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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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ich damit immer noch im Nachteil. Und Zamera verdient schnelle Hilfe.“
    Dagegen wusste Isabell nichts einzuwenden. Sie dachte an Zameras schmerzerfülltes Atmen. Um wieviel schlimmer mussten diese Verletzungen sein, wenn man sich in seine menschliche Gestalt zurückwünschte, sich nicht äußern konnte…
    „Natürlich“, sagte sie deswegen. „Aber ganz egal, wie wirksam Ihre Zauber sind, wird mein Vater nicht schlecht erschrecken, wenn er sich plötzlich einem Einhorn gegenüber sieht.“
    „Ich werde ihn auf den Anblick vorbereiten“, versprach Meleon.

    Ab dem folgenden Abend nahm Isabell ihre täglichen Besuche in Meleons Laden wieder auf. Mit noch mehr Eifer widmete sie sich dem Fertigen von Cremes und Gebäck. Das Geheimnis der Schokoladenzubereitung wurde ihr jedoch immer noch vorenthalten.
    „Dazu fehlt uns nun die Zeit“, sagte Meleon ernst. Er war ständig damit beschäftigt, Zameras Wunden zu waschen und die Wundränder zu pudern, ihr Wasser einzuflößen und ihr von dem Gemisch zu geben, das Isabells Vater nach vorsichtiger Absprache mit einem befreundeten Tierarzt entwickelt hatte, um Zamera bei Kräften zu halten.
    Isabell brachte sich selbst bei, eine perfekte Wiener Masse aus Eiweiß und Zucker über dem Wasserbad aufzuschlagen und daraus zartes Baiser zu backen. Sie schuf auch die ersten dunklen Armagnactrüffel, die in Baiserkrümeln gewälzt waren.
    Meleon probierte sichtlich skeptisch.
    Dann lächelte er.
    Wortlos verließ er die Küche.
    Wenige Augenblicke kam etwas aus dem oberen Geschoss herab geflattert. Es war eine weiße Taube aus Papier, die magisch gelenkt auf Isabells Hand flog und sich ganz von selbst entfaltete.
    Willst du mich heiraten? , stand dort in roter Tinte.
    Isabell nahm den Bleistift, der immer in der zweiten Schublade von links bereit lag, schrieb ein Nein und wollte das Gebilde falten, doch das Papier nahm von allein wieder Taubengestalt an und flatterte zur Treppe.
    Kurz darauf rief Meleon von oben: „Warum nicht?“
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte Isabell wahrheitsgemäß.
    Eigentlich hatte Meleon viele Eigenschaften, die ihn liebenswert machen mussten. Er war ein noch junger und zweifellos gut aussehender Mann mit undeutbaren braunen Augen und einem charmanten Lächeln. Seine Hände zu beobachten, wenn er Schokolade verarbeitete, bereitete Isabell jedes Mal Vergnügen. Sie teilten die Freude an köstlichem Konfekt und zart duftenden Schokoladen.
    Aber Meleons andere Seite beunruhigte Isabell. Sie ärgerte sich über sein unerschütterliches Selbstbewusstsein, die Verzauberung ihrer Eltern und die Arroganz, die er manchmal nicht verbergen konnte, obwohl er sich offensichtlich Mühe gab.
    Wenn sie seinem Drängen nachgab – welche Eigenschaften würden dann zum Vorschein kommen?
    Isabell hatte oft genug erlebt, wie überrascht Freundinnen und Kusinen waren, wenn sich der holde Angetraute nach der Hochzeit als Langeweiler, herrschsüchtiger Tyrann oder gar Trinker herausstellte. Und sie alle hatten gewöhnliche Männer geheiratet. Keine Zauberer.
    Meleon behauptete ja nicht einmal selbst, dem Guten zu dienen. Isabell ahnte, dass er in Wut und Rache wahrscheinlich kein Maß kannte. Wie verlief wohl ein Streit zwischen Eheleuten, wenn der Ehemann ein dunkler Magier war?
    Empfing man als Gattin eines Zauberers andere Frauen zum Kaffeekränzchen? Strickte und nähte man für Wohltätigkeitsbasare? Und waren Kinder von Zauberern selbst kleine Zauberer?
    Sie schüttelte den Kopf.
    Für einen solchen Schritt fühlte sie sich eindeutig noch nicht reif.
    Außerdem war sie sich nicht sicher, ob es ihr gefiel, dass er nach dem gewaltsamen Tod seiner Frau und seiner Kinder wieder heiraten wollte.
    Oder ging es ihm genau darum? Kinder?
    Sie legte den Bleistift fort und schloss die Schublade.
    Auf sie wartete nun erst einmal feinstes Baiser, das sie in dreierlei Konfekt verwandeln würde.

    Ungewöhnlich früh war sie an diesem Abend fertig, legte die Schürze ab, wusch sich die Hände und wünschte Meleon eine gute Nacht.
    „Soll ich Sie nicht nach Haus begleiten?“
    „Es ist doch gerade erst acht Uhr“, sagte sie. „Vielleicht gehe ich noch bei meinem Vater in der Praxis vorbei. Er hat heute Morgen gesagt, es könne spät werden. Es ist Erkältungszeit.“
    „Wie Sie meinen, Isabell. Dann bis morgen Nachmittag!“
    Sie verließ den Laden durch die Vordertür, hörte Meleon abschließen, und schlenderte an den Auslagen der benachbarten Geschäfte vorbei, denn die

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