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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Kater?
    Der Portier stutzte – und aus gutem Grund: Der rundliche Kerl in der zerrissenen Schiebermütze, der hinter dem Langen zum Vorschein kam und sich anschickte, ins Geschäft zu gelangen, war mitnichten ein Kater (obgleich seine Fresse schon ein wenig katzenhaft wirkte). In der Hand trug der Dicke einen Spirituskocher.
    Aus irgendeinem Grund missfiel diese Kundschaft dem misanthropisch gesinnten Portier.
    – Nur mit Devisen –, krächzte er und glotzte gereizt durch das Buschwerk seiner entfärbten mottenzerfressenen Brauen.

    – Verehrtester –, schnatterte der Karierte, und sein Auge blitzte im zersprungenen Zwicker, – woher wollen S’ denn wissen, dass ich keine besitze? Glauben S’ vielleicht wegen mein’ Anzug? Tun Sie’s nie wieder, teuerster Wächter! Sie könnten sich irren, und zwar gewaltig! Lesen S’ zum Bleistift das Gschichtl des berühmten Kalifen Harun al-Raschid! Doch in unserem Fall – das besagte Gschichtl für eine Weile beiseiteschiebend – sollt’ ich Sie besser einmal warnen: Ich beschwer’ mich bei Ihrem Vorgesetzten und erzähl’ ihm von Ihnen so man-cher-lei, wonach Sie, fürchte ich, diesen Posten, zwischen den glänzenden Spiegeltüren, in Nullkommanix wieder räumen müssen.
    – Vielleicht steckt ja mein Kocher voller Devisen! –, mischte sich kampflustig ins Gespräch der katerartige Dicke ein, der sich förmlich darum riss, ins Geschäft zu kommen.
    Von hinten drängte aufgebrachtes Volk. Der Portier sah sich das kuriose Pärchen noch einmal skeptisch und hasserfüllt an, wich endlich zur Seite, und unsere Freunde – Korowjew und Behemoth – traten ein. Als Erstes schauten sie sich um. Dann, mit einer lauten Stimme, die wirklich in jedem Winkel zu hören war, resümierte Korowjew:
    – Schönes Geschäft! Ich muss schon sagen, sehr schönes Geschäft!
    Alle an den Theken stehenden Kunden wandten ihre Köpfe und betrachteten den Sprecher mit einigem Staunen, obwohl er tatsächlich genug Gründe hätte, begeistert zu sein.
    Hunderte Ballen Kattun jeglicher Couleur stauten sich in den Regalfächern. Berge von Chiffon, Frackwolle und Chintz. Weite Fluchten aus Schuhkartons. Und mehrere Fräuleins auf niedrigen Hockern saßen und hatten den rechten Fuß im alten und abgelaufenen Pumps stecken, den linken dagegen in einem neuen glänzenden Schiffchen, mit welchem sie voller Sorge den Teppich zerstampften. Irgendwo innen, hinter der Ecke spielten und sangen Grammophonplatten.
    Aber an all diesen Reizen vorbei, zogen Korowjew und Behemoth geradewegs dorthin, wo die gastronomische und die konditorische Abteilung aufeinanderprallten. Hier gab es viel Platz, die Theken erlebten keinen Ansturm seitens der Damen mit Tüchern und Caps, wie dies etwa in der Textilabteilung der Fall war.
    Ein niedriger, völlig quadratischer Mensch. So glatt rasiert, dass die Haut bläulich schimmerte. Hornbrille. Nagelneuer Hut (überhaupt nicht zerbeult, und das Band ohne Flecken). Fliederfarbener Mantel. Rotbraune Lederhandschuhe. Er stand an der Theke und gab befehlende Laute von sich. Ein Verkäufer im sauberen weißen Kittel und blauen Mützchen bediente den Fliederfarbenen. Mit einem äußerst scharfen Messer (ähnlich jenem, das Levi Matthäus gestohlen hatte) nahm er dem fetten weinenden Lachs seine schlangenhaft schillernde Haut ab.
    – Und auch diese Abteilung ist vortrefflich –, stellte Korowjew feierlich fest, – und auch der Ausländer herzallerliebst –, und er wies mit dem Finger wohlwollend in Richtung des fliederfarbenen Rückens.
    »Nein, Fagot, nein«, sagte Behemoth in Gedanken, »du hast unrecht, mein Freund. Im Gesicht des fliederfarbenen Gentlemans scheint mir irgendetwas zu fehlen.«
    Der fliederfarbene Rücken zuckte, aber offenbar aus purem Zufall, denn wie hätte der Ausländer verstehen können, worüber Korowjew und sein Begleiter auf Russisch redeten?
    – Und? Was taugt? –, fragte streng der fliederfarbene Kunde.
    – Na, vom Feinsten! –, erwiderte der Verkäufer und stocherte mit dem Messer kokettierend unter der Haut des Lachses herum.
    – Was taugt gutt, nix taugt nix gutt –, sprach der Fremde mit grimmigem Ernst.
    – Na, was denn sonst! –, strahlte der Verkäufer.
    Da traten unsere Bekannten ein wenig beiseite, fort von dem Ausländer und seinem Lachs, an den Rand der Konditorei.
    – Ist heiß heute, nicht? –, wandte sich Korowjew an die junge rotwangige Verkäuferin, die ihn jedoch keiner Antwort würdigte. – Was verlangen S’ für die

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