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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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entzündete damit das Tischtuch. Danach auf dem Sofa den Stapel alter Zeitungen. Dann das Manuskript und die Gardine.
    Der Meister – schon berauscht vom bevorstehenden Ritt – warf irgendein Buch vom Bord auf den Tisch, wirbelte im brennenden Tuch dessen Seiten auf – und das Buch entbrannte mit heiterer Flamme.
    – Verbrenne, verbrenne, du früheres Leben!
    – Verbrenne, du Schmerz! –, rief Margarita.
    Das Zimmer begann bereits zu schwanken, inmitten von scharlachroten Säulen. Mit dem Rauch entwichen die drei durch die Tür, stiegen die steinernen Stufen hinauf, landeten im kleinen Hof. Direkt vor ihnen saß auf der Erde die Köchin des Bauherrn. Neben ihr lagen verstreute Kartoffeln und einige Bunde Lauch. Der Zustand der Köchin der Lage entsprechend: Drei schwarze Rosse schnaubten an der Scheune, fieberten und ließen die Erde unter sich in Fontänen bersten. Margarita sprang als Erste auf, dann Azazello, als Letzter der Meister. Die Köchin ächzte, hob ihren Arm, um ein Kreuz zu schlagen, doch Azazello schnauzte sie zornig vom Sattel an:
    – Ich hack’ dir die Hand ab! – Er pfiff, und die Rosse entschwirrten durchs knackende Lindengezweig, die niedrigen Wolkenschwaden rammend. Und schon quoll Rauch aus dem Kellerfenster. Von unten her tönte der schwache, hilflose Schrei der Köchin:

    – Hilfe! Es brennt! …
    Aber die Rosse sausten bereits über den Dächern von Moskau.
    – Ich will mich noch von der Stadt verabschieden –, rief der Meister dem vorausreitenden Azazello zu. Das Satzende wurde vom Donner verschluckt. Azazello nickte, ließ den Hengst galoppieren. Ihnen entgegen kam eine Wolke, die noch keinen Regen verspritzte.
    Sie aber flogen über dem Boulevard. Unten lauter Menschenfigürchen – rennen auseinander – nur fort von dem Sturm. Und da – endlich – die ersten Tropfen. Sie aber flogen über dem Rauch – dem einzigen, was vom Gribojedow geblieben war. Sie aber flogen über der Stadt, die allmählich mit Finsternis angefüllt wurde. Jetzt erst fiel die Sturzflut herab, dabei verwandelte sie die Fliegenden in drei riesige Wasserblasen.
    Das Gefühl des Fliegens – für Margarita nicht neu, für den Meister schon. Unglaublich! So schnell am Ziel, bei diesem einen. (Von wem sich denn sonst noch verabschieden?) Da – im Regenschleier das Gebäude der Klinik des guten Professors Strawinski. Der Fluss. Und am anderen Ufer das Wäldchen. Bestens bekannt. Sie landeten unweit: auf der Wiese, in einem Hain.
    – Ich warte hier –, schrie Azazello herüber, die Arme als Schild vor die Brust gelegt, mal von Blitzen erleuchtet, mal von Grau verhängt. – Sie können sich verabschieden, nur machen Sie es kurz!
    Margarita, der Meister sprangen ab und flatterten – zwei verwässerte Schatten – durch den klinischen Garten. Noch eine Sekunde, und der Meister schob mit einer gewohnten Bewegung das Balkongitter beiseite und betrat das Zimmer Nr. 117. Margarita folgte ihm. Nun waren sie bei unserem Iwan, unsichtbar und unbemerkt, während es draußen stürmte und stöhnte. Der Meister blieb vor dem Bett stehen.
    Unser Iwan lag regungslos. (Genau wie damals, da er zum ersten Mal das tobende Gewitter beobachtete – hier im Haus seinerErholung). Allein – diesmal weinte er nicht. Als er die finstere Silhouette, die vom Balkon aus bei ihm eindrang, näher betrachtete, setzte er sich, streckte die Arme aus und grüßte froh:
    – Ah! Sie sind es! Ich warte und warte. Na endlich, Herr Nachbar.
    Und der Meister darauf:
    – Ja, hier bin ich! Aber Ihr Nachbar kann ich leider nie wieder sein. Ich werde für immer forteilen und komme nur, um Lebwohl zu sagen.
    – Ich wusste es, ich habe es schon vermutet –, sprach Iwan leise und fragte noch: – Und? Haben Sie ihn getroffen?
    – Ja –, antwortete der Meister, – ich komme, um Lebewohl zu sagen, denn Sie sind der einzige Mensch, mit dem ich in letzter Zeit geredet habe.
    Iwans Gesicht hellte sich auf:
    – Das ist gut, dass Sie hier vorbeifliegen. Ich werde nämlich mein Wort halten und keine Gedichte mehr von mir geben. Ich brüte gerade über etwas ganz anderem –, er lächelte und schaute mit irren Augen irgendwohin an dem Meister vorbei, – ich möchte etwas ganz anderes schreiben. Ich lag hier und, wissen Sie, mir ist über sehr viele Dinge ein Licht aufgegangen.
    Diese Worte bewegten den Meister. Er setzte sich auf den Rand des Betts:
    – Aber das ist doch gut, das ist doch gut. Sie schreiben die Fortsetzung – über ihn!
    Iwans

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