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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Tröpfchen und besprengten mit diesen die stürmenden Männerreihen. Immer öfter berührten die Lippen das Knie. Jede Sekunde. Die Hand fuhr nach vorne. Jede Sekunde. Empfing den Kuss. Das Gesicht erstarrte. Eine grüßende Maske.
    – Ich bin entzückt! –, trällerte monoton Korowjew. – Wir sind entzückt! Die Königin ist entzückt!

    – Die Königin ist entzückt! –, näselte im Rücken Azazello.
    – Ich bin entzückt! –, rief der Kater aus.
    – Die Marquise –, stammelte Korowjew. – Hat Vater, zwei Brüder und zwei Schwestern vergiftet. Ein Erbstreit. Die Königin ist entzückt! Madame Minkina. Ist sie nicht herzallerliebst? Nur ein wenig nervös. Warum hat sie ihrer Gouvernante auch unbedingt das hübsche G’sichterl mit einer glühenden Brennschere verhunzen müssen? Kein Wunder, dass man da selbst erstochen wird. Die Königin ist entzückt! Königin, ich bitte um klein bisschen Aufmerksamkeit! Kaiser Rudolf, ein Magier und Alchemist. Und da noch ein anderer Goldmacher. Ist schließlich erhängt worden. Ach, und da! Endlich! Sie selbst! Was hat sie doch damals in Straßburg für ein herrliches Etablissement gehabt! Wir sind entzückt! Eine Moskauer Schneiderin. Wir vergöttern sie für ihren unerschöpflichen Einfallsreichtum! Sie dachte sich einen lustigen Streich aus und bohrte durch die Wand ihres Ateliers zwei ganz winzige runde Locherln! …
    – Und die Damen? Wussten nichts davon? –, fragte Margarita.
    – Na, und ob! Jede Einzelne wusste es, Königin! –, antwortete Korowjew. – Ich bin entzückt! Und dieser zwanzigjährige Bub da gibt sich seit seiner frühsten Kindheit eigentümlichen Grillen hin. Sonderbarer Schwärmer! Ein junges Mädchen verliebt sich in ihn, und er verkauft’s doch glatt an ein Bordell …
    Unten brauste ein Strom. Ein Strom ohne Ende. Von seinem Quell – dem riesengroßen Kamin – mehr und mehr genährt. Eine Stunde verging, eine weitere auch. Und die Halskette! Auf einmal so schwer! Und der Arm! Was war mit dem Arm denn los? Ihn zu heben, kostete jetzt eine Anstrengung! Die interessantesten Bemerkungen Korowjews hatten nichts Unterhaltsames mehr an sich! Und die schlitzäugigen Mongolenmienen – genau wie die weißen und schwarzen Gesichter – alle so fade! Ein einziger Brei! Und die Luft zwischen ihnen vibrierend und sprudelnd. Ein scharfer Schmerz, ein bohrender Stich durchzuckte plötzlich die rechte Hand. Die Zähne knirschten. Der Ellenbogen sank erschöpft auf den kleinen Pfeiler. Ein Rauschen – flügelhaft – aus dem Saal – schwirrte von hinten die Wände entlang. Das Tanzen immenser Menschenmengen. Selbst die massiven exotischen Fußböden – Marmor – Kristall – Mosaik – schwangen mit in dem packenden stampfenden Rhythmus.
    Wozu da noch Gaius Caesar Caligula! Wozu da noch Messalina! Wozu da noch diese ganzen Könige, Herzöge, Kavaliere! Diese ganzen Selbstmörder, Giftmischer, Gehängten! Diese Kupplerinnen und Gefängniswärter, diese Falschspieler und Stockmeister! Denunzianten, Verräter, Wahnsinnigen, Schnüffler, Kinderschänder! Ihre Namen: ein heilloses Durcheinander. Ihre Fratzen: ein aufgedunsener Klumpen. Nur das Gesicht Maljuta Skuratows – gerahmt vom wahrhaft feurigen Bart – qualvoll eingebrannt ins Gedächtnis. In den Beinen ein Schlottern. In den Augen – nein, keine Tränen, bloß keine Tränen. Und die größte Marter – das rechte Knie. Dies viel geküsste. Angeschwollen. Seine Haut schon ganz blau. Trotz Nataschas Schwamm mit all den duftenden Essenzen. Die dritte Stunde beinahe vorbei. Wie, und noch immer kein Ende in Sicht! Doch da: der Andrang – sichtlich verebbt.
    – Die Ballregeln sind überall dieselben, Königin –, flüsterte Korowjew. – Gleich flaut die Welle ein bisserl ab. In ein paar Minuten ist es so weit, das schwöre ich Ihnen. Nur noch die Herumstreuner vom Blocksberg. Die sind auch jedes Mal die Letzten. Ach ja, da wären sie auch schon! Zwei angesoffene Vampire … Ist das alles? Nein, da kommt noch einer. Nein, zwei!
    Die beiden letzten Gäste stiegen die Treppe herauf.
    – Muss ein Neuer sein –, sagte Korowjew und musterte den Ankömmling durchs Monokel. – Ach ja, stimmt! Er wurde von Azazello besucht, der ihm beim Glas Cognac Methoden empfahl, um einen Quälgeist aus dem Weg zu räumen. (Dem seine möglichen Enthüllungen haben dem Mann ziemliche Zahnschmerzen gemacht.) Schlussendlich befahl er einer von ihmganz und gar abhängigen Person, die Bürowände mit Gift zu

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