Meleons magische Schokoladen
heiraten?“, fragte er.
Sie sah in seine dunklen Augen und hörte sich selbst seufzen.
„Ich fürchte schon.“
„Die Furcht ist berechtigt“, sagte er. „Man verfolgt mich, und neben mir gerätst auch du in Gefahr. Du hast es erlebt: jemand hat Sekoy ausgesandt, obwohl das eigentlich gar nicht möglich sein dürfte. Und sie haben dich eingekreist und attackiert. Hätte ich nicht schon vorher Maßnahmen zu deinem Schutz ergriffen, hätte diese Begegnung tödlich sein können. Aber diesmal weiß ich, dass sie auch vor Frauen und Kindern nicht Halt machen. Wir gehen gewappnet in diesen Krieg.“
Isabell schauderte.
„Ist es das? Ein Krieg? Bisher habe ich Phineas gesehen und die beiden Panther…“
Meleon nickte.
„Nennen wir es beim Namen! Die Fisary tragen den Kampf in deine Welt. Werden sie nicht zurückgeschlagen, dann bedeutet das zuerst den Tod aller Menschen hier in der Stadt und dann tatsächlich einen gewaltigen Krieg, der sich zumindest auf die deutschen Lande erstrecken wird, wenn nicht darüber hinaus. Wenn du mich unter diesen Umständen heiraten willst…“
„Unter diesen Umständen, ja!“, sagte Isabell entschlossen.
Er küsste sie, fuhr dann aber herum, zog die Herdklappe auf und sagte: „Verdammt, das war knapp! Beinah wären sie misslungen!“
Isabell musste lachen.
„Immerhin gut zu wissen, dass du im Fall eines Falles immer zuerst an die Schokolade denken wirst.“
Er grinste.
„Nichts ist schreckenerregender als verkohlte Schokoladensoufflés!“
Dann lachte er mit ihr.
Walzwerke
Isabell war nicht sonderlich überrascht, dass sich die beiden Prinzen im Hause Fechter einquartierten. Sie war aber auch nicht erfreut.
Besonders Prinz Finyon erwies sich von Tag zu Tag weniger als ein vielversprechender Königsspross. Er mäkelte über das ausgezeichnete Essen und forderte, der Diener habe zu jeder Uhrzeit bereit zu stehen, um seinen Wünschen nach frisch bereiteter Limonade oder Eiern im Glas zu willfahren. Dann mussten seine plissierten Hemden geplättet, seine Schuhe poliert und die silbernen Manschettenknöpfe blank gerieben werden. Als er bei Isabells Vater dann allen Ernstes eine Anleihe auf das zu erwartende Erbe aufnehmen wollte, riss Isabell der Geduldsfaden.
Da sich Meleon im Laden seinen Schokoladen widmete, musste sie sich selbst mit Seiner Hoheit auseinandersetzen. Danach war Prinz Finyon zutiefst gekränkt und drohte, abzureisen.
„Wir bedauern natürlich, dass Sie uns schon verlassen, Königliche Hoheit“, sagte Isabell kühl. „Möchten Sie vorher noch einen Imbiss nehmen? Wann soll Ihr Gepäck bereit stehen?“
Prinz Finyon zog scharf die Luft ein.
„Wären wir auf Halaîn, würde ich eine solch unverschämte Weibsperson züchtigen lassen!“
„Ich versuche nur, behilflich zu sein“, behauptete Isabell. „Und darüber hinaus bewahre ich das nicht unerschöpfliche Vermögen meiner Familie davor, sich zu verflüchtigen.“
Seine Hoheit schloss sehr nachdrücklich die Tür zwischen sich und Isabell. Bemerkenswerterweise führte er jedoch keine Klage bei Meleon, der am Abend zum Essen kam, und es wurde auch nicht von Abreise geredet.
Nach der Mahlzeit erzählte sie Meleon von der Angelegenheit und er gab einen gequälten Ton von sich.
„Seine Hoheit hat nie gelernt, zu wirtschaften“, sagte er. „Da ist Florindel glücklicherweise anders. Er zieht als Zimmermannsgeselle durch die Lande, versteht es durchaus, anzupacken und seine Vergnügungen mit ein paar Groschen zu bestreiten. Ich habe Prinz Finyon bereits mehrmals recht hohe Summen vorgestreckt – wohl wissend, dass ich sie niemals wieder sehen werde.“
„Scheint es mir nur so, oder hatten die Untertanen so manchen Grund, aufzubegehren?“
„Sie hatten deren viele“, entgegnete Meleon. „Manche davon waren nachvollziehbar, andere weniger. Ich muss allerdings gestehen, dass die hohe Verschuldung des gesamten Staatswesens das Gemeinwohl erheblich belastete. Ein nicht geringer Teil dieser Verschuldung war dem Kronprinzen anzurechnen, dessen Prunkbauten, Mätressen, Kutschen, Reitpferde und Diamantknöpfe ungeheure Summen verschlangen. So hielt er sich für die fehlende elterliche Zuwendung schadlos. Aber ich plaudere aus der Schule.“
„Vielleicht solltest du das“, sagte Isabell. „Wenn wir wirklich heiraten sollten…“
„Natürlich heiraten wir“, sagte Meleon und zog sie an sich. Seine Lippen waren nur um die Breite eines Fingers von ihrem Mund entfernt, als eine Tür
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