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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Pupillen leuchteten auf:
    – Und Sie selbst? Wollen Sie etwa nicht länger … – Er ließ den Kopf sinken und grübelte: – Ach ja … Dass ich überhaupt frage … –, er schielte zu Boden, blickte erschrocken.
    – Nein –, sagte der Meister mit einer fremden, fast tonlosen Stimme, – ich selbst will nicht länger über ihn schreiben. Ich will mich mit anderem beschäftigen.
    Das Sturmgeheul zerschnitt ein fernes Gepfiff.

    – Haben Sie es gehört? –, fragte der Meister.
    – Der Sturm heult …
    – Nein, man ruft nach mir. Es wird Zeit –, erklärte der Meister und erhob sich vom Bett.
    – Halt! Noch ein Wort! –, bat Iwan. – Ist es Ihnen gelungen, sie zu finden? Ist sie treu geblieben?
    – Da ist sie –, antwortete der Meister mit einem Wink in Richtung Wand. Vor dem weißen Hintergrund stach die dunkle Margarita hervor und näherte sich dem Bett. Sie sah den liegenden jungen Mann, und Gram stand ihr in den Augen geschrieben.
    – Der Ärmste, der Ärmste –, flüsterte Margarita lautlos, über das Bett gebeugt.
    – Ist sie schön! –, murmelte Iwan, ohne Neid, aber doch traurig. – Da siehste mal, wie sich alles fügt. Nur bei mir nicht. – Er überlegte ein wenig und fügte gedankenvoll hinzu: – Aber, wer weiß, vielleicht auch bei mir …
    – Auch bei Ihnen, auch bei Ihnen –, hauchte Margarita und schob ihr Gesicht an den Liegenden heran. – Jetzt küsse ich Sie einmal auf die Stirn, schon hat sich auch bei Ihnen alles gefügt, so wie es sein soll … Das können Sie mir glauben. Ich weiß nämlich alles, habe alles gesehen.
    Der junge Mann umschlang ihren Hals mit den Armen. Sie küsste ihn.
    – Lebwohl, Lehrling –, sprach der Meister kaum hörbar und begann, sich in Luft aufzulösen. Er verschwand, mit ihm verschwand Margarita. Und das Balkongitter schnappte zu.
    Unser Iwan wurde unruhig. Er setzte sich, blickte nervös umher, führte Selbstgespräche, stand schließlich auf. Der immer stärker wütende Sturm hat sein Gemüt wohl ziemlich zerrüttet. Das Gehör – an stete Stille gewöhnt – erhorchte dort – hinter der Tür – eilige Schritte – gedämpfte Stimmen. Verstört und von Schüttelfrost befallen, rief er:
    – Praskowja Fjodorowna!

    Schon kam Praskowja Fjodorowna ins Zimmer herein und sah ihn besorgt und forschend an.
    – Was ist? Was ist denn? –, fragte sie. – Der Sturm? Macht Ihnen der Sturm zu schaffen? Ist ja gut, ist ja gut … Der Doktor hilft gleich.
    – Nein, keinen Doktor, Praskowja Fjodorowna –, Iwan schaute ein wenig verschreckt (nicht zu ihr, als vielmehr zur Wand). – Mit mir ist alles so weit in Ordnung. Keine Angst, so langsam weiß ich Bescheid. Sagen Sie mir lieber –, bat er innigst, – hier nebenan, auf 118: Was ist da passiert?
    – Auf 118? –, vergewisserte sich Praskowja Fjodorowna, und ihre Augen begannen hin und her zu huschen. – Aber da ist doch gar nichts passiert. – Tja, das klang leider wenig überzeugend. Und Iwan sagte es geradeheraus:
    – Ach, kommen Sie, Praskowja Fjodorowna! Sie sind die Ehrlichkeit in Person … Was glauben Sie denn? Dass ich toben werde? Nein, Praskowja Fjodorowna, werde ich nicht. Darum sagen Sie mir lieber die Wahrheit. Ich spüre es doch durch die Wand hindurch.
    – Also. Ihr Nachbar. Ist eben. Verstorben –, flüsterte Praskowja Fjodorowna, machtlos gegen die eigene Aufrichtigkeit und Herzensgüte, und sah unseren Iwan ängstlich an, in einem Gewand aus strahlenden Blitzen. Doch unser Iwan blieb auf dem Teppich. Er hob nur bedeutsam den Zeigefinger:
    – Ich hab es gewusst! Und ich bin mir sicher: In der Stadt ist eben noch jemand verstorben. Ich weiß sogar, wer. Es ist … –, Iwan setzte ein geheimnisvolles Lächeln auf: – … eine Frau.

Kapitel 31
Auf den Spatzenbergen
    Der Sturm wurde restlos hinweggefegt. Und am Himmel erstand – als Arkade über Moskau – ein vielfarbiger Regenbogen und trank Wasser aus dem Moskwa-Fluss. Oben, auf einem Hügel, zwischen zwei Wäldchen, waren drei dunkle Silhouetten. Woland, Korowjew und Behemoth – hoch zu Ross – sahen von ihren Rappen die am anderen Ufer verstreute Stadt mit zerbrochener Sonne, die aus tausend westwärts gerichteten Fenstern glitzerte, und die Lebkuchentürme des Jungfernklosters.
    Da rauschte die Luft, und Azazello, in dessen schwarzem Mantelschweif der Meister und Margarita flogen, kam herab, zu der Gruppe der Wartenden.
    – Ich war leider gezwungen, Sie zu stören, Margarita Nikolajewna, und auch Sie, Meister

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