Meister und Margarita
Augen vor lauter Blutaufwallung und seelischer Erregung trübe wirkten, ins Gespräch zu kommen …«: Wie auch an anderen Stellen des Romans, behandelt Bulgakow die staatlichen Organe sprachlich in entpersonalisierter Form.
S. 220 »Der Geizige Ritter«: »Skupoj rycar’«, ein Dramolett von Alexander Puschkin aus der Sammlung »Kleine Tragödien« ( »Malen’kie tragedii« ).
S. 221 »So wie der junge Geck zum Stelldichein / die listige Verführerin erwartet …«: Die Anfangsworte des Monologs des Barons aus dem »Geizigen Ritter«.
S. 221 »Nikanor Iwanowitsch hörte ihn sagen, wie irgendeine unglückliche Witwe jammernd – im Regen – vor ihm niederkniete …«: Alles, was Bossoi in der folgenden Passage auf Kurolessow bezieht, bezieht sich in Wirklichkeit auf den Baron aus Puschkins »Geizigem Ritter«, dessen Rolle der Schauspieler spielt.
S. 221 »Und wer soll gefälligst die Miete bezahlen? Puschkin etwa? …«: Eine im Volksmund (bis auf den heutigen Tag) gängige Redewendung, die Puschkin ironisch zu einem Allroundgenie und Faktotum stilisiert.
S. 222 »Der Artist starrte Kanawkin in die Augen. Nikanor Iwanowitsch schien es sogar, er starre durch Kanawkin hindurch, wie mithilfe von Röntgenstrahlen. …«: Im Original lautet der Satz wie folgt: »Der Programmleiter starrte Kanawkin direkt in die Augen, und Nikanor Iwanowitsch schien es sogar, als würden aus diesen Augen Strahlen sprühen und Kanawkin durchdringen, wie Röntgenstrahlen«, und enthält somit einen Bezugsfehler.
S. 223 Pretschistenka: Eine Straße im Zentrum von Moskau.
S. 223 Pralinenschachtel: Im russischen Original heißt es » Einem – Schachtel«, benannt nach der bekannten, von Theodor Ferdinand von Einem gegründeten Moskauer Konditorei.
S. 225 »Dort liegt das Gold, und es ist mein, / ja, es gehört nur mir allein …« : Arie des Hermann aus Peter Tschaikowskis Oper »Pique Dame« nach der gleichnamigen Novelle von Alexander Puschkin.
S. 225 Lianosowo: Ein Ort nördlich von Moskau.
S. 225 Kampfgänse: Der Gänsekampf (vergleichbar dem Hahnenkampf) ist ein in Russland verbreiteter traditioneller Wettbewerb.
Kapitel 16
S. 228 »Ungefähr eine Meile weiter …«: Im Original ist von einem »Kilometer« die Rede, einem in der Antike unbekannten Entfernungsmaß. Der Pilatus-Roman ist in früheren Fassungen exzessiv von Anachronismen durchsetzt, in den späteren Versionen tilgte Bulgakow solche grotesken Elemente systematisch, bis auf einige wenige Stellen, wo er sie offenbar übersah.
S. 230 »Aber die Eimer leerten sich schnell. Und den Kavalleristen verschiedener Trupps wurde nacheinander befohlen, am Fuße des Berges Wasser zu holen. In der Höllenhitze verhauchte dort, nur spärlich beschirmt von verdorrten Bäumen, seine letzten Tage ein trüber Bach. Hier standen auch und schnappten nach schwachen Schatten die Pferdewärter und hielten die Zäume ihrer kirren Tiere …«: Im Original zeichnet sich die Passage durch feinmechanische Klangstruktur aus, die intensiv mit Alliterationen, Assonanzen, Reimen und Anklängen arbeitet: »Vedra pusteli bystro, i kavaleristy iz raznych vzvodov po očeredi otpravljalis’ za vodoj v balku pod goroj gde v židkoj teni toščich tu tovych derev dožival svoi dni na etoj d’javol’skoj žare mutnovatyj ručej. Tut že stojali, lovja nestojkuju ten’, i skučali konovody, deržavšie prismirevšich lošadej …«
S. 231 »… ganz gleich, ob Kiesel oder von der Zeit gebleichtes Menschengebein …«: Auch im Russischen enthält die Stelle reimähnliche Anklänge: »… vybelennye vremenem čelovečeskie kosti ili melkie kremni …«
S. 233 Tallit: Ein ritueller jüdischer Gebetsmantel.
S. 235 »Im hitzigen Hirn hetzt der Gedanke …«: Das Original enthält ein ähnliches Klangbild: »V gorjaščej ego golove prygala tol’ko odna gorjačečnaya mysl’ …«
S. 235 »Sieht links die offene Tür eines Lädchens, wo Brot verkauft wird …«: Der Autor Andrej B. Levin macht zu Recht darauf aufmerksam, dass die gesamte hier von Bulgakow geschilderte Situation nicht authentisch sein kann: Erstens wurde Brot niemals in »Lädchen«, sondern ausschließlich in Bäckereien verkauft, die keine Theken und Regale im heutigen Sinne besaßen. Zweitens wurde es ausschließlich von Männern verkauft. Drittens wurde das Brot im Altertum niemals mit einem Messer geschnitten, sondern nur gebrochen. Viertens ist selbst ein modernes Brotmesser nicht lang und schmal, sondern, im Gegenteil, breit
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