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Meister Li und der Stein des Himmels

Meister Li und der Stein des Himmels

Titel: Meister Li und der Stein des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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noch
eine Tür mit dem vierten Sohn des Horas.
    »Amset hat als einziger
einen Menschenkopf«, sagte Meister Li finster. »Wir suchen Menschen, sehr
unangenehme Zeitgenossen, und wir können nur hoffen, daß sie den Prinzen nicht
gefesselt in den Stollen gelegt haben, als sie die Falle zuschnappen ließen, um
uns zu zermalmen.« Er hob das letzte Gefäß, und die Tür öffnete sich. Diesmal
brauchten wir keine Fackeln. Sie brannten bereits in vielen Haltern entlang der
Felswand. Die Luft war zwar frisch, aber sie stank. Mondkind verzog angeekelt
das Gesicht und sagte etwas über die Pflicht, sich doch wenigstens alle sieben
Jahre einmal zu waschen.
    Der Gang führte steil nach
unten. Ich ging wieder mit dem Beil in der Hand voraus, gefolgt von Meister Li
mit den Wurfmessern und Mondkind mit dem Speer in der einen Hand.
    Mit der anderen hielt er
Klagende Morgendämmerung am Gürtel, die mit gespanntem Bogen rückwärts ging.
Wir versuchten, leiser als Mäuse zu sein. Der Gang führte immer weiter nach
unten. Die Luft wurde allmählich feuchter, als näherten wir uns wieder dem Fluß.
Vor mir lagen zwei kleinere Felsstücke auf dem Boden, und ich dachte an die
einstürzende Decke, unter der wir angeblich begraben lagen. Nervös blickte ich
nach oben. Ich entdeckte keine größeren Risse, aber ein paar Schritte weiter
gab es einen Hinweis, daß dieser Gang zumindest etwas von den Erschütterungen
beim Zusammenbruch des anderen abbekommen hatte. Feiner Staub bedeckte den
Boden, und Meister Li brummte zufrieden. Die frischen Abdrücke von Sandalen
waren deutlich zu sehen.
    Wir beeilten uns. Ich unterdrückte
einen Aufschrei, packte Meister Li am Arm und wies nach vorne. Auf dem Boden
lag eine rote Quaste. Mondkind gab die Neuigkeit flüsternd an Klagende
Morgendämmerung weiter. Sie drehte sich um, und ihre Augen leuchteten.
    »Er lebt«, flüsterte
Meister Li, »der Prinz ist zäher, als er aussieht. Wenn er keine Quasten mehr
hat, wird er es irgendwie schaffen, sich die Haut zu ritzen und eine Blutspur
zu hinterlassen .«
    Mondkind hörte etwas.
Flüsternd erklärte er, daß irgendwo vor uns Leute lachten. Schließlich kamen
wir nahe genug heran, um das Lachen auch zu hören: rauhes, fröhliches Gelächter
und Geräusche wie bei einem Fest. »Ein gutes Zeichen«, flüsterte Meister Li,
»sie feiern unseren Tod. Das heißt, sie sind nicht dabei, den Prinzen dem Stein
zu opfern - oder was immer sie mit ihm vorhaben -, denn dann hätte das Fest
einen ernsten, rituellen Klang .« Vor uns wurde es
heller. Wir kamen an einer Reihe Seitengänge vorüber, in denen nichts zu sehen
war. Das Lachen erklang jetzt dicht vor uns. Wir stießen auf eine Nische, die
nicht leer war. Sie diente als Umkleideraum. An Haken hingen kuttenähnliche
Narrengewänder. An der Rückseite der
    Nische befand sich eine
Öffnung, von der man vermutlich nach unten blicken konnte, denn von dort kam
das Licht. Wir schlichen hinein, krochen auf dem Bauch zur Öffnung und spähten
vorsichtig über den Rand.
    Wir schienen in einen
großen, unterirdischen Klosterhof zu blicken. Unzählige Fackeln an den Wänden
verbreiteten ein taghelles Licht. Uns bot sich ein eigenartiges Bild: Mönche in
Narrengewändern lachten schallend, während sie mit steifen, ungeschickten
Bewegungen in konzentrischen Kreisen tanzten. Sie hüpften um einen Thron, auf
dem ein Mönch saß, der eine lächelnde Papiermaske mit einem Bart aus
Papierlocken trug. Neben dem Thron befand sich eine große Urne. Ein paar
Schritte daneben stand ein Mönch, scheinbar eine Art Würdenträger. Vom Prinzen
keine Spur. Meister Li gab uns ein Zeichen, und wir krochen zurück. »Es ist
eine uralte Feier: das Fest des Lachens«, flüsterte er. »Auf dem Thron sitzt
der Anführer mit der Maske von Fu-hsing, dem Glücksgott. Die Mönche tanzen zum
Thron, umarmen den Anführer und nehmen ein Papierröllchen aus der Urne. Das
übergeben sie dem Zeremonienmeister neben dem Thron. Er entrollt es und liest
laut einen komischen Glückwunsch vor. Wenn jeder ein Röllchen gezogen hat, ruft
der Zeremonienmeister: Tien-kuan-ssu-fu ! und
das ist der Auftakt zum Fest. Man läßt Fledermäuse frei, denn fu bedeutet sowohl Fledermaus als auch Glück. Man trägt den Anführer zu seiner
jährlichen Besichtigung herum, und das müßte uns eigentlich direkt zu dem
Prinzen führen. Hinterher werden sie sich bei einem Festmahl besinnungslos
besaufen .« Meister Li kroch zu den Kleiderhaken und
suchte ein Gewand, das ihm

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