Josef darauf vorbereitet. In der Zehntelsekunde, in der die weiße Schneide tief im Balken vergraben war, drehte er das Holz. Die Klinge verkantete sich, und Corianos Augen wurden groß, als Josef Balken, Klinge und Schwertkämpfer in einem mächtigen Schwung durch die Luft warf.
    Coriano riss sein Schwert los und landete elegant. Der Balken fiel klappernd hinter ihm zu Boden und wirbelte eine Wolke aus Staub und Splittern auf. Josef kämpfte sich auf die Beine und drückte eine Hand an die Brust, die wieder heftig blutete. Er zog sein Kurzschwert und nahm Verteidigungshaltung ein.
    »Das kannst du nicht ernst meinen«, sagte Coriano fast schon genervt. »Du denkst doch nicht wirklich, dass du meine Dunea mit diesem Brocken Metall besiegen kannst? Sie wurde von Heinrich Slorn selbst angefertigt, dem größten Meister der Formmagie, der je auf Erden gewandelt ist. Sie wurde als Tötungsinstrument in den Händen eines Schwertkampfmeisters geschaffen. Das ist ihre Aufgabe, ihre Natur. Und du willst dich ihr mit einem Schwert stellen, das so tief schläft, dass es nicht mal weiß, auf welcher Seite sich seine Schneide befindet? Sei vernünftig, Mann. Du wirst mich damit nicht mal berühren, geschweige denn verletzen.«
    Josef grinste. »Nur minderwertige Schwertkämpfer schieben die Schuld ihrer Klinge zu, Coriano.«
    Corianos Augen verdunkelten sich. »Das werden wir ja sehen.«
    Wieder sprang er vor. Josef wich geschickt aus und ließ seine Klinge über die flache Seite des weißen Schwertes gleiten, um Corianos Hand zu erwischen. Der ältere Schwertkämpfer wirbelte herum, und die weiße Klinge flog nach oben,

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