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Meister Li 01 - Die Brücke der Vögel

Meister Li 01 - Die Brücke der Vögel

Titel: Meister Li 01 - Die Brücke der Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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Schatzkammer geöffnet, um den Geist der Verschiedenen mit angemessenen Gaben zu versehen; zu Füßen der Lohans standen und lagen Dinge von unschätzbarem Wert. Natürlich wußte jeder, daß die Ahne nicht die geringste Absicht hatte, ihren Reichtum mit Jungfer Ohnmacht zu begraben, doch die Zurschaustellung war Sitte und auch dazu bestimmt, geringere Sterbliche grün vor Neid werden zu lassen. Auf die Grabgeschenke folgten vier Soldaten, die den Standesschirm der Ahne trugen, und unter dem Schirm marschierte ihr Obereunuch mit der großen Krone der Sui-Dynastie auf einem seidenen Kissen. Dann kam die hohe Dame persönlich. Ein Heer von Dienern stöhnte unter dem erdrückenden Gewicht der Stuhlsänfte, in der sie saß. Über ihr wölbte sich ein mit Phönixen bestickter gelbseidener Baldachin mit silbernen Glöckchen an den Rändern, und ein goldener Knopf zierte die Rückseite der Sänfte.
    Sollte sich jemand darüber wundern, daß sie den Phönix der kaiserlichen Gemahlin benutzte anstelle des Drachens einer Kaiserin, so gibt es eine einfache Antwort. Mit dem kaiserlichen Drachen war das große Seidenkissen bestickt, auf dem die Ahne saß.
    Ich werde die Begräbniszeremonie nicht in allen Einzelheiten beschreiben, denn sonst müßte ich mit den 3300 Regeln der Etikette beginnen, und meine Leser würden schreiend davonlaufen. Aber ich will erwähnen, daß man den Leichnam meiner Geliebten mit Quecksilber und Drachenhirn bedeckt hatte, und daß ich ziemlich enttäuscht feststellen mußte, daß es sich bei letzterem schlicht um Kampfer aus Borneo handelte.
    Jungfer Ohnmacht durfte nicht erwarten, das Mausoleum mit der Ahne zu teilen. Wie alle anderen Familienangehörigen wurde sie in gewöhnlicher Erde begraben, um die Ewigkeit zu Füßen der hohen Dame zu verbringen. Von mir erwartete man, daß ich mir händeweise Erde über den Kopf streute und wie ein Wahnsinniger schrie und jammerte, als ich mich auf das Grab warf, während die Aristokratie kritische Bemerkungen über die Kunstfertigkeit meiner Darbietung machte. Mönche mit Kapuzen umstanden das Grab, schlugen Glocken und Gongs und schwenkten Weihrauchfässer in alle Richtungen. Ihr Anführer hielt die Hände fromm zum Gebet gefaltet - zumindest glaubte ich das, bis seine richtigen Hände verstohlen aus dem Gewand auftauchten, und geschickt die Taschen des Marquis von Tzu leerten.
    Hahnrei Ho lief mit weit aufgerissenen Augen herum, redete wirr von bösen Geistern und Dämonen, und wer konnte daran zweifeln? Blitze zuckten bedrohlich in der Ferne, und schreckliche Dinge begannen sich zu ereignen. Fürst Han Li zum Beispiel war in eine tiefschürfende theologische Diskussion mit einem Mönch vertieft, und im nächsten Moment sah man den Fürsten mit einer großen Beule am Kopf im Graben, ohne seine Börse, seinen Schmuck, den roten, mit Smaragden besetzten Ledergürtel, die Mütze mit den weißen Quasten und den Silberflügeln und ohne das plissierte weiße Trauergewand mit den fünfklauigen goldenen Drachen. In den Pavillons der Reichen erhob sich zorniges Schreien und Gebrüll, da ihre wertvollen Grabgeschenke auf mirakulöse Weise verschwunden waren. Die Dame Wu, die an Schönheit, wie man sagte, der halb legendären Königin Feiyen gleichkam, wurde von einem Wesen ohne Ohren und Nase und mit Augen, die so gelb wie seine Zähne waren, in die Büsche geschleppt.
    Wir haben alle unsere kleinen Schwächen, aber ich muß doch an Eierabschneider Wangs gesundem Menschenverstand zweifeln, der seine Mönchsbrüder im Stich ließ, um sich mit der Dame Wu in die Büsche zu schlagen. Ihm entging ein Großteil des Vergnügens. Hahnrei Hos Warnungen waren eindeutig berechtigt gewesen, und das Begräbnis von Jungfer Ohnmacht wurde von Dämonen gestört. Nur sofortige Austreibung konnte das Leben aller retten, und Hahnrei Ho war unübertrefflich, als er den Großmeister der Zauberer spielte und neunundvierzig Helfer - die sich zufällig mit den Mönchen eingestellt hatten - herbeiführte; bald hüllten dicke Weihrauchwolken den Begräbnisplatz ein. Hahnrei Ho schwenkte tapfer die Banner, die die fünf Himmelsrichtungen symbolisierten, während die Zauberer in ihren Mänteln mit den astrologischen Zeichen und den siebengestirnten Tiaren die Gräber mit geweihtem Wasser besprengten. Wir wurden beinahe taub vom Dröhnen der Trommeln, als Ho und die Zauberer mit den unsichtbaren Dämonen kämpften, mit Pfirsichholzpeitschen knallten und Schwerter schwangen, in die die Acht

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